Viele kleine und mittlere Unternehmen stoßen bei der Finanzierung ihres Wachstums an Grenzen. Eigenmittel reichen häufig nicht aus, um Projekte wie die Internationalisierung oder neue Produktentwicklungen umzusetzen. Mittelständische Beteiligungsgesellschaften (MBGen) und Bürgschaftsbanken können hier gezielt unterstützen – etwa durch Eigenkapitalstärkung oder durch Bürgschaften zur Absicherung von Fremdfinanzierungen. Im Folgenden stellen wir einige aktuelle Beispiele vor.

Seit über 90 Jahren entwickelt KODRA GmbH & Co. KG hochspezialisierte Reinigungstechnik für das Gesundheitswesen. Das Unternehmen mit Sitz in Baden-Württemberg hat sich auf die Herstellung, Wartung und den Vertrieb von Spülmaschinen für Steckbecken – umgangssprachlich auch als Nachttöpfe bekannt – spezialisiert. Die Geräte kommen in allen Pflegeheimen und Krankenhäusern zum Einsatz, wo sie eine gründliche und hygienisch einwandfreie Reinigung von Urinflaschen und Steckbecken gewährleisten. „Hygiene treibt uns an – und das seit 90 Jahren“, betont Kodra-Co-Geschäftsführer Christian Scharlach. In Zeiten multiresistenter Keime gewinne dieses Thema noch an Bedeutung. Der älteste noch im Einsatz befindliche Apparat sei über 60 Jahre alt – ein Beweis für die Langlebigkeit der Produkte, aber auch eine Herausforderung. „Unser Problem ist, dass unsere Maschinen zu lange halten“, sagt Scharlach mit einem Schmunzeln. Der Gründer des Unternehmens war ein echter Tüftler. Schon früh sicherte er sich ein Patent auf seine Entwicklung.
Heute betreut Kodra rund 200 Krankenhäuser und 500 Pflegeheime. Insgesamt sind über 10.000 Geräte im Einsatz. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 45 Mitarbeitende. Diese Zahl soll im Rahmen eines Zwei-Jahres-Plans steigen, ebenso wie die Ausbildung eigener Fachkräfte – etwa im Bereich Anlagenmechanik. Auch die internationale Expansion steht auf der Agenda: Erste Kontakte bestehen bereits nach Skandinavien, Osteuropa und den Mittleren Osten.
Neue Eigentümer, neue Perspektiven
Im Rahmen einer geplanten Unternehmensnachfolgelösung wurde Kodra von der Inhaberfamilie an zwei externe Unternehmer verkauft: Christian Scharlach und Hans Ulrich Elsner. Einer der bisherigen Geschäftsführer bleibt dem Unternehmen als Entwicklungsleiter erhalten. Scharlach erinnert sich, dass es zahlreiche Mitbewerber gab, ihr Konzept aber letztlich überzeugt habe. Die Finanzierung des Erwerbs erfolgte über ein klassisches Kreditmodell und eine stille Beteiligung der MBG Baden-Württemberg. Die Beteiligungsgesellschaft wurde von Scharlach im Rahmen der Erstellung des Finanzierungskonzeptes direkt angesprochen. „Entscheidend für unser Engagement war die überzeugende Kombination aus wirtschaftlicher Perspektive des Unternehmens und der fachlichen Eignung der neuen Eigentümer“, sagt Joerg Zeiske, zuständiger Investment-Manager.
Neben einem ausgewogenen Finanzierungsmix sei die Zukunftsperspektive entscheidend gewesen. „Wir konnten uns durch unsere Vernetzung und unser Netzwerk-Partnerwissen schnell ein Bild von Branche und Markt machen“, fährt Zeiske fort. Man sehe sich nicht nur als Kapitalgeber, sondern auch als langfristigen Sparringspartner. Die MBG wolle das Unternehmen auch künftig begleiten – etwa bei weiteren Wachstumsfinanzierungen oder dem internationalen Ausbau.
