Erstmals in Brandenburg wieder 100 Mio. EUR neu verbürgt

2022 hätte die Bürgschaftsbank insgesamt 219 Bürgschaften mit einem Kreditvolumen von 101 Mio. Euro übernommen. Das entspreche einer Steigerung von knapp 14% gegenüber dem Vorjahr. Damit entwickele sich die Bürgschaftsvergabe in Brandenburg entgegen dem bundesdeutschen Trend.
Dr. Miloš Stefanović, Foto: © F. Hönow

Der Ukrainekrieg und die damit verbundene Energiekrise sowie Nachwirkungen der Pandemie, gestörte Lieferketten und ein verändertes Zinsumfeld haben die brandenburgische Wirtschaft nach Aussage der Bürgschaftsbank Brandenburg im vergangenen Jahr stark verunsichert. Diese Krisen und dadurch simultan deutlich vorsichtiger werdende Kreditinstitute hätten Finanzierung in kleinen und mittelständischen Unternehmen zum Ausgleich der Kriseneffekte erschwert. Die wachsende Nachfrage nach Bürgschaften 2022 liege jedoch nicht ausschließlich in den Krisen begründet. Getrieben wurde das Wachstum erneut insbesondere durch Unternehmensnachfolgen und deren hohe Verkaufspreise. Jede dritte ausgereichte Bürgschaft in der Bürgschaftsbank Brandenburg hätte im vergangenen Jahr eine Unternehmensnachfolge unterstützt. Erstmals seit 2010 und den Nachwehen der damaligen globalen Finanzkrise durchbricht das Volumen der neu verbürgten Kredite wieder die 100-Mio.-EUR-Grenze.

Fast 14% Zuwachs

2022 hätte die Bürgschaftsbank insgesamt 219 Bürgschaften mit einem Kreditvolumen von 101 Mio. EUR übernommen. Das entspreche einer Steigerung von knapp 14% gegenüber dem Vorjahr. Damit entwickele sich die Bürgschaftsvergabe in Brandenburg entgegen dem bundesdeutschen Trend.  „In unsicheren Zeiten werden Bürgschaften interessanter. Die Schmerzen der Krise sind jetzt deutlich spürbar. Wir verzeichnen trotz unseres Wachstums auch steigende Ausfälle. Die Insolvenzwelle ist zwar noch ausgeblieben, aber wir bemerken besonders in der Industrie bereits Arbeitsplatzverluste“, erklärt Dr. Miloš Stefanović, Sprecher der Geschäftsführung der Bürgschaftsbank Brandenburg mit Sitz in Potsdam. Mit den vergebenen Bürgschaften konnten Brandenburger Unternehmen 172 Mio. EUR in ihre Vorhaben investieren. Im Jahr 2022 verbürgte Unternehmen hätten damit fast 700 neue Arbeitsplätze geschaffen. Zum 31. Dezember 2022 zählt die Bürgschaftsbank Brandenburg 1.544 Bürgschaften und Garantien im Bestand für Kredite und Beteiligungen in Höhe von 396 Mio. EUR. Deutlich gestiegen sei der durchschnittliche Kreditbetrag mit 447.000 EUR.

Insgesamt haben alle Bürgschaftsbanken in Deutschland 2022 kleine und mittelständische Unternehmen mit mehr als 4.800 Bürgschaften mit einem Volumen von 1,93 Mrd. EUR unterstützt. In jedem Bundesland arbeitet eine Bürgschaftsbank. Brandenburg belegt sowohl nach Stückzahl als auch nach Bürgschaftsvolumen im Vergleich der Bürgschaftsbanken bundesweit den 7. Platz.

Neue Bürgschaftsobergrenzen

Um kleine und mittlere Betriebe bei notwendigen Investitionen zu unterstützen und der wachsenden Zurückhaltung bei der Kreditvergabe an kleine und mittelständische Unternehmen entgegenzuwirken, sind seit Januar 2023 die Fördermöglichkeiten in Brandenburg über die Bürgschaftsbank und die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft deutlich gestärkt. Seit Januar 2023 kann die Bürgschaftsbank Bürgschaften für Unternehmenskredite von bis zu 2,5 Mio. EUR übernehmen. Bislang lag die Kreditobergrenze bei 1,5 Mio. EUR.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

Vorheriger ArtikelSono Motors aus München gibt sein Solarauto-Projekt auf
Nächster ArtikelEmotionale Intelligenz als Erfolgsfaktor beim MBI und MBO