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Fallstudie: Gergen Kipper- und Fahrzeugbau

Mit einer neuen Geschäftsführung, neuen und verbesserten Produkten, Senkung der Kosten und Steigerung der Produktivität ist dem Hersteller von Absetz- und Abrollkippern sowie dazugehörigen Anhängern ein erfolgreicher Start gelungen. Mit dazu beigetragen hat ein Finanzierungspaket.

„Heute sind wir ein gesundes Unternehmen.“ Dass Arndt Kreutzer, Geschäftsführer der Gergen Kipper- und Fahrzeugbau GmbH, dies heute sagen kann, ist Ergebnis eines Restrukturierungsprozesses, der Mitte 2013 begann. Damals hatte das Vorgängerunternehmen Gergen Jung Kipper- und Fahrzeugsysteme GmbH mit starken Umsatzeinbrüchen sowie mit strukturellen Schwächen wie zu hohen Kosten zu kämpfen. Es musste Insolvenz anmelden und befand sich im Sommer 2013 im sogenannten Schutzschirmverfahren. „Der vom Gericht eingesetzte Sachwalter Dr. Haas war von Anfang an interessiert, den Standort des Unternehmens und die Arbeitsplätze zu erhalten, und hat unsere Sanierungspläne aktiv unterstützt“, so Kreutzer. „Somit war ein Neustart des Unternehmens möglich.“ Mit dazu beigetragen hat auch die Wirtschafts- und Steuerberatungsgesellschaft, die das vorherige Unternehmen schon seit Jahren betreute.

Kontakt über den Wirtschaftsprüfer

Kreutzer, der aufgrund eines Verkehrsunfalls und anschließender Operation zunächst einige Reisen zu Lieferanten, Kunden und Gesellschaftern auf Krücken antreten musste, kam über den Wirtschaftsprüfer in Kontakt mit der Saarländischen Investitionskreditbank (SIKB). „Wir kamen ins Gespräch und wussten, dass Herr Kreutzer – damals noch Werkleiter und Prokurist – für die Geschäftsführung und auch als neuer Gesellschafter bereit stand“, erzählt Michael Schmidt von der SIKB. „Er hatte eine Menge Ideen, um die strukturellen Schwächen anzugehen und insbesondere die Kosten zu senken.“Weitere neue Gesellschafter

Nachdem Kreutzer die Zusage von den Mitarbeitern, Vertrieblern und Lieferanten hatte, dass sie dem neuen Unternehmen zur Verfügung stehen würden, begann er mit der Suche nach weiteren Gesellschaftern. Er fand sie in Andreas Gühring, Geschäftsführer des Kugelhahnherstellers Zentgraf, Bernd Klingel, Geschäftsführer des Maschinenbauers OKU und Jürgen Hahn, Geschäftsführer des Hydraulikzylinderherstellers Klingel. „Mein Ziel war es, Gesellschafter zu finden, die nicht nur das nötige Kapital mitbringen, sondern zudem über Know-how verfügen, das es ermöglicht, die bestehende Technologie noch weiter zu verbessern“, so Kreutzer. „Nachdem wir vier durch mehrere Treffen festgestellt hatten, dass wir gut zusammenpassen, haben wir uns entschlossen, die Firma Gergen zum 1.10.2013 an den Start zu bringen.” Als erstes wurden die Kosten an das geringere Produktionsvolumen von Aufbauten und Anhängern angepasst. Parallel hierzu wurde das After-Sales-Geschäft integriert.

Finanzierungspaket geschnürt

Startklar: Mit neuen Gesellschaftern und einer Finanzierung durch Fördermittel konnte das Unternehmen neu gegründet werden.

Die SIKB als saarländische Förderbank ist zusätzlich Geschäftsbesorgerin für die Saarländische Kapitalbeteiligungsgesellschaft und die Bürgschaftsbank des Saarlands und bietet einen optimierten Finanzierungsmix aus einer Hand. „Wir haben dann die zusätzlich zum Gesellschafterkapital notwendige externe Finanzierung gemeinsam mit der Hausbank dargestellt“, erklärt Schmidt. Dabei wurden auch öffentliche Fördermittel von der KfW eingebracht, ein Teil des Darlehens wurde von der Bürgschaftsbank des Saarlands verbürgt. Außerdem profitierte Gergen von den niedrigen Zinsen. Einen anderen Finanzierungsanteil stellte die Saarländische Kapitalbeteiligungsgesellschaft in Form einer stillen Beteiligung, „um die Eigenkapitalbasis des Unternehmens zu stabilisieren“, so Schmidt.

