Eventrückblick „Unternehmervermögen 2022“

Fünf außergewöhnliche Anlageideen − von Value über Multi-Assets bis hin zu Gold

v.li.: Dr. Tobias Sitte, Alphaville Capital, Christian Janas, DJE, Markus Rieger, GoingPublic Media, und Patrick Schiller, Bantleon

In stimmungsvoller Atmosphäre fand am Abend des 16. Mai im Spatenhaus an der Münchner Oper unsere Veranstaltung „Unternehmervermögen 2022“ statt. Fünf außergewöhnliche Anlageideen wurden in jeweils zehnminütigen Pitches vorgestellt.

Felix Gode, Manager der Alpha Star-Fonds, unternahm einen kleinen Ausflug in die Innovationsgeschichte: In den letzten 20 bis 40 Jahren habe sich die Innovationsdynamik massiv beschleunigt, und diese dynamischen Veränderungen hätten starke Auswirkungen auf die Unternehmenslandschaft gehabt, betonte Gode. Stammten 2004 die zehn größten Unternehmen noch aus sehr unterschiedlichen Branchen, konzentrierten sich diese nur 15 Jahre später ausschließlich auf den Tech-Sektor. Die Veränderung der Unternehmenslandschaft könne man auch am deutschen Kapitalmarkt beobachten, so Gode: „Von den 30 Unternehmen, die im Gründungsjahr 1988 dem DAX angehörten, sind heute nur noch zwölf von damals dabei.“

Alpha Star-Fonds auf der Überholspur

Angesichts dieser rapiden Veränderungen sei es ratsam, auf Unternehmen zu setzen, die mit dieser hohen Geschwindigkeit Schritt halten könnten beziehungsweise diesen Innovationszyklus antreiben und anführen würden. Wenn es Unternehmen schaffen würden, so Gode, hohe Eintrittshürden aufzubauen und sich gegenüber Wettbewerbern abzugrenzen, dann hätten genau diese Unternehmen die Chance, hinter diesen Mauern überdurchschnittlich stark zu wachsen und überdurchschnittliche Kapitalrenditen zu erzielen. „Und wenn das Management clever ist und sagt, wir nehmen diese Gewinne und reinvestieren sie wieder in neue Investitionen, dann halten wir diesen Kreislauf am Laufen und haben Unternehmen, die sich am Ende des Tages auch über einen mittel- und langfristigen Zeitraum am Kapitalmarkt durchsetzen können.“

Gode hob hervor, dass genau darin die Anlagestrategie der 2014 gegründeten Alpha Star Fonds bestünde. Dank dieser Strategie habe man in den letzten Jahren gegenüber dem S-DAX, dem DAX und anderen Indizes eine deutlich höhere Performance erzielen können, und das trotz schwieriger Phasen und obwohl die letzten Monate nicht die erfreulichsten gewesen seien. „Wir haben uns für den Bereich deutsche Aktien und deutsche Nebenwerte nicht nur gegenüber anderen Fonds und Indizes durchsetzen können, sondern auch, was verschiedene Fondspreise und verschiedene Rankings anbelangt. Das ist unser Bereich, in dem wir uns seit vielen Jahren bewegen.“ Gode kündigte an, dass im Sommer ein neuer Fonds aufgesetzt werden soll. Dabei soll diese gleiche Strategie, die bereits mit mittlerweile zwei erfolgreichen Fonds in Deutschland erprobt worden sei, auf den europäischen Markt ausgedehnt werden.

Multi-Asset-Fonds für Zukunftsthemen

„Wir sind kein neuer Player am Markt, uns gibt es schon viele Jahre“, betonte Patrick Schiller von Bantleon in seinem Pitch. Die komplett unabhängige und inhabergeführte Firma Bantleon wurde 1991 von Jörg Bantleon in Hannover gegründet und verfügt mittlerweile über drei Standorte in Hannover, Zürich und München. „Unsere Unabhängigkeit sorgt dafür, dass wir keine Modetrends mitmachen müssen“, betonte Schiller. „Wir kümmern uns um die Themen, bei denen wir uns auskennen.“ Bei den Assets ist Bantleon mittlerweile bei einem Wert von über 5 Mrd. EUR. „Wir sind unter den Fondsboutiquen eine der größeren, decken aber ein kleineres Spektrum ab.“ Die Kundengruppen würden vom DAX-Konzern über Banken bis hin zum Vermögensverwalter reichen.

