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Brennen für ein großes Ziel

Whisky aus Deutschland liegt im Trend. In Brandenburg machen sich die Spreewood Distillers nach der Übernahme einer regionalen Brennerei daran, eine anspruchsvolle Marke aufzubauen. Die stille Beteiligung einer MBG hilft. 

Schon rund ein halbes Jahr nach der Akquisition ihrer Spreewald-Brennerei konnten sich die neuen Eigentümer Sebastian Brack, Bastian Heuser und Steffen Lohr über den ersten Lohn für ihren unternehmerischen Mut freuen. Die Jury des Meininger International Spirits Award kürte ihren Stork Club Straight Rye zum „Whisky des Jahres national 2017“. Nun ist ja Whisky aus Deutschland ohnehin etwas Besonderes. Etwas ganz Spezielles aber hat es mit der Gründungsgeschichte der Spreewood Distillers auf sich. „Ursprünglich waren wir eigentlich nur unterwegs, um ein Fass Whiskey zu kaufen. Nach Hause gekommen sind wir mit einer ganzen Destille“, erinnert sich Bastian Heuser, der heute gemeinsam mit Steffen Lohr auch die Geschäfte leitet.

Gründer mit Branchenerfahrung

In der Szene der Getränkeindustrie sind die drei Gründer kein unbeschriebenes Blatt. Als Betreiber einer Agentur für die Vermarktung von Markenspirituosen hatten sie sich in ihrer Wahlheimat Berlin bereits einen Namen gemacht. Da sie ihren Kunden zu Weihnachten 2015 einen flüssigen Gruß zusenden wollten, sahen sie sich damals auf dem Lande nach besonderen Geschenken um. Im kleinen Ort Schlepzig erfuhren sie bei dieser Gelegenheit, dass Dr. Torsten Römer, Eigentümer der von ihm gegründeten Spreewald-Brennerei, einen Nachfolger suchte. „Wir wussten sofort, dass das unserem Leben eine entscheidende Wende geben könnte“, sagt Heuser.

Standortvorteile nutzen

Der Vorbesitzer suchte einen Käufer mit Visionen, die drei Berliner hatten sie. Ihre Ziele: Nachhaltiger Aufbau einer neuen Marke mit überregionaler Bedeutung, Ausbau der Produktions- und Lagerkapazitäten sowie Ausweitung der Fertigungstiefe. Die Vorzüge der Region spielen dabei eine wichtige Rolle. Viele kleine Brennereien nutzen bei der Herstellung ihrer Spirituosen Vorprodukte von Bierbrauereien. Die Spreewood Distillers dagegen wollen schon in der Vorstufe selbst produzieren, um eigene Rezepte zu entwickeln. Sie kaufen das Getreide bei den Bauern in der Umgebung und nutzen frische Wasserquellen.

Whisky aus Deutschland liegt im Trend. In Brandenburg machen sich die Spreewood Distillers nach der Übernahme einer regionalen Brennerei daran, eine anspruchsvolle Marke aufzubauen. Die stille Beteiligung einer MBG hilft. 

Whisky-Lager von Spreewood: Vermählung mehrerer Fässer.

Finanzierung mit Eigenkapitalcharakter

Die Neueigentümer haben kräftig investiert. Geld floss etwa in die Anschaffung eines größeren Brennapparats, einer Vermaischungsanlage und einer Getreidemühle. Schon während der ersten Gespräche mit dem Verkäufer begannen sie sich um die Finanzierung zu kümmern. Klar wurde schnell: Was sie selbst sowie Freunde und Familie einbringen konnten, war den Banken zu wenig für die Bereitstellung eines Kredits. „Wir haben uns dann nach Finanzierungsformen mit Eigenkapitalcharakter umgesehen, um den Banken eine Risikoentlastung zu bieten“, sagt Heuser. Den passenden Ansprechpartner fanden sie mit der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Berlin-Brandenburg (MBG), die eine stille Beteiligung bereitstellte. Für zusätzliche Sicherheit sorgte die Bürgschaftsbank Brandenburg, die für zwei Kredite bürgt. „Das sehr branchenerfahrene, unternehmerisch denkende Übernahmeteam hat uns ebenso überzeugt wie das auf Expansion ausgerichtete Konzept“, sagt MBG-Geschäftsführer Dr. Miloš Stefanović. Wichtig war darüber hinaus die positive Einschätzung des Marktes für regionale Premiumprodukte im Konsumbereich.

