Großinsolvenzen nehmen zu

Unternehmensinsolvenzen
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Nach einem deutlichen Rückgang zu Jahresbeginn sind die Insolvenzen von Großunternehmen im zweiten Quartal 2023 gegenüber dem Vorquartal um 37% gestiegen. Dies ist eines der Ergebnisse des Insolvenzreports der Unternehmensberatung Falkensteg. Im Vergleich zum Vorjahresquartal hätte sich die Zahl der Großinsolvenzen sogar fast verdoppelt. Als Großinsolvenzen definiert der Insolvenzreport Verfahren von Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 20 Millionen Euro. „Mit 37 Anträgen liegt die Zahl nun um mehr als ein Drittel höher als in den Quartalen vor der Pandemie. Inflation, Kaufzurückhaltung, hohe Energiepreise und steigende Finanzierungskosten machen den Unternehmen zunehmend zu schaffen und lassen sich kaum noch kompensieren. Zudem gibt es noch einen Nachholeffekt aufgrund der umfangreichen staatlichen Hilfen in den vergangenen zwei Jahren, die inzwischen ausgelaufen sind und viele Unternehmen am Leben hielten“, erklärt Studienautor und Falkensteg-Partner Jonas Eckhardt.

Insolvenzen spiegeln Wirtschaftslage wider

Ungewöhnlich hoch liege die Zahl bei den Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 100 Mio. EUR. Mit dem Anstieg der Großinsolvenzen werde die Entwicklung in der Gesamtwirtschaft aufgenommen. Mit 3.506 Unternehmensinsolvenzen in den Monaten April bis Juni zeige der Trend zum fünften Mal in Folge weiter nach oben. „Die Kunden zahlen vermehrt später. Noch vor einem Jahr war die Verlängerung des Zahlungsziels aus der Sicht der Kapitalbindung kaum ein Problem. Angesichts der aktuellen Zinserhöhungen sollten Unternehmenslenker die Finanzierungskosten jedoch stärker in den Blick nehmen und die Wertschöpfungsprozesse regelmäßig auch hinsichtlich der Durchlaufzeit optimieren. Damit werden gleichzeitig weitere Kennzahlen wie das Working Capital, der operative Cashflow und das Rating positiv beeinflusst“, rät Jonas Eckhardt. Er rechnet auch damit, dass im Zuge von Insolvenzverfahren die Zahl der Asset Deals in Zukunft zurückgehen werde: „Der M&A-Markt zeigt in diesem Jahr eine deutliche Zurückhaltung der Investoren und selbst risikoaffine Finanzinvestoren finanzieren eher Carve-Out-Projekte als Unternehmen in Sondersituationen“. Gerade das stark gestiegene Zinsniveau, die unsichere Wirtschaftslage oder das Branchenumfeld selbst erschweren die Refinanzierung einer Transaktion von Risikounternehmen.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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