Der Reisekonzern FTI hat nach eigenen Angaben am heutigen Montag beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Die Dachgesellschaft des drittgrößten europäischen Reiseveranstalters ist hoch verschuldet und konnte ihre finanzielle Lage nicht stabilisieren. Laut Unternehmensangaben betrifft die Insolvenz zunächst die Veranstaltermarke FTI Touristik, während andere Konzerngesellschaften folgen werden. Eine Ausnahme soll die Windrose Finest Travel GmbH bilden, deren Betrieb weitergeführt werden soll. Der Konzern mit rund 11.000 Beschäftigten arbeitet laut einer Pressemitteilung intensiv daran, bereits angetretene Reisen planmäßig zu beenden. Für Reisen, die noch nicht begonnen haben, sieht es hingegen schlecht aus: Ab dem 4. Juni 2024 werden diese laut FTI nicht mehr oder nur teilweise durchgeführt werden können.
Probleme trotz geplanter Übernahme
Der Insolvenzantrag kommt nur wenige Wochen nach der Ankündigung der Übernahme durch ein Konsortium um den US-Finanzinvestor Certares. Das Konsortium wollte die FTI Group für einen symbolischen Betrag von einem Euro übernehmen. Das Unternehmen erklärte in einer Mitteilung, dass trotz positiver Nachrichten die Buchungszahlen hinter den Erwartungen zurückgeblieben seien. Zudem hätten viele Lieferanten auf Vorkasse bestanden, was zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf führte, der bis zum Abschluss des Investorenprozesses nicht mehr überbrückt werden konnte. Weder der bisherige Hauptgesellschafter, die ägyptische Milliardärsfamilie Sawiris, noch der geplante künftige Eigner Certares wollten wohl weiteres Kapital bereitstellen. Die Gespräche scheiterten jedoch am Wochenende.
Corona-Pandemie als Auslöser
Die FTI Group kämpfte seit der Corona-Pandemie mit erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Im Geschäftsjahr 2021/2022 verzeichnete das Unternehmen bei einem Umsatz von knapp 3,8 Mrd. EUR einen Verlust von 91 Mio. EUR. Den Bericht für das Geschäftsjahr 2022/2023 hat FTI noch nicht veröffentlicht. Der Konzern teilte aber im Februar mit, dass der Umsatz mit 4,1 Milliarden Euro wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht habe. Während der Corona-Krise erhielt FTI insgesamt 595 Mio. EUR Unterstützung vom staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF). Zudem gewährte die Hausbank Unicredit ein Darlehen über 280 Mio. EUR, für das der Bund und der Freistaat Bayern zu 90% bürgen. FTI hat bisher nur einen kleinen Teil der WSF-Hilfen zurückgezahlt.
Reisesicherungsfonds springt ein
Nun muss der Deutsche Reisesicherungsfonds, der nach der Insolvenz von Thomas Cook gegründet wurde, einspringen. Dieser Fonds soll die Vorauszahlungen der Kunden erstatten und den Rücktransport gestrandeter Urlauber sowie deren Unterbringung bis zum Rücktransport organisieren. Der Fonds wird von der deutschen Touristikwirtschaft organisiert und vom Bundesjustizministerium beaufsichtigt.