Maas+Roos setzt auf Wachstum
Maas+Roos Signage GmbH ist ein international tätiger Hersteller von Lichtwerbeanlagen mit Sitz in Hilpoltstein, Mittelfranken. Das Traditionsunternehmen entwickelt maßgeschneiderte statische und digitale Beschilderungssysteme für Kunden wie IKEA, Rolex oder Porsche. Bekannt wurde Maas+Roos mit dem patentierten Produkt LP-Flex, das präzise LED-Ausleuchtung in filigranen Formen ermöglicht und weltweit Standards setzte. Nach einem rasanten Wachstum durch den Einstieg einer Hamburger Investorengruppe geriet das Unternehmen in Schieflage. Strukturelle Herausforderungen und die Pandemie machten eine Neuausrichtung erforderlich.
Zwei langjährige Manager, Alexander von der Grün und Sebastian Gemählich, übernahmen das Unternehmen in einem Management-Buy-Out – unterstützt durch Bankkredite, Eigenmittel und persönliche Sicherheiten. Die neue Geschäftsführung setzte auf eine Neuausrichtung mit zwei Schwerpunkten: zum einen hochwertige Lichtwerbeanlagen für das Luxussegment, zum anderen großformatige Anlagen für Projekte wie neue IKEA-Standorte. Ziel war es, sich vom Preisdruck durch Billiganbieter abzugrenzen und sich als Qualitätsanbieter zu positionieren. Parallel wurde das Angebot um Fassadengestaltung und Gebäudemodifikationen erweitert. Mittlerweile sind 170 Mitarbeitende in dem Unternehmen beschäftigt.
BayBG bringt Wachstumskapital
Zur Finanzierung des Wachstums holte sich Maas+Roos die BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft an Bord. Die Beteiligung erfolgte als stille Minderheitsbeteiligung – ohne Eingriff in die operative Führung. „Die Banklinien waren ausgeschöpft, klassische Kredite hätten uns zu stark eingeschränkt“, sagt von der Grün. Die BayBG brachte nicht nur Kapital, sondern auch strategische Beratung und Zugang zu einem starken Netzwerk. Maas+Roos sei ein typischer Hidden Champion mit großem Potenzial und die Geschäftsführer habe früh die Weichen für einen nachhaltigen Neustart gestellt. Das sei einer der wesentlichen Gründe für eine Beteiligung gewesen.
Aktuell investiert Maas+Roos verstärkt in das Refurbishment-Geschäft – die nachhaltige Überarbeitung bestehender Anlagen. „Refurbishment ist wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll“, so Gemählich. Auch für dieses Wachstumsvorhaben hat die BayBG ihre Beteiligung kürzlich erhöht. Die neue Ausrichtung zeige bereits Wirkung: Innerhalb von vier Jahren konnte der Umsatz auf über 20 Mio. EUR gesteigert und mehr als 50 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Outdoor-Innovation dank BOXIO
Die Duschkraft GmbH mit Sitz in Rostock entwickelt modulare und nachhaltige Campingprodukte im Eurobox-Format. Die stapelbaren Module aus recyceltem Kunststoff sind robust, leicht zu transportieren und speziell auf den Einsatz beim Vanlife, Camping oder auf Festivals ausgerichtet. Geschäftsführer Stefan Goletzke erklärt: „Unsere Kernkompetenz liegt in der Verbindung von Funktion, Design und Nachhaltigkeit – für mehr Freiheit und Komfort unterwegs.“ Kunden sind vor allem Outdoor-Enthusiasten, Familien und Fahrzeugausbauer. Vertrieben wird online über den eigenen Webshop sowie über Amazon und den stationären Campingfachhandel. Das Unternehmen wurde 2017 gegründet mit einem anderen selbst entwickelten Produkt, der eigentliche Markteintritt von BOXIO erfolgte Ende 2021 mit der ersten Toilettenlösung. Weitere Meilensteine folgten schnell: 2022 wurde das mobile Waschmodul eingeführt, 2023 die US-Tochter gegründet, 2024 kamen Kühl- und Kochbox hinzu. Inzwischen beschäftigt das Team 23 Mitarbeitende. Das erklärte Ziel ist es, BOXIO zum vollwertigen Campingausstatter auszubauen – mit Blick auf Sortimentsbreite, internationale Präsenz und stärkeren stationären Vertrieb außerhalb Deutschlands.
