„Ich will bessere Investitionen für alle“

Interview mit Dr. Steffen Pauls, Gründer, Moonfare

Moonfare verfügt über eine fundierte Expertise und pflegt langjährige Beziehungen zu mehr als 250 Private-Equity-Firmen.
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Private Equity, die Beteiligung an nicht-börsengehandelten Firmen, gilt vielen immer noch als Milliardärsinvestment. Dabei ist der Zugang zu dieser Anlageklasse deutlich breiter geworden. Wesentlichen Anteil daran hat Dr. Steffen Pauls, der 2016 die digitale Investmentplattform Moonfare gegründet hat.

Unternehmeredition: Herr Dr. Pauls, wie schätzen Sie die aktuelle Marktlage für Private Equity ein, insbesondere angesichts der aktuellen Zinslage und der globalen wirtschaftlichen Unsicherheiten?

Dr. Steffen Pauls: Nach einem schwierigen Jahr 2023 gibt es in diesem Jahr deutliche Anzeichen für eine Erholung auf den Private-Equity-Märkten. So stieg das Volumen der Deals bis zum Ende des dritten Quartals um 18%, und was deren Wert betrifft, gab es gar einen Zuwachs um 36% gegenüber dem gleichen Zeitraum 2023. Auch beim Fundraising sehen wir ordentliche Zahlen: Mit 236 Mrd. USD in den ersten drei Quartalen erreichten die US-Märkte in etwa das Niveau des Vorjahres. In Europa wurden im selben Zeitraum rund 110 Mrd. EUR eingesammelt. Allerdings hapert es dieses Jahr weiterhin an den Exits – deren Wert stagniert 2024 weitgehend. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass die Aktivitäten im kommenden Jahr zunehmen könnten. Der nachlassende Inflationsdruck, sinkende Zinsen und die Klarheit über den Ausgang der Wahlen in den USA sorgen bereits jetzt für mehr Vertrauen und stabilere Kurse an den Börsen. Ich denke, dass in diesem Umfeld die Vermögenswerte in Private-Equity-Portfolios weiter aufwerten werden. In wachstumsstarken Bereichen wie KI, Cybersicherheit oder erneuerbarer Energie ist das bereits der Fall.

Nur 5% der von Moonfare-Experten analysierten Private-Equity-(PE-)Fonds werden auf der Plattform für Investoren schließlich angeboten. Nach welchen Kriterien werden die PE-Fonds analysiert und ausgewählt?

Grundsätzlich werden alle Investitionen von einem Investment Committee ratifiziert, der sich aus ehemaligen, sehr senioren Private-Equity-Managern zusammensetzt. Unser internes Investitionsteam verfügt über eine kollektive Private-Equity-Erfahrung von etwa 200 Jahren. Wir suchen nach Fondsmanagern mit nachgewiesenem Know-how und Erfahrung, die über einen langen Zeitraum bewiesen haben, dass sie langfristig angelegtes Kapital verlässlich verwalten können. Daneben bewerten wir die Anlagestrategie im Hinblick auf Klarheit, Konsistenz, Effektivität und Replizierbarkeit. Wir achten auf eine konsistente risikoadjustierte Performance über Konjunkturzyklen hinweg sowie auf eine klare Verbindung zwischen Renditeerzielung und Anlagestrategie des Fonds.

Der Zugang zu den erfolgreichsten PE-Fonds ist heiß begehrt. Wie können Sie sicherstellen, dass die Moonfare-Anleger auch wirklich Zugang zu diesen Topprodukten bekommen?

Moonfare verfügt über eine fundierte Expertise und pflegt langjährige Beziehungen zu mehr als 250 Private-Equity-Firmen. Unsere Anleger profitieren also von unserem bestehenden Netzwerk, zunehmend aber auch von unserer wachsenden Größe und globalen Bedeutung.

Kürzlich haben Sie die Möglichkeit eingeführt, direkt in Einzelunternehmen zu investieren. Wie wird dieses Angebot angenommen, und planen Sie, es weiter auszubauen?

Das ist richtig, Moonfare bietet ausgewählten Privatanlegern ein ausgewähltes Angebot an Anlagemöglichkeiten, wie sie sonst nur institutionellen Investoren zur Verfügung stehen. Bei den ersten beiden Investitionen ging es um die im Bereich künstliche Intelligenz tätigen Unternehmen Anthropic und Sakana AI. Die ersten Reaktionen waren sehr positiv. Diese Möglichkeit ist vor allem für Investoren interessant, die bereits ein umfangreiches Portfolio besitzen und nach sinnvollen Ergänzungen suchen.

