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Wachsen mit Borrowing-Base-Finanzierung

Die familiengeführte Hansen & Rosenthal Gruppe ist mit ihren Mineralölen und speziellen Raffinerieprodukten stark von den Schwankungen am Rohölmarkt abhängig. Eine auf diese Besonderheiten zugeschnittene Borrowing Base-Finanzierung verschafft ihr Spielräume.

Der Rohölpreis ist einer der wichtigsten Preise an den Weltmärkten. Und unter den bedeutendsten Rohstoffen gehört er auch zu denen, die am stärksten schwanken. Die Hansen & Rosenthal Gruppe (H&R KG-Gruppe) in Hamburg, ein fast 100 Jahre altes, familiengeführtes Unternehmen, bekommt dies regelmäßig zu spüren. Hansen & Rosenthal ist in der Herstellung und dem Handel von Mineralölspezialitäten – vor allem Paraffine, medizinische und technische Weißöle und andere chemisch-pharmazeutische Produkte – tätig. „Unsere Herausforderung ist, nicht nur ein Raffinerieprodukt herzustellen, sondern durch die prozessbedingte Kuppelproduktion verschiedene Raffinerieprodukte wie etwa Grundöle für Motoren- und Getriebeöle zu vermarkten“, sagt Alexander Reinsch, CFO der H&R KG-Gruppe.

Zulieferer für Chemie, Schmier- und Werkstoffe

Kunden sind Chemie-Unternehmen, Werkstoff- und Schmierstoffproduzenten. Wichtigster Absatzmarkt ist Deutschland, aber auch Frankreich, Großbritannien und andere Länder sind wichtige Märkte. Zum Unternehmensverbund zählt auch die rechtlich eigenständige, börsennotierte H&R AG, an der die H&R KG-Gruppe zu 60 Prozent beteiligt ist.

Für Chemie-Unternehmen, die in ihrem Einkauf und bei den Vorprodukten sehr stark vom Rohöl abhängig sind, ist das eine schwer zu kalkulierende Größe. Allen wurde dies im vergangenen Jahr wieder plastisch vor Augen geführt, als sich der Rohölpreis innerhalb einiger Monate halbierte. Das überträgt sich auch auf die Finanzierungsstrategie des Unternehmens. Hansen & Rosenthal stand bereits vor gut zwei Jahren vor dieser Frage: Wie bekommen wir eine Finanzierung, die diesen Schwankungen auf der Beschaffungsseite sowie dementsprechend auch im eigenen Umlaufvermögen gerecht wird?

Die familiengeführte Hansen & Rosenthal Gruppe ist mit ihren Mineralölen und speziellen Raffinerieprodukten stark von den Schwankungen am Rohölmarkt abhängig. Eine auf diese Besonderheiten zugeschnittene Borrowing Base-Finanzierung verschafft ihr Spielräume.

Borrowing-Base-Finanzierung

„Wir wussten um die Problematik bei H&R in den vergangenen Jahren“, sagt Volker Kieschke, Leiter Firmenkunden Nordost der HSH Nordbank. „Wir machten dem Inhaber der Gruppe in Finanzierungsgesprächen einen Vorschlag, wie man diese Schwankungen aus der Bilanz des Unternehmens quasi herausnehmen kann.“ Dies wurde 2013 in Form einer Borrowing-Base-Finanzierung umgesetzt, in die auch die bisherige Hausbank plus eine weitere Bank einbezogen wurden. Das Netto-Umlaufvermögen, abzüglich vorher mit dem Kunden festgelegter Sicherheitsabschläge auf die vereinbarten Bilanzpositionen, bildet die „Borrowing Base“, bis zu deren Höhe das Unternehmen dann für jeweils 30 Tage kreditiert werden kann. Hierzu liefert es monatlich einen Report mit den wichtigsten Kennzahlen, so dass die Borrowing Base monatlich jeweils neu berechnet wird. Es handelt sich um eine revolvierende Kreditlinie, um das benötigte Umlaufvermögen, insbesondere Rohstoffe, Vor- und Halbprodukte, zu finanzieren.