Partnerschaftlich auf Wachstumskurs
Um diese ambitionierten Pläne umzusetzen, holte sich BOXIO die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbH (MBG MV) als Kapitalpartner an Bord. Die Beteiligung erfolgte als Minderheitsbeteiligung und wurde gezielt für den Ausbau von Logistik, Team und Produktentwicklung eingesetzt. „Das Investment war ein wichtiger Schritt, um skalierbare Strukturen – insbesondere für den US-Markt – aufzubauen“, so Goletzke. Die MBG MV wiederum hatte das Unternehmen bereits über einen lokalen Ideenwettbewerb kennengelernt. Die Beteiligung wurde bewusst gewählt, da man laut Goletzke einen „langfristig denkenden, verlässlichen Partner aus der Region“ gesucht habe. Vonseiten der MBG MV heißt es, man habe sich für BOXIO entschieden, weil das Modell nachhaltig, wachstumsstark und regional verankert sei. Die Zusammenarbeit sei unkompliziert, pragmatisch und finde auf Augenhöhe statt. Auch für zukünftige Expansionspläne sei man offen – monetär wie beratend. Mit dem frischen Kapital und einem agilen Team will BOXIO nun die Marktpräsenz weiter steigern. Neben der Gründung einer UK-Tochter steht auch die Einführung weiterer Produkte auf dem Plan.
Werbung wird digital
Banf Werbung GmbH aus Kaiserslautern zählt zu den etablierten Anbietern im Bereich Werbetechnik und Außenwerbung in Rheinland-Pfalz. Seit über 35 Jahren ist das Unternehmen auf die Planung, Produktion und Montage von Lichtwerbeanlagen, Beschilderungen, Fahrzeugbeschriftungen sowie großformatigen Digitaldrucken spezialisiert. Seit 1994 liegt der Schwerpunkt des erfahrenen Unternehmens bei der Planung, Installation und Betreuung von Werbebanden der ersten bis dritten Fußball-Bundesliga während der Spieltage. „Inzwischen arbeiten wir überwiegend mit LED-Banden. Diese werden nach Kundenwunsch konfiguriert, dann durch die Banf Werbung GmbH erworben und anschließend an die Vereine vermietet“, erklärt der designierte Geschäftsführer Oliver Drews. Die Zusammenarbeit erfolge in Form von Mehrjahresverträge, so dass langfristige Erträge gesichert sind. Als Ergänzung zum Engagement beim Fußball soll dieses Geschäftsmodell auch mehr und mehr auf andere Sportligen übertragen werden wie beispielsweise Basketball oder Tischtennis.
Generationenwechsel als Chance
Im Zuge einer geplanten Unternehmensnachfolge wird Oliver Drews die Geschäftsführung und damit die Verantwortung für die Zukunft des Unternehmens übernehmen. Die Nachfolgeregelung sei ein entscheidender Schritt gewesen, so Drews: „Für Unternehmen unserer Größe ist eine gut vorbereitete Nachfolge entscheidend für den Fortbestand.“ Dabei war schnell klar: Für die erfolgreiche Übergabe und geplante Wachstumsinitiativen war eine solide Kapitalbasis notwendig. Drews und die Banf Werbung GmbH kannten sich schon seit mehr als zehn Jahren von gemeinsamen Projekten. Zur Umsetzung der Nachfolge holte die begleitendete Beratungsgesellschaft FinMatch AG aus Stuttgart die MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Rheinland-Pfalz mbH an Bord. Die Beteiligung erfolgte in Form einer stillen Eigenkapitalbeteiligung, wodurch das Unternehmen zusätzliches Eigenkapital erhielt – ohne Stimmrechte abzugeben. Die Finanzierung wurde zudem durch eine Bürgschaft der Bürgschaftsbank Rheinland-Pfalz GmbH begleitet.
„Die Unterstützung durch die MBG hat uns Planungssicherheit gegeben und die Strukturierung der Finanzierung erleichtert“, sagt Drews. Neben dem finanziellen Engagement habe auch der strukturierte Beteiligungsprozess geholfen, das Unternehmen auf die neue Phase vorzubereiten und ein weiteres Wachstum zu ermöglichen. Die Entscheidung für die MBG sei auch deshalb gefallen, weil sie langfristig ausgerichtet sei und nicht auf kurzfristige Renditeziele setze. Vonseiten der MBG heißt es, man habe sich bewusst für die Beteiligung entschieden, weil sowohl das Geschäftsmodell als auch die fachliche Eignung des neuen Inhabers überzeugten. Zudem biete der regionale Markt weiterhin Potenzial.
