Euro-Kurs am Taumeln

Nach der Ankündigung von Anleihekäufen durch die EZB war der Euro wochenlang im Sinkflug. Auch nach einer kurzen Erholungsphase sieht es nicht besser aus. Vier Experten erläutern, wie es mit der Gemeinschaftswährung weitergeht.

Euro könnte wieder steigen

Dr. Holger Schmieding, Chefvolkswirt, Berenberg

Dr. Holger Schmieding/Berenberg (© Privat)
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Nach einem langen Höhenflug hat der Kurs des Euro seit Mitte 2014 kräftig nachgegeben. In USA hatte die Notenbank frühzeitig Anleihen gekauft und so schon vor Jahren einen Aufschwung angeschoben. Da die US-Konjunktur mittlerweile kräftig genug geworden ist, hat die US-Notenbank diese Liquiditätsspritzen im Herbst 2014 eingestellt. Im Sommer 2015 will sie offenbar ihre Leitzinsen anheben. Deshalb strömt Kapital in die USA. In der Eurozone hatte dagegen die zögerliche EZB eine lange Konjunkturkrise zugelassen. Ihre späten Anleihekäufe lasten jetzt auf dem Wechselkurs. Kurzfristig kann der Euro weiter schwächeln. Allerdings dürfte die aggressivere Geldpolitik auch bei uns die Konjunktur beleben und die Deflationsgefahren verscheuchen. Wenn es uns gleichzeitig gelingt, das griechische Restrisiko einzugrenzen, könnte ein kräftiger werdender Aufschwung den angeschlagenen Ruf des Euro in der Welt aufbessern und neues Kapital anlocken. Damit könnte der Euro in der zweiten Hälfte des Jahres wieder gen 1,12-1,15 zum US-Dollar steigen.

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