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Erfolgsfaktoren beim China-Sourcing

China ist und bleibt einer der wichtigsten Beschaffungsmärkte für westliche Unternehmen. Doch das Reich der Mitte hat sich gewandelt: China-Sourcing will gut überlegt sein.

In Kostenfragen ist China längst nicht mehr das günstigste Beschaffungsland. Das Lohnniveau und damit auch die gesamten Produktionskosten sind in vielen anderen asiatischen Märkten deutlich niedriger, etwa in Vietnam oder Indonesien. Auch Osteuropa gewinnt aufgrund seiner räumlichen Nähe, der Qualität und des attraktiven Lohnniveaus immer mehr an Bedeutung.

Trotzdem kann sich China behaupten. Das Image von Billigware mit schlechter Qualität und geringer Liefertreue ist abgestreift. Im Vergleich zu den übrigen asiatischen Beschaffungsländern steht China als Qualitätsführer und technologischer Vorreiter da. Zudem ist die chinesische Infrastruktur im Vergleich zu anderen Märkten gut ausgebaut, sodass heutzutage eine höhere Liefertreue und reibungslose Abwicklung garantiert werden kann.

Industrie baut China-Sourcing aus

Dieser Wandel kommt im „Westen“ an, wie eine Studie von Inverto in Zusammenarbeit mit der WHU Otto Beisheim School of Management zeigt. Der Großteil der befragten Unternehmen aus der DACH-Region geht davon aus, dass die Bedeutung von China-Sourcing weiter zunimmt: 23,5 Prozent der Industrieunternehmen geben an, dass der Anteil am gesamten Einkaufsvolumen künftig bei über 30 Prozent liegen wird. Hinzu kommt, dass fast drei Viertel der Unternehmen durch die Beschaffung in China Einsparungen von mehr als 15 Prozent erzielen.

Handelsunternehmen ziehen sich zunehmend aus dem Beschaffungsland zurück. Für sie steht nach wie vor der Preis im Fokus. Daher weichen sie mittlerweile auf andere Beschaffungsländer mit niedrigeren Lohnkosten aus. Unternehmen aus der Industrie, die bisher nicht so stark in China vertreten waren, werden ihre Aktivitäten hingegen künftig verstärken. Sie bestätigen damit den Trend, dass der chinesische Markt für technologisch anspruchsvolle Produkte immer interessanter wird.China ist und bleibt einer der wichtigsten Beschaffungsmärkte für westliche Unternehmen. Doch das Reich der Mitte hat sich gewandelt: China-Sourcing will gut überlegt sein.

Beim Einstieg in den neuen Beschaffungsmarkt müssen Unternehmen allerdings gut vorbereitet sein und sich auf die Gegebenheiten vor Ort einstellen. Zum Beispiel sind die Lieferanten in China sehr heterogen. Sie reichen von Hightech-Anbietern mit hochautomatisierter Fertigung, erfahrenem Management und effizienten Prozessen bis hin zu lokalen Anbietern, die qualitativ weit von europäischen Standards entfernt sind. Laut der Studie sind bei Unternehmen, die bereits in China einkaufen, besonders Lieferanten aus der Privatwirtschaft beliebt: 89 Prozent der Befragten geben an, mit privaten Zulieferern zusammenzuarbeiten. Nur 30 Prozent kaufen bei staatlichen Unternehmen.

Gute Marktkenntnis notwendig

Verwunderlich ist das nicht: Die privatwirtschaftlichen Unternehmen sind Innovationstreiber und in der Regel flexibler, kundenorientierter und können geringere Stückzahlen liefern. Sie bieten also bessere Qualität bei engerem Kundenkontakt – und das sorgt für zufriedene Kunden. Des Weiteren müssen die kulturellen Unterschiede beachtet werden. In China ist etwa das Hierarchiedenken wesentlich ausgeprägter als in Deutschland. Auch persönliche Beziehungen spielen im dortigen Geschäftsleben fast immer eine entscheidende Rolle.

Die Risikominimierung spielt beim China-Sourcing eine wichtige Rolle. Wie die Studie zeigt, nennen Unternehmen ohne Erfahrung Qualitätsrisiken sowie Logistik- und Supply-Chain-Risiken als Gründe gegen die Beschaffung aus China. Erfahrene Unternehmen jedoch stellen ihren Lieferanten gerade in diesen Bereichen gute Noten aus: Knapp die Hälfte aller Teilnehmer der Studie bewertet die chinesischen Lieferanten positiv im Hinblick auf Qualität, rund 55 Prozent sind zudem mit der Liefertreue zufrieden. Eine längere Erfahrung bringt auch eine bessere Einspar-Performance mit sich.

Das ist einer der großen Vorteile des Direct Sourcing. Neben niedrigeren Einkaufspreisen und höheren Margen können durch die direkte Absprache mit den Lieferanten Geschäftsabläufe eigenständig gesteuert und besser geplant werden. Darüber hinaus ermöglicht der direkte Kontakt ein frühzeitiges und flexibles Reagieren auf Preisveränderungen und andere Risiken.

Fazit

Der Beschaffungsmarkt in China bietet trotz gestiegener Kosten weiterhin viele Vorzüge für europäische Unternehmen. Vor allem durch Direct Sourcing lassen sich die Vorteile heben. Für eine erfolgreiches China-Sourcing ist jedoch eine genaue Marktkenntnis, Verständnis für die Begebenheiten vor Ort und die kulturellen Unterschiede sowie eine dezidierte Vorbereitung unabdingbar.


Zu Person

(© Inverto AG)

Minrui Ji ist General Manager von Inverto China. Sie verantwortet unter anderem Projekte zur Kostenoptimierung mit dem Schwerpunkt auf China-Sourcing. Dies umfasst neben der Funktion als Sourcing Office für Kunden auch die Suche nach Zulieferern und regelmäßige Lieferantenaudits. www.inverto.com

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