„Frauenfußball ist mehr Leidenschaft“

Tatjana Haenni ist die Spielmacherin im weltweiten Frauen-Fußball und koordiniert beim Weltfußballverband FIFA in Zürich alle Aktivitäten in diesem Bereich. Als Abteilungsleiterin Frauenfußball treibt sie die weitere Professionalisierung der sportlichen Wettbewerbe voran. 

Frau Haenni, auf welcher Position haben Sie als Fußballerin ihre größten Erfolge gefeiert?

Ganz eindeutig in meiner heutigen Position bei der FIFA. Als Fußballerin habe ich im Angriff und Mittelfeld beim FC Zürich und in Bern eine Menge toller Spiele gemacht. Aber den Frauenfußball noch populärer machen, das ist mir erst nach dem Ende meiner aktiven Karriere möglich geworden.

1999 kamen sie als erste hauptamtliche Mitarbeiterin für den Frauenfußball zur FIFA. Wie hat sich dieser Bereich seither entwickelt?

Mit der Weltmeisterschaft für die Frauen haben wir nach der Männer-WM das zweitattraktivste Produkt in dieser Sportart. Zwar sind Weltmeisterschaften bei den Frauen beim Ticketverkauf noch kein Selbstläufer, aber seit der Frauen-WM in Deutschland 2011 machen wir mit diesen Turnieren Gewinne. In Kanada 2015 hatten wir erstmals über 750 Mio. Fernsehzuschauer weltweit. Mittlerweile spielen rund 29 Mio. Frauen und Mädchen weltweit Fußball. Tendenz steigend.

Dennoch ist der Männerfußball, was Ablösesummen, Sponsoren oder Fernsehverträge betrifft, um Lichtjahre voraus. Wo können die Frauen – vor allem in wirtschaftlichen Belangen – am ehesten aufholen?

Wir sind noch bis zum Jahr 2026 an die allgemeinen Vermarktungsverträge der FIFA gebunden. Wenn allerdings ein solcher Vertrag ausläuft, könnte es sein, dass für den Frauenfußball eigenständige Sponsoren gefunden werden. Daneben gibt es Bereiche, wie etwa das Merchandising, wo wir das weltweite Wachstum komplett für uns nutzen können – dies hat zum Beispiel dazu geführt, dass bei der Frauen-WM 2015 in Kanada markant höhere Gewinne erzielt wurden als 2011.

Was kann der Frauenfußball vom Männerfußball lernen?

Alles, was das Thema Professionalisierung betrifft. Kommerzialisierung, Mediatisierung und die Strukturen in den Vereinen, aber auch die Ausbildung von Spielerinnen und Trainern.

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