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EU-Förderung: Ein Potpourri an Instrumenten

Die Nutzung von EU-Förderung ist für kleine und mittelgroße Betriebe eine Herausforderung. Das Einsatzspektrum ist ähnlich vielfältig wie das der Bundes- und Landesförderung. Für Transparenz sorgt das Enterprise Europe Network. 

Das Enterprise Europe Network (EEN) ist ein Zusammenschluss von mehr als 600 Partnerorganisationen in über 50 Ländern – EU28 und darüber hinaus. Die einzelnen Partner sind überwiegend Wirtschaftsförderagenturen, Industrie- und Handelskammern, Regionalagenturen und Förderbanken. In Deutschland gibt es insgesamt dreizehn EEN-Konsortien bestehend aus 58 Partnerorganisationen, darunter drei Landesförderbanken (NBank, IB Schleswig-Holstein, NRW.Bank). Das EEN bietet kostenfreie Dienstleistungen zur Unterstützung kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) bei ihrem Wachstum auf den europäischen und internationalen Märkten. Die EU-Kommission bezuschusst das Dienstleistungsangebot.

Die Partnersuche im Ausland: schwierig, aber nicht unmöglich

Ein Schwerpunkt der Unterstützung von KMU ist das Angebot der internationalen Partnersuche für Unternehmens- und Technologiepartnerschaften. Mit Hilfe des lokal zuständigen EEN-Partners stellen Unternehmen anonymisierte Gesuchsprofile nach Geschäftspartnern im Ausland in die Partnering Opportunities Database (POD) ein. Eine aktive Online-Recherche in der POD nach bereits eingestellten Profilen ist selbstständig möglich. Über einen E-Mail-Dienst erhält das recherchierende Unternehmen automatisch passende Unternehmensprofile entsprechend den Suchkriterien. Der erste Kontakt zu einem „Treffer-Unternehmen“ geschieht durch die Vermittlung des lokal zuständigen EEN-Partners. Die Anonymität der jeweiligen potenziellen Partner wird erst nach gegenseitigem Einverständnis aufgehoben.

Und wenn man mal direkt ins Ausland fährt…

EEN-Partner in allen Ländern organisieren regelmäßig Kooperationsbörsen auf großen Fachmessen im In- und Ausland. Hierdurch erhalten Unternehmen die Möglichkeit, gezielte Erstgespräche mit anderen Messebesuchern zu führen. Die Registrierung für Gesprächswünsche und die Erstellung der Terminpläne finden im zeitlichen Vorlauf zu einer Messe statt. Der Service „Kooperationsbörse“ steht den interessierten Unternehmen kostenfrei zur Verfügung. Ergänzend bietet die EU-Kommission sogenannte Missions for Growth an. Mit politischer Begleitung des Vize-Präsidenten der EU-Kommission können Unternehmer Messen und Kooperationsbörsen sowie Unternehmen im Zielland besuchen. Ihre Reise- und Hotelkosten müssen die Unternehmen hierbei selbst tragen.

Der Partner ist gefunden, allein am Geld hapert es

Ist ein Partner gefunden, kommen gegebenenfalls weitere Förderinstrumente zum Einsatz, denn eine internationale Partnerschaft will finanziert werden. Benötigen die Partner eher strategische Unterstützung im Internationalisierungsprozess, so können auf Wunsch die EEN-Partner weiterhin in gewissen Grenzen unterstützend beraten. Über öffentliche Förderprogramme gibt es darüber hinaus Zuschüsse für die Inanspruchnahme von externen Beratungsleistungen für Unternehmen. Die eigentliche Umsetzung der internationalen Partnerschaft benötigt häufig zusätzliche Betriebs- und Investitionsmittel. EEN-Partner helfen mit Informationen zu möglichen Finanzierungs- oder Förderinstrumenten im In- und im Ausland, vermitteln Kontakte zu den dafür zuständigen Institutionen oder – wie im Falle der NRW.Bank – bieten eigene Förderprodukte an.

Wenn Unternehmen in internationalen Projekten kooperieren

Eine weitere Möglichkeit, an direkten EU-Zuschüssen zu partizipieren, ist die Beteiligung an den von der EU europaweit ausgeschriebenen Projektfinanzierungen. Fördergegenstand ist hierbei das Projekt und nicht einzelne Unternehmen oder Institutionen. An einem Projekt können sich Konsortien von Unternehmen (insbesondere KMU) bzw. Forschungs- und/oder gemeinnützige Einrichtungen beteiligen. Die finanziell am großzügigsten ausgestatteten Ausschreibungen sind solche im Bereich Forschung, Entwicklung und Innovation. Ausschreibungen finden in jedem Themenbereich in der Regel jährlich statt. Der durchschnittliche Zuschussbetrag pro Projekt liegt bei 50%. Die Zuschussintensität für die Projekte nimmt mit steigender Marktnähe ab. Daneben bezuschusst die EU unter anderem europaweite Bildungs-, Kultur- und Umweltprojekte. Die von der EU zur Verfügung gestellten Projektfinanzierungen ergänzen die lokalen, regionalen und nationalen Förderinstrumente, die üblicherweise Einzelunternehmen unterstützen.

Fazit

EU-Förderung steht KMU, die eine Internationalisierung wagen, in vielfältiger Form zur Verfügung. Neben der klassischen EU-Regionalförderung, die in allen Bundesländern den Unternehmen in der Regel für den Inlandseinsatz angeboten werden, leistet die EU europaweite Unterstützung und Finanzierung für grenzübergreifende Aktivitäten von KMU. Die praktische Unterstützung umfasst die Partnersuche im Ausland, Hilfe bei der Entwicklung einer Auslandsstrategie und beim Technologietransfer sowie die Vermittlung von Förder- und Finanzierungsprodukten im In- und Ausland. Direkte Zuschüsse stellt die EU ausschließlich auf Basis von europaweit ausgeschriebenen Gemeinschaftsprojekten bereit.


Zur Person

Verena Würsig ist Förderberaterin EU- und Außenwirtschaftsfinanzierung in der NRW.Bank. Diese ist die Förderbank des Landes Nordrhein-Westfalen und unterstützt das Land bei seinen struktur- und wirtschaftspolitischen Aufgaben. Sie setzt hierbei das gesamte Spektrum kreditwirtschaftlicher Förderprodukte ein. www.nrweuropa.de

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