Wie schätzen Sie die wachsende Konkurrenz durch andere digitale Plattformen ein, und wie differenziert sich Moonfare langfristig von Wettbewerbern?

Als ich Moonfare ins Leben gerufen habe, war ich besorgt, dass es so wenig Konkurrenz gab. Vielleicht lag ich falsch, aber mittlerweile gibt es über 180 Mitbewerber. Das ist ein Indikator für mich, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Im Gegensatz zu den Konkurrenten haben wir jedoch den First-Mover-Vorteil: Wir haben das Modell erfunden und eine Größenordnung erreicht, die uns Zugang zu Investitionen verschafft, die für unsere Kunden wirklich interessant sind. Als führende Plattform für Privatmarktinvestitionen verfügen wir über ein globales und diversifiziertes Angebot. Unsere Größe und globale Position sorgt für Stabilität und eröffnet uns Opportunitäten, die kleineren Mitbewerbern verschlossen bleiben. Und schließlich bieten wir im Vergleich zur traditionellen Konkurrenz eine durchgängig digitale Plattform, die Investoren ein schnelleres Onboarding erlaubt.

Wie sehen Sie die Zukunft von Private Equity als Assetklasse, insbesondere im Kontext zunehmender Digitalisierung und regulatorischer Veränderungen?

Die Demokratisierung bestimmter Anlageformen ist ein säkularer und kein zyklischer Trend. Aber es wird wohl noch Jahre dauern, bis Regulierungsbehörden, Produktanbieter und Bildungseinrichtungen die Voraussetzungen dafür geschaffen haben, dass Private Equity wirklich für jede und jeden verfügbar ist. Immerhin: Wir bewegen uns in die richtige Richtung. Dafür steht beispielsweise der ELTIF II in der EU beziehungsweise LTAF in Großbritannien. Ähnliche Entwicklungen sehen wir in den USA. Ich bin zudem überzeugt, dass die Tokenisierung von Vermögenswerten die Art und Weise, wie wir investieren, stark verändern wird. Aktuell verbinden viele Tokenisierung vor allem mit Kryptowährungen. Aber die Entwicklung wird voranschreiten, und Moonfare hat ein Team, das bereits an der Tokenisierung arbeitet. Eine ebenso bedeutsame Rolle spielt der Fortschritt bei künstlicher Intelligenz (KI). KI wird das Wissen in Sachen Geldanlage und die finanzielle Allgemeinbildung erhöhen. Und das ist wichtig, will man in erklärungsbedürftige Anlageformen wie Private Equity investieren. Bereits jetzt ist es Moonfare ein großes Anliegen, zu informieren und aufzuklären. Auf unserer Website finden Interessierte viel Wissenswertes rund um die privaten Märkte und unsere Produkte.

Was ist Ihre langfristige Vision für Moonfare, und wie möchten Sie die Plattform in den nächsten fünf bis zehn Jahren positionieren?

Mir geht es nicht darum, wenige reicher zu machen. Ich will bessere Investitionen für alle – mit dem Ziel, mehr Vermögen für eine breite Masse von Anlegern zu schaffen. Und ich möchte in einer Welt leben, in der die Menschen so gut ausgebildet sind, dass sie solide Investitionsentscheidungen treffen können. Da es sich bei Private Equity um einen Sektor mit großer Streuung bei den Renditen handelt, denke ich, dass unsere Bedeutung als Kurator mit der Zeit noch zunehmen wird. Unser Ziel ist klar: Wir wollen der globale One-Stop-Shop für alternative Anlagen von institutioneller Qualität sein.

👉 Dieser Beitrag ist in der aktuellen Magazinausgabe der Unternehmeredition 1/2025 mit dem Schwerpunkt “Unternehmervermögen” erschienen.


ZUM INTERVIEWPARTNER

Foto: © Moonfare

Dr. Steffen Pauls ist Gründer und CEO der digitalen Anlageplattform Moonfare, die sich auf Investments in Private-Equity- und Wagniskapitalfonds fokussiert. Bis 2016 war Dr. Pauls für die in New York ansässige Beteiligungsgesellschaft KKR tätig und dort für den deutschen Markt verantwortlich.

www.moonfare.com

Autorenprofil

Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen.

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