Die GIG Unternehmensgruppe ist mit dem frühzeitigen Erkennen von Trends im Facilitymanagement in den letzten 25 Jahren zu einem mittelständischen Unternehmen herangewachsen. In zweiter Generation will Dr. Lisa Hannusch die digitale Transformation weiter vorantreiben.
Ende der 1990er-Jahre erlebte Berlin als neuer Regierungssitz einen Bauboom. Mittendrin der damals 33-jährige Torsten Hannusch, dessen Lebensmittelpunkt in Berlin war. Der Diplomingenieur mit dem Fachbereich Elektrotechnik sollte einen neuen Job in Frankfurt/Main antreten. „Da ich eine achtjährige Tochter hatte, wollte ich Berlin nicht verlassen – und so habe ich mich selbstständig gemacht“, erzählt Torsten Hannusch, der gemeinsam mit seiner Frau Kathrin die GIG GmbH gründete. GIG stand als Kürzel für Gesellschaft für integriertes Gebäudemanagement. „Im Mittelpunkt sollte ein ganzheitliches Gebäudemanagement stehen und nicht nur einzelne Gewerke“, schildert er sein neues Konzept. „Wir verwendeten von Anbeginn den Begriff des Facilitymanagements.“
Erfolgreiche Entwicklung zum Technologiedienstleister
Foto: © GIG Unternehmensgruppe
Es gelang schnell, am Wachstumsmarkt der Büroimmobilien zu partizipieren, einen ersten Referenzkunden zu gewinnen und die ersten 15 Mitarbeiter zu beschäftigen. „Dennoch gab es in den ersten fünf Jahren auch so manche Durststrecke zu überwinden. Wir waren ja eine junge Branche, in der fast ausschließlich Personalkosten entstanden, und Personalausgaben wurden von den Banken nicht finanziert“, so Torsten Hannusch. „Und das Geschäftsfeld Facilitymanagement hat der Bearbeiter der Bürgschaftsbank leider nicht verstanden.“ Bei einem späteren Gespräch mit dem damaligen Geschäftsführer der Bürgschaftsbank Berlin, Herbert Müksch, bekam er das Angebot von ihm, als Beirat die GIG zu unterstützen. „Das hat sich im Nachhinein als ein sehr guter Ansatz erwiesen. Vor allem wurde ich dadurch als Unternehmer nach vorne gepusht“, schildert Torsten Hannusch, der in seiner Freizeit Marathon läuft, die Zusammenarbeit mit dem Banker, die 2003 ihren Anfang nahm. Zwei Jahre später begannen dann viele Chemieparks in Deutschland mit dem Outsourcing der Dienstleistungen für den Betrieb ihrer Flächen. Ein erstes Chemieunternehmen übergab diesen Auftrag an die GIG, die auch einen Teil der Mitarbeiter übernahm. Auch das firmeneigene Rechenzentrum wurde fortan von den Berlinern gewartet. Es war der Auftakt für den beginnenden Transformationsprozess zum Technologiedienstleister im Facilitymanagement mit dem Schwerpunkt Technik und Engineering.