„Was macht uns aus, was sollten Sie im Kopf behalten, wenn Sie an Bantleon denken?“, fragte Schiller das Publikum. „Wir sind weltweit führend beim Thema Konjunkturanalyse.“  Wenn es um Fragen gehe, wie „Wo gehen die Zinsen hin, wo können die Aktienmärkte aufgrund unserer Konjunkturprognose am Jahresende stehen?“, sei Bantleon eine der ersten Adressen. „Für die Eurozone sind wir jetzt zum dritten Mal auf Platz eins im Ranking von Bloomberg gekommen, für die USA immerhin auf das Treppchen.“

Schiller nutzte die Gelegenheit, den nachhaltigen Multi-Asset-Fonds „Bantleon Changing World“ vorzustellen, der vor knapp vier Jahren ins Leben gerufen worden war. Wir befinden uns in einer Welt im Wandel und dieser Wandel wird auch in Zukunft immer schneller werden“, betonte Schiller. Aktuell stehe man vor drei großen Herausforderungen: Inflation, Verschuldung und eine Spreizung, was die Aktien angehe. „In Zukunft werden Sie mit einem passiven Ansatz deutlich mehr Schwierigkeiten haben, Geld zu verdienen“, sagte Schiller. Was es also brauche, sei Aktivität. Für das Portfolio der Zukunft müsse man aktiv reagieren und inflationsgeschützt investieren, die großen Strömungen beachten und Zukunftsthemen allokieren. Aus diesen Überlegungen heraus habe man den „Bantleon Changing World“ gegründet. Dieser setze sich aus den drei Bausteinen Aktien (max. 65% Gewichtung mit den vier Zukunftsthemen Erneuerbare Energien, Digitale Infrastruktur, Digitale Städte und Mobilität sowie Digitale Disruptoren), einem Anleiheblock und nachhaltig gewonnenen Edelmetallen (Gold) zusammen.

Individuelle Vermögensverwaltung von Dr. Jens Ehrhardt

Christian Janas ging in seinem Pitch zunächst auf die Entstehungsgeschichte der 1974 gegründeten DJE Kapital AG ein. Dr. Jens Ehrhardt habe mit der Herausgabe der bekannten „Finanzwoche“ begonnen, die mittlerweile zweiwöchentlich erscheint. Damals gab es ein ähnliches stagflationäres Umfeld. Aus dieser Schreibtätigkeit heraus habe sich die DJE Kapital AG (Dr. Ehrhardt Vermögensverwaltung) entwickelt. Der Gründer habe viel Lob für seine Feder geerntet: „Sie schreiben so gut, können Sie bitte Geld für mich managen“, sei er gefragt worden. Auch die nächste Generation ist bereits an Bord, Dr. Jan Ehrhardt arbeitet bereits seit 19 Jahren als Fondsmanager und Analyst aktiv mit und sitzt ebenso als stellvertretender Vorstandsvorsitzender im Management.

Heute verwaltet die DJE Kapital AG mit circa 180 Mitarbeitern rund 17,2 Mrd. EUR an Kapital. Der Anlagephilosophie von DJE liegt die FFM-Methode zugrunde. Bezeichnet werden damit die drei Blickrichtungen auf das Geschehen an der Börse und den Märkten: Fundamental, Monetär und Markttechnisch. Die fundamentalen Faktoren sind entscheidend in der langfristigen Anlagenaufteilung. Sie betrachten das einzelne Unternehmen und seine Kennzahlen. Dabei richten die Analysten der DJE Kapital AG Gruppe ihr Augenmerk nicht nur auf die Ertragskennzahlen, sie beziehen auch Substanzkennziffern ein und wählen so besonders solide, bilanzstarke Unternehmen aus. Mit monetärem Blick auf Indikatoren wie die Kreditvergabe der Banken, Zinsen, Geldmengenwachstum und Überschussliquidität prognostizieren die Analysten die Liquiditätssituation und leiten ein monetäres Gesamtbild mit Blick auf das weitere Potenzial der Aktienmärkte ab. Das heißt, die Analysten untersuchen, wie viel anlagebereites Kapital dem Markt in Zukunft zur Verfügung stehen wird. Die kurzfristige Markttechnik fließt ebenso hier ein.

„Sachwert schlägt Geldwert. Langfristig kann man nur Rendite erzielen, wenn man sein Kapital auch in Aktien investiert, aber auch mit diesen Schwankungen leben kann“, sagte Janas. Das sei aktuell vorteilhafter als eine normale Staatsanleihe. „Als aktiver Vermögensverwalter investieren wir vor allem in liquide Anlagen wie Aktien, Anleihen, Cash, sowie physisches Gold und eben nicht in strukturierte Produkte oder Zertifikate. Der langfristige reale Kapitalerhalt steht bei uns im Fokus“. Individuelle Vermögensverwaltung ist bei DJE möglich ab 500.000 EUR, die Online-Vermögensverwaltung Solidvest schon ab 10.000 EUR.

