Wir alle machen Fehler – kleine und große. Darüber gesprochen wird in deutschen Unternehmen jedoch ebenso ungern wie über den letzten Gehaltsscheck. Dabei sind eine offene Fehlerkultur und der Unternehmenserfolg eng miteinander verknüpft.
Das Ziel sollte in erster Linie immer die Verbesserung der Situation sein. Vorgesetzte und Mitarbeiter sollten sich gemeinsam folgende Fragen stellen: „Wie bekommen wir das gemeinsam wieder hin?“ und „Wie können wir verhindern, dass der Fehler noch einmal passiert? Was lernen wir daraus?“ Damit Fehler zeitnah behoben werden können, ist es wichtig, dass sie zuverlässig gemeldet werden. Werden Fehler hingegen aus Angst verschwiegen, breiten sich ihre Konsequenzen im Zweifel immer weiter aus. Führungskräfte sind angehalten, ihre Mitarbeiter zu ermutigen, Erfahrungen und gewonnenes Wissen zu teilen, damit sich der gleiche Fehler nicht wiederholt. Auch die Maßnahmen nach der Fehlermeldung sollten klar geregelt sein. Wenn es sich um Fehler mit schwerwiegenden Konsequenzen handelt, kann es sinnvoll sein, den Vorgesetzten mit der Klärung der Situation zu betrauen.
Vorbild Führungskraft
Um in Unternehmen eine konstruktive Fehlerkultur zu schaffen, müssen Vorgesetzte als Vorbilder agieren und ihre Fehler offen kommunizieren. Grundlage dafür ist, dass sie ihre Mitarbeiter regelmäßig um Feedback zu ihren Leistungen und um Verbesserungsvorschläge bitten. Hier gibt es jedoch Nachholbedarf: Wie die aktuelle Umfrage „Talents & Trends“ von Rundstedt zeigt, holt sich nur rund jede fünfte Führungskraft Rückmeldung zu ihrer eigenen Arbeit ein.
Besonders neue Mitarbeiter, die noch nicht mit allen Prozessen und Vorgängen vertraut sind, machen Fehler. Ihnen muss in der Einarbeitungsphase ausreichend Zeit zugestanden werden, um zu lernen und Dinge auszuprobieren, bis sie sich in ihrer neuen Position bewähren. Anfangs kann dadurch zwar ein Zeitverlust entstehen. Der wird später jedoch durch Perspektivenvielfalt und das Zusammenspiel vielfältiger Kompetenzen wettgemacht.
Nutzen einer offenen Fehlerkultur
In einem wirtschaftlichen Umfeld steigender Komplexität, getrieben vor allem durch die Digitalisierung, müssen Unternehmen schnell und flexibel auf Marktchancen reagieren und Risiken erkennen können. Dazu ist es erforderlich, Ideen schnell umzusetzen, um innovative Lösungen zu schaffen. Ohne Fehlerkultur kann das nicht gelingen. Es geht darum, zu experimentieren, neue Ansätze auszuprobieren und aus Fehlern zu lernen, bis es passt. Fehler sind kein Beinbruch: Sondern sie liefern wertvolle Hinweise darauf, was wir übersehen haben und was wir noch verbessern können. Es ist wichtig, dass Führungskräfte in diesem Prozess auf die Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter vertrauen und ihnen entsprechend Verantwortung übertragen. Dadurch fühlen sie sich geschätzt und werden sich umso stärker bemühen, im Sinne des Unternehmens zu handeln.
Fazit
Eine offene Fehlerkultur trägt auf vielfältige Weise zum Unternehmenserfolg bei. Sie stärkt die emotionale Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen, fördert die persönliche Entwicklung jedes Einzelnen und bringt Innovationen hervor. Ausprobieren, Fehlermachen und Lernen – so entstehen neue Produkte, bessere Prozesse und schließlich wirtschaftlicher Erfolg.
Zur Person
Sophia von Rundstedt ist CEO und alleinige Geschäftsführerin der Düsseldorfer Talent- und Karriereberatung von Rundstedt. Vor der Übernahme des Familienunternehmens von ihrem Vater Eberhard von Rundstedt war die Volljuristin bereits mehrere Jahre im Unternehmen tätig, unter anderem als Leiterin der Frankfurter Niederlassung. www.rundstedt.de