Neues Unternehmensleitbild entwickelt
– ein GIG-Mitarbeiter bei der technischen
Anlagenkontrolle. Foto: © GIG Unternehmensgruppe
Seit 21 Jahren ist Müksch nunmehr Beiratsvorsitzender. In den mittelständischen Familienbetrieb ist inzwischen die Tochter des Firmengründers, Dr. Lisa Hannusch, eingetreten. Nach ihrem Studium der Physik an der RWTH Aachen, der Trent University in Kanada und der Technischen Universität Dresden, nach Promotion und ersten Berufserfahrungen im Projektmanagement trat sie mit 32 Jahren im September 2021 ins väterliche Unternehmen als Business Development Managerin ein. Mit ihrem Vater verbindet sie das gemeinsame Interesse an neuen Technologien und der Digitalisierung durch den Einsatz von KI. Dies will sie fortsetzen, ebenso wie die Zusammenarbeit mit interessanten Start-ups, an denen das Unternehmen beteiligt ist oder mit denen gemeinsame Pilotprojekte entwickelt werden. Inzwischen wird die künftige Transformation durch ein neues Unternehmensleitbild mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit geprägt, das Dr. Hannusch gemeinsam mit der gesamten Führungsmannschaft entwickelt hat. Hier geht es vor allem darum, die Mitarbeiter langfristig ans Unternehmen zu binden und die Verantwortung bei den Führungskräften der GIG stärker zu etablieren. „Alle Mitarbeiter sind Teil eines Puzzles, und hier gilt es, die Teams zu stärken, damit sie sich im Unternehmen wohlfühlen“, so die neue Unternehmenslenkerin. Das sieht sie als unabdingbar für die künftige Diversifizierung der GIG, etwa im Bereich der Energienetze, regenerativer Energieerzeugungsanlagen oder Umwelttechnik.
„Beiräte sind unschätzbar für den Wissenstransfer“
Interview mit Dr. Lisa Hannusch, geschäftsführende Gesellschafterin, GIG Unternehmensgruppe
Unternehmeredition: Frau Dr. Hannusch, wie lange haben Sie überlegt, die Nachfolge im Unternehmen zu übernehmen?
Dr. Lisa Hannusch: Schon während meines Studiums habe ich darüber nachgedacht, wie das Familienunternehmen für Beständigkeit stehen könnte und wie ich mich in diesen Prozess einbringen könnte; sei es als aktiver oder passiver Gesellschafter. Ich bin unheimlich stolz auf das, was meine Eltern aufgebaut haben. Wir haben uns seit meinem 21. Lebensjahr, also rund zehn Jahre innerhalb der Familie zu diesem Thema ausgetauscht. Nach meiner Rückkehr aus Kanada habe ich dann regelmäßig an Beiratssitzungen teilgenommen. Wichtig war, dass ich keinerlei Druck bei der Entscheidungsfindung hatte. Ich bin Einzelkind, aber meine Eltern haben mir immer signalisiert, dass es andere Möglichkeiten gibt, falls ich nicht übernehmen will.
Wie wurde die Unternehmensnachfolge geregelt?
Der Prozess der Nachfolge ist noch nicht abgeschlossen. Ich bin zunächst als Mitgesellschafterin ins Unternehmen eingestiegen und bin seit zweieinhalb Jahren Geschäftsführerin der Holding, wo ich erste strategische Weichen für die Zukunft stelle. So habe ich einen Geschäftsführer eingestellt, der mit seinen Branchenerfahrungen zur Seite steht und auch aktiv den Nachfolgeprozess begleiten soll. So soll ermöglicht werden, dass mein Vater in anderthalb Jahren aus dem operativen Geschäft ausscheiden kann.
Werden Sie den Beirat als Beratungsgremium beibehalten?
Aber ja. Es gibt zwei Beiräte für das Unternehmen: zum einen den Familienbeirat, in dem auch ich genauso wie mein Onkel schon seit Längerem dabei bin, und zum anderen den Unternehmensbeirat, der auch weitergeführt wird, wenngleich es im Zuge der Nachfolge vielleicht die eine oder andere Neuaufstellung geben könnte. Auf jeden Fall sind die Beiratsmitglieder unschätzbar beim Wissenstransfer für die zukünftige strategische Ausrichtung des Unternehmens. Wir wollen auch zukünftig weiter – je nach Geschäftsfeld – jährlich organisch zwischen 10% und 20% wachsen.
Wir danken Ihnen für das Gespräch!
Das Interview führte Torsten Holler.
👉 Diese Fallstudie ist auch in unserer Unternehmeredition-Magazinausgabe 2/2025 erschienen.
KURZPROFIL
GIG Unternehmensgruppe
Branche: Facilitymanagement
Gründungsjahr: 1998
Firmensitz: Berlin
Mitarbeiter: 500
Umsatz 2024: 85 Mio. EUR