Insolvenzen wieder auf Vorkrisenniveau

Unternehmensinsolvenzen
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Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat mitgeteilt, dass die Zahl der eröffneten Unternehmensinsolvenzen im November 2022 beinahe wieder das Insolvenzniveau des Novembers im Vorcoronajahr 2019 erreicht hat. Nach Einschätzung des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID) würden damit erstmalig die Corona- und Energiepreishilfen der Regierung keinen starken Effekt mehr auf die Insolvenzstatistik zeigen. Laut Destatis ist die Zahl der beantragen Unternehmensinsolvenzen im November im Vergleich zum Vorjahresmonat um 19,9% gestiegen. Nach vorläufigen Prognosen seien die beantragten Unternehmensinsolvenzen im Januar 2023 allerdings wieder um 3,2% gegenüber dem Vormonat Dezember 2022 gesunken. Es zeichnet sich also kein einheitliches Bild ab – und von einer Insolvenzwelle kann keine Rede sein. Viele Experten der Insolvenz- und Restrukturierungsbranche hatten im Gespräch mit unserer Redaktion auch nur eine Normalisierung der Insolvenzzahlen prognostiziert.

Effekte der Hilfsprogramme laufen aus

Die Zahl der eröffneten Unternehmensinsolvenzen im November 2022 erreichte laut Destatis fast den Stand des Novembers im Vorcoronajahr 2019. „Zum ersten Mal seit Pandemiebeginn deutet sich an, dass die starken Sondereffekte aus den staatlichen Unterstützungsprogrammen im Rahmen der Corona- und Energiepreishilfen keine starken Auswirkungen mehr auf die Insolvenzzahlen haben“, erläutert Dr. Christoph Niering, Insolvenzverwalter und Vorsitzender des VID. „Die Effekte der Unterstützungsmaßnahmen laufen jetzt langsam aus. Es zeichnet sich ab, dass wir ohne weitere staatliche Subventionen wieder das Insolvenzniveau des Jahres 2019 erreichen werden“, so Niering weiter. Trotz anhaltender Wirtschaftskrise lagen die Unternehmensinsolvenzen in den Jahren 2020, 2021 und 2022 auf historisch niedrigem Stand. Grund dafür seien laut VID die umfangreichen staatlichen Hilfsmaßnahmen wie die teilweise Aussetzung der Insolvenzantragspflichten, die Ausweitung des Kurzarbeitergelds, finanzielle Hilfeleistungen sowie der Vollstreckungsstopp der Finanzbehörden und Krankenkassen. Darüber hinaus reagierte die Bundesregierung mit Ausbruch des Ukrainekrieges mit weiteren Unterstützungsmaßnahmen auf die gestiegenen Energiepreise, deren Effekte auf die Insolvenzzahlen nun erkennbar geringer werden.

Experten erwarten leichtes Wirtschaftswachstum

Wirtschaftsexpertinnen und -experten aus aller Welt blicken für 2023 eher verhalten auf die wirtschaftliche Entwicklung in ihren Ländern. Dies sind die Ergebnisse des Economic Expert Survey (EES), einer globalen vierteljährlichen Umfrage des ifo Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik. Die Erwartungen für die einzelnen Länder ergeben eine durchschnittliche weltweite Wachstumsrate von 2,8%. „Eine globale Rezession wird damit nach Ansicht unserer Expertinnen und Experten weltweit zunehmend unwahrscheinlicher“, sagt ifo-Forscher Klaus Gründler.  Die Erwartungen liegen gegenwärtig nur gering unter der globalen Wachstumsrate in den zehn Jahren vor Ausbruch der Coronapandemie. Für die kommenden Jahre sind die befragten Expertinnen und Experten laut ifo Institut zuversichtlicher und erwarten für das nächste Jahr 3,3% und für 2026 sogar 3,8% Wachstum weltweit.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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