
Mit dem Verkauf der fit GmbH an den strategischen Investor hat Dr. Wolfgang Groß, der das Unternehmen in den letzten 33 Jahren zu einem der größten deutschen Mittelständler von Reinigungsmitteln und Körperpflege aufgebaut hat, eine Nachfolgeregelung für sein Lebenswerk gefunden. Fortan soll die Präsenz auf dem europäischen Markt gestärkt werden.
Die Geschichte des Spülmittels fit beginnt mit seiner Entwicklung in einer Chemiefabrik vor 70 Jahren in der diesjährigen europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz. Das markante Design ist einem der traditionsreichen Gebäude der Stadt nachempfunden, dem „Roten Turm“. Ein gutes Jahrzehnt später wurde auf dem Gelände eines ehemaligen Braunkohlewerks im sächsischen Dreiländereck – der deutschen Grenze zu Polen und dem heutigen Tschechien – durch den Chemnitzer Betrieb eine völlig neue Produktionsstätte aufgebaut. 1984 gliederten die Staatsoberen den Betrieb in das Raffineriekombinat Leuna aus. 1990 kam der Betrieb unter die Verwaltung der Treuhandanstalt und stand infolge rapider fallender Absatzmengen vor der Insolvenz. Etliche namhafte Konzerne interessierten sich für die Markenrechte am Ostprodukt, nicht aber für den Standort. 1992 kaufte Dr. Wolfgang Groß, der unter anderem im Management von Procter & Gamble gearbeitet hatte, das komplette Werk und gründete 1993 die fit GmbH. Erstmals in seiner Geschichte kam die Marke in Familienbesitz. Fast zeitgleich erlebten alte Ostmarken ihr Comeback – und so konnte auch „fit“ sich langsam aus der Talsohle erholen.
Namhafte westdeutsche Marken dazugekauft
Im Jahr 2000 startete Dr. Groß seinen ersten Coup und kaufte die westdeutschen Marken Rei und Sanso. Neun Jahre später folgte dann der Kauf von Sunil und Kuschelweich. Mit diesem Portfolio wurde die Ostmarke fit auch mehr in mehr in westdeutschen Handelsketten gelistet. Vor wenigen Jahren übernahm die fit GmbH dann die Marken fenjal, Gard sowie später Mum und begann mit dem Aufbau des neuen Segments der Kosmetik. In all den Jahren wurden über 200 Mio. EUR in den Um- und Ausbau des Werks investiert. Im letzten Jahr wurden 114 Mio. Packungen von über 350 Artikeln verkauft. Den letzten Schub gab es mit der Coronapandemie, die zu vermehrten Käufen in den Haushalten führte. Der deutliche Zuwachs bei Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln fing dann auch den leichten Rückgang im Kosmetikbereich auf.
Gespräche mit unterschiedlichen Interessenten geführt


Inzwischen war Dr. Groß über 70 Jahre alt und dachte bereits seit Längerem über die Fortsetzung seines Lebenswerks nach. Ihm ging es wie so vielen ostdeutschen Markenartiklern, die innerhalb der Familie keinen Nachfolger fanden oder deren Nachfolger das Geschäft nicht weiterführen wollten. Zuletzt verkauften vor wenigen Wochen die Enkel des Backmittelherstellers Kathi aus Halle das Werk an den Oetker-Konzern. Da für das Unternehmen mit seinen inzwischen dreistelligen Millionenumsätzen auch ein stattlicher Kaufpreis fällig war, entschloss sich Dr. Groß, an einen strategischen Investor zu verkaufen. Gemeinsam mit der US-Investmentbank Houlihan Lokey führte er über ein Jahr lang Gespräche mit ganz unterschiedlichen potenziellen Interessenten, ehe er mit der spanischen BlueSun-Gruppe einen Käufer fand, der auch die strategische Ausrichtung der fit GmbH teilte.
