Wirtschaftsprognosen werden besser

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Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich gebessert. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im März weiter gestiegen. Dies ist der fünfte Anstieg in Folge. Mit dieser guten Nachricht beginnen wir die Übersicht über die aktuellen Wirtschaftsprognosen.

Treiber der Aufwärtsentwicklung waren vor allem die Erwartungen der Unternehmen. Aber auch die laufenden Geschäfte beurteilten die Firmen etwas besser. Trotz der Turbulenzen bei einigen internationalen Banken stabilisiert sich die deutsche Konjunktur. Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Index deutlich gestiegen. „Die Unternehmen waren merklich zufriedener mit der aktuellen Geschäftslage. Zudem ist der Pessimismus bei den Erwartungen nahezu verschwunden“, erklärt ifo-Präsident Clemens Fuest. Insbesondere in Schlüsselbranchen wie Autoindustrie, Chemie, Elektroindustrie und Maschinenbau verbesserte sich laut ifo die Stimmung deutlich. Im Dienstleistungssektor habe sich die Aufwärtsbewegung des Geschäftsklimas fortgesetzt. Die laufenden Geschäfte würden sich deutlich besser entwickeln. Der Erwartungsindex stieg auf den höchsten Wert seit Februar 2022.

IW rechnet mit Stagnation

Die deutsche Wirtschaft hat das Krisenjahr 2022 besser überstanden als zunächst befürchtet. Doch Unsicherheit, Inflation und hohe Energiekosten würden den Aufschwung weiter belasten: Für 2023 rechnet das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) mit einem Wirtschaftswachstum von lediglich 0,25%. Nach dem ersten Schock habe sich Deutschland 2022 an die Folgen des Ukrainekriegs angepasst. Doch die Folgen – hohe Preise, gestiegenes Zinsniveau, geopolitische Unsicherheit und jetzt auch Finanzmarktprobleme – würden eine Art „neue Normalität“ bilden. Diese würde das Investitionsklima eintrüben und den Wirtschaftsstandort Deutschland weiter unter Druck setzen. „Die Wirtschaft hat die Krise besser bewältigt, als wir es im vergangenen Jahr hätten hoffen können „Die große Erholung bleibt 2023 dennoch aus. Wir stehen vor einer neuen Zeit der Stagflation“, sagt IW-Konjunkturexperte Michael Grömling.

Das liegt nach Aussage der IW-Experten vor allem an den hohen Energiepreisen. Die gewaltigen Schwankungen aus dem vergangenen Sommer seien zwar abgeebbt, allerdings liegen die Preise immer noch ein Vielfaches über denen der Vorkrisenzeit. Für 2023 rechnet das IW mit einer Inflation von sechs Prozent. Damit sei auch eine Rückkehr zu einer Politik des günstigen Gelds unwahrscheinlicher. Die Bauwirtschaft bekomme mehrere Probleme zu spüren: Die Finanzierungskosten würden steigen, Material sei knapp und entsprechend wenig würden die Deutschen bauen. Für 2023 prognostiziert das IW das dritte Rezessionsjahr in der Bauwirtschaft in Folge. Schon aus den Coronajahren hätten die deutschen Unternehmen einen gewaltigen Investitionsstau mitgenommen. Energiepreise, Inflation und Unsicherheit dürften ihn weiter verlängern. „Wenn Investitionen zu lange ausbleiben, droht eine strukturelle Schädigung der ganzen Volkswirtschaft. Steuerlast, Energiekosten und Fachkräftemangel sind schon heute Wettbewerbsnachteile für die deutsche Wirtschaft. Wir müssen zusehen, dass nicht noch Weitere dazukommen“, erklärt IW-Ökonom Michael Grömling.

S&P Global: Deutschland auf Wachstumskurs

Das Wachstum der deutschen Wirtschaft hat sich im März nach aktuellen Zahlen des Wirtschaftsforschungsinstituts S&P Global weiter beschleunigt. Es allerdings erneut nur moderat ausgefallen. Auch der Stellenaufbau habe an Fahrt aufgenommen. Allerdings beurteilten die Unternehmen ihre Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist etwas weniger optimistisch aus als zuletzt. Die Verkaufspreise wurden angesichts des anhaltend hohen Preisdrucks im Servicesektor abermals kräftig angehoben. Gleichzeitig hätten sich die Lieferzeiten sehr stark verkürzt.  Der S&P Global Flash Deutschland PMI Composite Index Produktion notierte im März den zweiten Monat in Folge über der neutralen Marke von 50 Punkten und signalisierte das stärkste Wirtschaftswachstum seit Mai letzten Jahres. Zugpferd sei der Dienstleistungssektor gewesen, da die Geschäfte so gut liefen wie seit zehn Monaten nicht mehr. Die Industrieproduktion blieb laut S&P hingegen weitgehend konstant ebenso wie er Gesamt-Auftragseingang war im März weitgehend konstant. Phil Smith, Economics Associate Director bei S&P Global Market Intelligence, kommentiert: „Die deutsche Wirtschaft hat im März einen weiteren kleinen Schritt in die richtige Richtung gemacht, wie unsere aktuellen Daten zum Flash-PMI zeigen. So hat sich das zweite Wachstum in Folge leicht beschleunigt, wenngleich es aufgrund der anhaltenden Schwäche der Industrie erneut nur moderat ausgefallen ist. Dem Industriesektor fehlt es derzeit an Schwung, da beim Auftragseingang angesichts der Zurückhaltung vieler Kunden und hoher Lagerbestände abermals ein Minus zu Buche schlug. Folglich ist es keine Überraschung, dass die Geschäftsaussichten in diesem Sektor auch erneut eher mau ausgefallen sind.“

 

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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