Familienunternehmen schneiden besser ab

Eine Studie der Credit Suisse zeigt, dass Familienunternehmen eine bessere Performance aufs Parkett legen. Ein Investment kann sich immer noch lohnen.

Vor etwas mehr als 40 Jahren kam Siegfried Meister auf die Idee, drei Garmethoden in einem Gerät zu vereinen. Seine Idee setzte sich durch. Mittlerweile ist Rational führend in der thermischen Speisenzubereitung für Profiküchen. Vom Kleinunternehmen entwickelte es sich zu einer Gesellschaft mit 1.900 Mitarbeitern. Weltweit werden die Geräte in der Großgastronomie eingesetzt – produziert werden sie in Landsberg am Lech. Noch immer befindet sich das Unternehmen in Familienhand, seit 2000 ist es börsennotiert. Für Investoren, die früh dabei waren, hat sich ein Investment ausgezahlt: Seit Januar 2003 bis Anfang Oktober 2017 kletterte der Aktienkurs von 30 Euro auf knapp 600 Euro. Diese Performance ist sicherlich außergewöhnlich. Doch scheinen Familienunternehmen an der Börse tatsächlich besser zu sein als solche, die fremdgesteuert sind.

Familienunternehmen schlagen Weltindex

Das ist zumindest das Ergebnis der Studie The CS Family 1000. Weltweit wurden die Aktienkurse von mehr als 900 Familienunternehmen untersucht. Als solche wurden Unternehmen eingestuft, bei denen die Firmengründer oder deren Nachfahren über mindestens 20 Prozent der Stimmen oder des Kapitals verfügen. Das Ergebnis ist eindeutig: Seit 2006 erzielten die Unternehmen eine kumulative Rendite von 126 Prozent. Den MSCI World, einen Aktienindex, der mehr als 1.600 Unternehmen aus 23 Ländern beinhaltet, übertrafen die Familienunternehmen in diesem Zeitraum um 55 Prozent. Laut Credit Suisse ist die Outperformance nicht von einzelnen Sektoren abhängig. In nahezu allen schnitten Familienunternehmen besser ab als solche, die nicht in Familienhand liegen. In Europa war die Entwicklung am stärksten: Seit 2006 lag die Performance der Unternehmen im Schnitt jährlich um 5,1 Prozent über den fremdgesteuerten.

Längerfristiger Horizont

Für Studienleiter Eugène Klerk liegt ein Grund für die bessere Performance im operativen Geschäft der Gesellschaften: „Die Unternehmen erzielen durchschnittlich ein höheres Umsatzwachstum und auch höhere Margen als Gesellschaften, die nicht in Familienhand liegen.“ Ein weiterer Punkt für den Erfolg sei, dass Investitionen vor allem aus dem Cashflow, also aus Eigenmitteln finanziert werden. Mehr als 90 Prozent der interviewten Unternehmen legen zudem den Fokus auf qualitatives und längerfristig ausgelegtes Wachstum.

Für Anleger könnte es sich durchaus lohnen, einen genaueren Blick auf Familienunternehmen zu werfen. Denn selbst in der aktuell starken Börsenphase sind sie nicht übermäßig hoch bewertet. Laut Angaben von Credit Suisse liegt das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis für das Jahr 2018 bei derzeit 14, und damit lediglich zwei Prozentpunkte über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Hierzulande scheuen sich noch immer viele Unternehmen vor einem IPO. Bleibt dennoch zu hoffen, dass mehr Unternehmen wie Rational den Weg an die Börse finden.

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Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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