Wenn die Störche abheben

Die Spreewood Distillers wollen diese Chance nutzen. „Mit Berlin als Marketing- und Vertriebsgroßstadt direkt vor der Haustür können wir unsere Produkte im richtigen Umfeld platzieren“, sagt Heuser. Die Spreewood-Marken werden in Kooperation mit der Vertriebsgesellschaft Schlumberger schrittweise auch deutschlandweit angeboten werden. Im Lauf der nächsten fünf Jahre soll dann der Export hinzukommen. Der Markenname „Stork Club“ verweist dabei stets auf den engen Bezug zum Spreewald. Die Region ist bekannt dafür, Storchenpaare als Brutplatz anzuziehen.   

Whisky aus Deutschland liegt im Trend. In Brandenburg machen sich die Spreewood Distillers nach der Übernahme einer regionalen Brennerei daran, eine anspruchsvolle Marke aufzubauen. Die stille Beteiligung einer MBG hilft. 

„Nicht nur darauf achten, ob ein Darlehen billig ist“

Interview mit Bastian Heuser, Geschäftsführender Gesellschafter der Spreewood Distillers GmbH

Unternehmeredition: Statt einer Gründung haben Sie sich für einen Kauf entschieden. Welche Herausforderungen bringt das mit sich?                                                                                            

Heuser: Unsere Vision ist es, aus einer regionalen Kleinbrennerei einen national und international anerkannten Markenspezialisten zu machen. Dazu muss man viele Dinge umstellen, viel kommunizieren und investieren. Wir haben neue Anlagen angeschafft, ein Warenwirtschafts- und Kassensystem für unser Hofcafé aufgebaut und unsere Corporate Identity verbessert. Weil unser Whiskey drei Jahre reifen muss, bauen wir auch die Lagerkapazitäten aus. Andererseits können wir auf das Bestehende und einen laufenden Cashflow aufsetzen. Dennoch ist es eine große Herausforderung, diesen Spagat zwischen alt und neu zu schaffen.

Sie haben eine stille Beteiligung der MBG in die Finanzierung eingebunden, die etwas teurer ist als ein klassischer Kredit. Warum?                                     

Man darf nicht nur darauf achten, ob ein Darlehen billig ist. Die stille Beteiligung als Element der Sicherheit hat die Gesamtfinanzierung erst ermöglicht. Sie läuft zehn Jahre, kann von uns aber auch vorher beendet werden. Wir haben darüber hinaus von der MBG – ebenso wie von den Banken – viele hilfreiche Tipps, etwa fürs Erstellen des Businessplans, bekommen.

Wie wollen Sie sich im Markt profilieren?

Wir wollen ein breit aufgestellter Whiskeyhersteller sein. Ein besonderer Fokus liegt bei uns auf dem Roggen – was kaum ein Anbieter in Deutschland macht. Zu unserer Sonderstellung gehört außerdem ein neues Konzept in der Produktentwicklung. Wir nehmen jeweils verschiedene Fässer und vermählen sie miteinander, um ein bestimmtes Aromaprofil zu kreieren. Herkömmliche lokale Brennereien verkaufen ein Fass, wenn es fertig ist.


Kurzprofil Spreewood Distillers GmbH

Gründungsjahr 2003
Branche Getränke
Unternehmenssitz Schlepzig
Umsatz 2015
650.000
Mitarbeiterzahl 8

www.spreewood-distillers.com

 

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