Bei einer Laufzeit von jeweils zehn Jahren betrug das Gesamtvolumen der im Herbst 2013 abgeschlossenen Finanzierungsvereinbarung rund 3 Mio. EUR. „Uns hat überzeugt, dass das vorgelegte Unternehmenskonzept sehr detailliert war. Herr Kreutzer hat es sehr gut verstanden, sein Konzept anschaulich darzustellen und dies mit detaillierten Zahlen des Wirtschaftsprüfers zu unterlegen. Darüber hinaus war für uns wichtig, dass zwei erfolgreiche Unternehmer – ein weiterer Gesellschafter kam dann durch einen Kontakt der Wirtschaftsprüfer und der Hausbank noch hinzu – sich mit eigenem Risiko beteiligten.“

 

Kurzprofil Gergen Kipper- und Fahrzeugbau GmbH

Gründungsjahr: 2013

Branche: Nutzfahrzeuge

Unternehmenssitz: St. Ingbert

Umsatz 2013: keine Angabe

Mitarbeiterzahl: ca. 60

Internet: www.gergen-kipper.deMit einer neuen Geschäftsführung, neuen und verbesserten Produkten, Senkung der Kosten und Steigerung der Produktivität ist dem Hersteller von Absetz- und Abrollkippern sowie dazugehörigen Anhängern ein erfolgreicher Start gelungen. Mit dazu beigetragen hat ein Finanzierungspaket.

„Wir wollen weiterhin Premiumanbieter sein“

Interview mit Arndt Kreutzer, Geschäftsführender Gesellschafter der Gergen Kipper- und Fahrzeugbau GmbH

Unternehmeredition: Wie sieht Ihr Geschäftsmodell heute aus?

Kreutzer: Um das Risiko zu streuen, haben wir das Produktportfolio ergänzt und das Risiko aktuell auf vier Standbeine verteilt: erstens Herstellung und Vertrieb von Absetz- und Abrollkippern sowie dazugehörige Anhänger. Kunden sind vor allem Kommunen, die Entsorgungswirtschaft, Baufirmen und Schrotthändler. Zweites Standbein sind Sonderkipper wie etwa Hüttenkipper, die in Stahlwerken u.a. zum Transport der flüssigen und rund 1.700 Grad heißen Schlacke eingesetzt werden, sowie Silosteller für die Bauwirtschaft. Als drittes und neues Geschäftsfeld haben wir das After-Sales-Geschäft aufgebaut – der klassische Service mit Ersatzteilverkauf und Kundendienst regional und überregional. Und als Viertes betreiben wir noch Handel und Montage von Ladekränen. Weitere Geschäftsfelder sind geplant.

Warum haben Sie die SIKB als Finanzierer gewählt?

Sie hat mich vom ersten Tag an bis heute tatkräftig unterstützt. Durch sie wurden mir Wege für gute Finanzierungen, Förderungen und anderes aufgezeigt.

Sind Sie mit Ihrem Umsatz zufrieden, und was haben Sie als Nächstes vor?

Nachdem wir das Rumpfgeschäftsjahr 2013 mit positivem Ergebnis abschließen konnten, ist auch das Jahr 2014 gut angelaufen. Von Januar bis April lagen wir mit 3,5 Mio. Euro Umsatz über Plan. Wir wollen weiterhin Premiumanbieter sein und unseren Exportanteil sowie den aktuellen Umsatz um rund 20 Prozent erhöhen – z.B. greifen wir demnächst auf den Märkten in Italien und Spanien an. Außerdem bauen wir den Vertrieb nach Russland weiter aus.Wir leben den Gedanken einer großen Familie. Der Kunde soll ein Teil von uns werden. Wir werden noch stärker auf die Wünsche unserer Kunden eingehen und unsere Flexibilität weiterhin erhöhen.

Vielen Dank für das Gespräch.

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