Junges Unternehmen aus Spanien
BlueSun wurde erst 2013 durch den spanischen Investmentfonds PHI Industrial gegründet, hatte sich aber in kürzester Zeit zu einem europäischen Hersteller von Haushaltsproduktionen entwickelt. Das Unternehmen ist internationaler als die fit GmbH ausgerichtet. „Unser Ziel ist es, gemeinsam zu wachsen und internationale Synergien zu nutzen. Die beiden Unternehmen ergänzen sich geografisch ideal, wodurch wir unsere Märkte noch besser abdecken und Innovationen schneller voranbringen können“, sagt der neue Geschäftsführer René Bowitz, der ein alter Bekannter im Werk ist. Er begann dort seine Ausbildung. Nach elf Jahren wechselte er in eine Führungsposition beim Mainzer Familienunternehmen Werner & Mertz, das unter anderem für die Marke „Frosch“ bekannt ist. „Insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Prozessoptimierung und Markenführung habe ich dort wertvolle Erfahrungen sammeln können.“ Nun kehrt er zu seinen familiären Wurzeln zurück.
„Es wurde eine gute Due Diligence vorgelegt“
Interview mit Dr. Dorian Legel, Associated Partner, Noerr Partnerschaftsgesellschaft mbH
Unternehmeredition: Herr Dr. Legel, Sie haben gemeinsam mit Ihrem Team als deutscher Counsel die BlueSun-Gruppe bei deren Finanzierung zum Erwerb der fit GmbH rechtlich beraten. Worin bestand konkret Ihre Aufgabe?

Dr. Dorian Legel: Wir haben BlueSun zu allem Themen betreffend die Finanzierung des Erwerbs der fit GmbH beraten. Dazu gehörten beispielsweise die Prüfung bestehender Darlehensverträge sowie die Verhandlung des neuen Darlehensvertrags und auch die Prüfung der fit GmbH als Target, inwieweit Risiken innerhalb der Gruppe schlummern könnten. Insgesamt haben aber alle Beteiligten, sowohl auf Käufer- als auch auf Verkäuferseite, sehr professionell agiert, die Transaktion gut vorbereitet und etwa eine gute Due Diligence vorgelegt, sodass die finale Prüfung und Verhandlung der Vertragsdokumente recht schnell, innerhalb von rund zwölf Wochen, umgesetzt werden konnte.
Wie viele Banken waren an der Finanzierung der Übernahme beteiligt?
Es waren mehr als fünf Banken, was angesichts der Umsatzgröße der fit GmbH und des Darlehensvolumens, zu dem wir uns nicht äußern können, auch üblich ist. Es geht bei solchen Finanzierungen nicht nur um den Kaufpreis für das Unternehmen selbst, sondern auch um die Finanzierung zukünftiger Investitionen. BlueSun hat natürlich Eigenkapital mitgebracht, aber ein großer Teil solcher Transaktionen wird durch Fremdkapital finanziert. Über die Relation können wir im Zuge unserer Schweigepflicht keine Auskunft geben. Des Weiteren mussten auch die drei Hausbanken des Verkäufers in diesen Prozess einbezogen werden, da diese in M&A-Transaktionen regelmäßig ein Sonderkündigungsrecht im Rahmen einer Kontrollwechselklausel haben.
Was waren die Herausforderungen in diesem Prozess?
Es handelt sich um ein deutsches Traditionsunternehmen, basierend auf deutschem Gesellschaftsrecht, das jetzt mit dem spanischen Recht kompatibel gemacht werden muss. Auch wenn beide EU-Länder sind, unterscheidet sich das spanische Recht im Bereich der M&A-Transaktionen doch in einigen Punkten vom deutschen Recht.
War es ein Vorteil im Finanzierungsprozess, dass hinter BlueSun mit dem spanischen Investmentfonds PHI Industrial ein Private-Equity-Fonds stand?
Es hat sicher nicht geschadet, ist aber nicht zwingend erforderlich gewesen.
👉 Diese Fallstudie ist auch in der Magazinausgabe der Unternehmeredition 3/2025 erschienen.
KURZPROFIL
fit GmbH
Gründungsjahr: 1993
Branche: Konsumgüter
Firmensitz: Hirschfelde
Beschäftigte: 290
Umsatz: 337 Mio. EUR