Innovation im Krangeschäft
Die inhabergeführte BBL Baumaschinen GmbH mit Sitz in Friedrichsthal ist auf die bundesweite Vermietung von Turmdrehkranen spezialisiert. Das Unternehmen bietet seinen Kunden nicht nur die Krane selbst, sondern auch sämtliche damit verbundenen Dienstleistungen wie Transport, Montage sowie die Baustellenvorbereitung. Der Fokus liegt auf besonders großen Kranmodellen, die vor allem bei Infrastrukturprojekten und modularen Bauvorhaben zum Einsatz kommen. Eine weitere Stärke des inhabergeführten Unternehmens liegt in der Eigenentwicklung, Konstruktion und Fertigung leistungsstarker sowie energieeffizienter Krane. Zu den bekanntesten Produkten gehört die firmeneigene WOTAN-Baureihe, von der bereits rund 100 Geräte in sieben Varianten gefertigt wurden – mit Traglasten von 150 bis 2600 Meter-Tonnen. Namhafte Bauunternehmen zählen zu den Kunden des 1989 gegründeten Betriebs.
Wichtige Entwicklungsschritte
Seit der Gründung verfolgt BBL konsequent das Ziel, technische Maßstäbe in der Kranbranche zu setzen. Ein früher Meilenstein war die Entwicklung der sogenannten „Komplettmontage“ im Jahr 1990 – ein Konzept, das sich bis heute in der gesamten Branche durchgesetzt hat. Mit der Einführung des ersten WOTAN-Krans im Jahr 2012 hat das Unternehmen erneut Innovationskraft bewiesen. Heute steht BBL mit dieser Kranreihe für moderne Technik, modulare Bauweise und hohe Energieeffizienz. Aktuell erwirtschaften rund 70 Mitarbeitende einen Umsatz von rund 25 Mio. EUR. Das Unternehmen plant, seine führende Rolle bei der Vermietung großer Turmkrane in Deutschland weiter auszubauen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Entwicklung energieeffizienter Systeme. Ein aktuelles Beispiel ist das Greenpower-System, ein Energierückgewinnungs- und Speichermodul zur Reduzierung des Stromverbrauchs bei Kraneinsätzen. Auch der Ausbau der „Rebuildkrane“ – überarbeitete und aufbereitete Bestandsmodelle – spielt eine Rolle in der nachhaltigen Wachstumsstrategie.
Kapital für nachhaltige Expansion
Um das geplante Wachstum zu realisieren, hat sich BBL Baumaschinen für eine Finanzierung durch eine stille Beteiligung der Saarländischen Kapitalbeteiligungsgesellschaft mbH (MBG) entschieden. Diese Form ermöglicht es, die Eigenkapitalbasis zu stärken, ohne die Liquidität im laufenden Betrieb zu belasten. Die Mittel sollen vor allem in die Weiterentwicklung bestehender Produkte fließen – angepasst an die sich wandelnden Anforderungen des deutschen und europäischen Baumarktes. Der Kontakt zur Saarländischen Kapitalbeteiligungsgesellschaft mbH (MBG) kam über die Hausbank zustande. Die Verbindung besteht bereits seit mehreren Jahren. Gemeinsam mit der MBG wurden schon frühere Beteiligungen erfolgreich abgewickelt. Die aktuelle Entscheidung für eine stille Beteiligung war Teil eines Finanzierungs-Mix, der auch klassische Bankdarlehen einschloss. Laut MBG-Investmentmanager Andreas Löffler sei der geschäftsführende Gesellschafter Ralf Britz ein Unternehmer, der den Markt gut kennt und strategisch denkt. Besonders das Greenpower-Konzept und der Einsatz von Rebuildkranen zeigen laut MBG die Innovationskraft und Nachhaltigkeitsorientierung des Unternehmens.