Infiziert – Hacker nehmen Mittelstand ins Visier

Es ist kein Geheimnis, dass der deutsche Mittelstand innovativ ist. Doch leider machen viele der erfolgreichen Unternehmen unwissend auch kein großes Geheimnis um ihre Daten – ein gefundenes Fressen für Hacker aus Deutschland und aller Welt.

Allein in der deutschen Wirtschaft verursacht Cyberkriminalität durch Hacker einen jährlichen Schaden von geschätzt 52 Mrd. Euro. Neue Mittel und Wege, um in gesicherte Netzwerke einzudringen, entstünden minütlich, so Schumann. Am G DATA Hauptsitz in Bochum forschen etwa 120 der 400 Mitarbeiter in einem eigenen Lab an neuesten Viren. „Wir haben weltweit ungeschützte Rechner, um zu sehen, was und wie angegriffen wird.“ Taucht ein neues relevantes Virus auf – insgesamt markieren die Rechner täglich Tausende Arten neuer oder abgewandelter Schadsoftware – versucht das Unternehmen so schnell wie möglich eine Lösung dagegen zu finden. „Das kann wenige Minuten dauern, manchmal aber auch Monate.“

Hacker: Der Verfassungsschutz hilft 

Haben keine Angst mehr vor Hackern: Robert (l.), Veronika und Patrick Suchy. (© clearaudio electronic GmbH)
Haben keine Angst mehr vor Hackern: Robert (l.), Veronika und Patrick Suchy. (© clearaudio electronic GmbH)

Auch Familie Suchy hatte zunächst Schwierigkeiten, die Extremsituation einzuordnen, reagierte dann aber schnell. Innerhalb weniger Tage liefen die Ermittlungen an. Neben dem Rechtsstreit kümmerte sich das Familienunternehmen mit Hochdruck um ein neues Sicherheitskonzept gegen Hacker. Nach wenigen Monaten der Zusammenarbeit mit einem IT-Partner stand der Schutzplan. Dessen Grundstruktur hatten die Erlanger zuvor gemeinsam mit dem Cyber Allianz Zentrum (CAZ) des bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz erarbeitet.

Das CAZ sieht sich als Anlaufstelle für die bayerische Wirtschaft und Betreiber kritischer Infrastruktur, die Ziel von Cyberspionage oder Cybersabotage aus dem Ausland werden. „Reine Industriespionage, also Konkurrenzspionage ohne Zutun eines ausländischen Nachrichtendienstes, fällt allerdings in den Zuständigkeitsbereich der Polizei Da fehlt uns als Verfassungsschutz die gesetzliche Grundlage, um aktiv zu ermitteln“, grenzt Florian Seitner den Aufgabenbereich seiner Abteilung ein. Die Hacker seien vernetzt und darauf bedacht, so wenige Spuren wie möglich zu hinterlassen. „Wir erleben oft, dass sich ein Fall mit einem anderen in Verbindung bringen lässt, dieser zu einem dritten führt, der sich letztlich wieder als der erste herausstellt.“ Durch den Vergleich mit bereits erfassten Fällen versucht das CAZ, Rückschlüsse auf Täter zu ziehen. Dabei arbeitet die Behörde mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz zusammen und kann so auch mit ausländischen Nachrichtendiensten Erkenntnisse abgleichen. „Sämtliche Daten, die unser Haus verlassen, sind anonymisiert, wir können absolute Vertraulichkeit garantieren“, versichert Seitner den Unternehmen.

Doch nicht für alle ist die wachsende Cyberkriminalität nur negativ. Der steigende Bedarf an Sicherheitstechnik für Unternehmen wirkt sich positiv auf das Zahlenwerk von G DATA aus. Schon heute generiert das Unternehmen 50 Prozent seines Jahresumsatzes – im letzten Jahr 40 Mio. Euro – im Geschäftskundenbereich, der sich komplett aus Mittelständlern zusammensetzt. „Wir gehen davon aus, dass wir den Umsatz in diesem Bereich in den nächsten Jahren verdoppeln können“, so Schumann. Das liege zum einen am allgemeinen Nachfrageanstieg und zum anderen an der besonderen Glaubwürdigkeit, die das Unternehmen als einer der wenigen deutschen Anbieter auf dem Markt habe. Auch Robert Suchy ist sich sicher, dass Cyberkriminalität und HAcker noch mehr Raum im Alltag deutscher Mittelständler einnehmen werden. Als einer der wenigen Betroffenen, die sich an die Öffentlichkeit trauen, ist seine Meinung bei anderen Unternehmen gefragt. So und so hält er regelmäßig Vorträge, gibt Tipps und erklärt den eigenen Schutzplan – gut gelaunt und mit fränkischem Akzent.

Autorenprofil

Korbinian Vielmeier verstärkt im Sommer 2015 als Praktikant das Team der Unternehmeredition. Er studierte Business Administration and Economics sowie Medien und Kommunikation in Passau, bevor er sich im Herbst auf zu seinem Masterstudiengang macht.

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