„H&R wählte die dynamische Version, das heißt es muss erst am Monatsende im Nachhinein darlegen, dass es sich im Rahmen der Vorgaben bewegt hat. Das gibt ihm die Möglichkeit, auf Veränderungen an der Beschaffungsbasis direkt zu reagieren, etwa gesunkene Rohstoffpreise im Einkauf zu nutzen“, erklärt Kieschke. Der Zins schwankt mit dem Euribor und der Einhaltung der Covenants. Die maximale Höhe der Kreditlinie wurde bei 110 Mio. Euro vereinbart. Man ist zufrieden: Die auf zwei Jahre angelegte Finanzierung wurde vor einigen Monaten bis Mitte 2016 verlängert.

Kurzprofil Hansen & Rosenthal KG-Gruppe

Gründungsjahr 1919
 Branche Mineralöle/Raffinerieprodukte
 Unternehmenssitz  Hamburg
 Umsatz 2014 718 Mio. Euro
 Mitarbeiterzahl  286

www.hur.deDie familiengeführte Hansen & Rosenthal Gruppe ist mit ihren Mineralölen und speziellen Raffinerieprodukten stark von den Schwankungen am Rohölmarkt abhängig. Eine auf diese Besonderheiten zugeschnittene Borrowing Base-Finanzierung verschafft ihr Spielräume.

„Wir brauchten eine atmungsaktive Finanzierung“

Interview mit Alexander Reinsch, CFO der H&R KG-Gruppe

Unternehmeredition: Wie kam es zu der Entscheidung für die Borrowing-Base-Finanzierung?

(© Hansen & Rosenthal KG-Gruppe)

Reinsch: Wir hatten immer wieder starke Schwankungen an den für uns wichtigen Rohstoffmärkten gesehen. Die Rohstoffe, die wir einkaufen, sind sehr preisvolatil, was dann entsprechend auf die Margen der Absatzseite durchschlägt. Wir wollten flexibler werden, brauchten sozusagen eine atmungsaktive Finanzierung, mit der wir besser auf die Schwankungen reagieren und diese auch gegebenenfalls zu unseren Gunsten nutzen konnten. Wir hatten zwar auch die Option eines klassischen Konsortialkredits, haben uns dennoch für die Borrowing-Base-Finanzierung entschieden, die sich an der Werthaltigkeit des Netto-Umlaufvermögens orientiert. Sie verschafft uns mehr Flexibilität und größere Finanzierungsspielräume. Das Unternehmen kann so besser auf der Einkaufsseite agieren.

Hatten Sie früher bereits einmal diese Finanzierungsform gewählt?

Wir hatten dies noch nicht, aber wir wussten von unserem Finanzierungsberater von dieser Möglichkeit. Unsere vorherige Finanzierung war zu starr, und so kamen wir dann sehr schnell mit der HSH Nordbank, mit der wir bereits seit rund zehn Jahren eine intensive Geschäftsbeziehung haben, darüber ins Gespräch. Sie hat die Borrowing-Base-Finanzierung dann zusammen mit der Commerzbank federführend arrangiert. Dritte Bank im Konsortium ist die NordLB. Die Finanzierung lief 2013 an, mit zwei Jahren Laufzeit plus einer –von uns bereits gezogenen – Option auf ein weiteres Jahr. Da sich der Zins am Euribor plus einer gewissen Marge orientiert, profitieren wir von den niedrigen Kapitalmarktzinsen und liegen bei den Konditionen insgesamt unter zwei Prozent.

Welches sind Ihre nächsten Ziele?

Strategisch streben wir insbesondere zwei Dinge an. Erstens wollen wir unser Produktportfolio ausweiten, insbesondere in Richtung Spezialitäten bzw. hochwertige Raffinerieprodukte. Gleichzeitig möchten wir dabei den Anteil der Nebenprodukte, die oftmals keine Marge bringen, reduzieren und so insgesamt unsere Ertragskraft weiter stärken. Zweitens haben wir vor, unsere internationalen Vertriebskapazitäten und -standorte weiter auszubauen, insbesondere in Asien und Südamerika. Dies dient unserer Expansion im weltweiten Geschäft.

Vielen Dank für das Gespräch.

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