Multi-Family Investment Office – unternehmerische Direktbeteiligungen

„Wir haben Alphaville Capital 2016 gegründet, weil es damals wenig Möglichkeiten gab, sich als Privatanleger möglichst direkt im Bereich Private Equity zu engagieren“, erläuterten Dr. Karsten Zippel und Dr. Tobias Sitte den Beweggrund für die Unternehmensgründung. „Das wollten wir ändern.“

Die beiden betonen gerne, was aus ihrer Sicht das Besondere an Alphaville Capital ist: „Es handelt sich nicht um einen klassischen Private-Equity-Fonds mit „Blanko-Scheck-Charakter“. Der Anleger weiß bei uns genau, in welches Unternehmen er investiert. Wir bereiten die Investition in Ruhe, mit circa einem halben Jahr Vorlauf, vor und wenn der Business Case und die Chemie mit dem Unternehmer stimmen, entscheiden wir, ob wir privat mit unseren Familien investieren wollen – erst dann laden wir unsere Co-Investoren zum Mitmachen ein. Wir schauen uns die Themen immer selbst im Detail an und tragen das komplette Risiko der Transaktionsentwicklung. Es besteht kein Anlagedruck. Wir investieren nur, wenn etwas Sinn macht und wir absolut überzeugt sind.“

Der verkaufende Unternehmer behalte dabei meist 20-30% der Anteile, manchmal sogar die Mehrheit, und am Ende verkaufe man gemeinsam. Je Beteiligung werden typischerweise  circa 5-30 Mio. EUR Eigenkapital investiert – Anleger können ab 250 TEUR coinvestieren.

„Alle Themen zahlen auf einen nachhaltigen Impact ein, das ist für uns sehr wichtig“, ergänzte Dr. Sitte. „Einen weiteren Schwerpunkt stellen Konsolidierungskonzepte dar. Buy and Build ist ein großes Thema für uns.“

Ein Beispiel für ein erfolgreiches Investment von Alphaville Capital ist die Beteiligung an einem sehr großen Fahrradhändler in Deutschland mit über 30 Standorten. Alphaville Capital stieg dort 2018 ein. „Wir standen seit dem Einstieg fast jeden Tag mit dem Management im Austausch und konnten seitdem viele Wachstumsprojekte gemeinsam erfolgreich umsetzen.“ Der Umsatz hat sich bisher auf circa 250 Mio. EUR mehr als verdreifacht „Das EBIT hat das Unternehmen in der gleichen Zeit nochmals deutlich stärker vervielfacht“, resümierten die Alphaville-Geschäftsführer stolz.

Gold – das Edelmetall für soliden Werterhalt

Wir haben uns auf den physischen Edelmetallhandel spezialisiert“, beschrieb Mirko Schmidt das Geschäftsmodell von pro aurum. „Wir kaufen und verkaufen Gold, Silber, Platin und Palladium. Eine professionelle Beratung, die versicherte Verwahrung im Schließfach oder in der Sammelverwahrung einschließlich einem Goldsparplan runden das Angebot ab.“

Als das Unternehmen 2003 gegründet wurde, brauchte es einige Anläufe: „Wir haben erfolglos bei 18 Banken angeklopft, bis uns die 19. Bank finanziert hat“, erinnerte sich Schmidt. Dies sei umso unverständlicher, als es sich bei Gold ja um eine der ältesten Anlageformen der Geschichte handele.

Bei Gold als Kapitalanlage gehe es immer um den Werterhalt, betonte Schmidt. Für eine Feinunze Gold bekomme man langfristig betrachtet den gleichen Geldwert wieder.

Jede Währung der Welt, ob Dollar, Schweizer Franken, Euro, japanischer Yen, habe an Kaufkraft verloren. Mit dem gelben Edelmetall konnte man dieser Geldentwertung entgegenwirken. Der Nachteil: „Mit Gold können Sie kein Geld im großen Stile verdienen“, sagte Schmidt. Ein angemessener Anteil im Portfolio wirkt jedoch wie eine Vermögensversicherung und man müsse sogar hoffen, dass der Goldpreis nicht steige. Denn dies sei meist mit negativen Auswirkungen verbunden, wie diese in den letzten Monaten für jeden ersichtlich waren, fügte er hinzu.

Der Abend klang beim Networking und persönlichen Austausch zu den vorgestellten Anlageideen aus.

Autorenprofil

Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Wirtschaftsjournalismus und in der PR.

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