„Das gemeinsame Vermögen hält die Familie zusammen“

Die Familie Grohe ist beim früheren Familienunternehmen nur noch Minderheitsgesellschafter und seit zwei Jahren nicht mehr in der operativen Führung vertreten. Künftig wollen sich die Grohes auf ihr Family Office konzentrieren. Im Gespräch erklären Richard Grohe und sein leitender Angestellter Robert Clausen, wie sie das Kapital der Familie in neue Assets investieren.

Die neue Website von Syngroh Capital betont den familiären Charakter der Beteiligungsgesellschaft. Wie relevant ist für Sie die Vermögensverwaltung?

Grohe: Die klassische Vermögensverwaltung haben wir an eine kleine Bank outgesourct. Die Verwaltung mancher Assets wie Aktien überlassen wir gerne Externen. Bei größeren Risiken wie Direktbeteiligungen, wo unternehmerische Erfahrung gefragt ist, oder Immobilien, wo viel Kapital an einer Stelle gebunden wird, macht das die Familie selbst.

Apropos Risiko: Würden Sie auch Venture Capital vergeben?

Grohe: Da haben wir ein, zwei kleine Investments, aber grundsätzlich ist das weniger unser Thema. Unser Proof of Concept bleibt Hansgrohe: Wir wollen Unternehmen entwickeln, die an Wachstumsschwellen stehen und deshalb neue Strukturen aufbauen müssen oder eine Nachfolge suchen. Unser Thema ist es nicht, zehnmal Geld zu verteilen und neunmal Geld zu verlieren.

Gibt es denn überhaupt einen Exit-Horizont bei Ihnen oder sehen Sie sich als Holding?

Grohe: Da sind wir völlig flexibel. Auch das haben wir bei unserem eigenen Familienunternehmen gelernt. Uns geht es in erster Linie nicht um kurzfristige Profitabilität, sondern um langfristige Prosperität. Die erste Beteiligung war so aufwendig, da will ich noch gar nicht über einen Verkauf nachdenken.

Clausen: Ich bin vom Best Owner-Konzept überzeugt: Für ein Unternehmen sind in bestimmten Phasen unterschiedliche Eigentümer am hilfreichsten.

Produktionsstätte von Hansgrohe bei Elgersweier nahe Offenburg mit neuem Anbau: Mittlerweile erwirtschaftet das ehemalige Familienunternehmen rund 1 Mrd. Euro Umsatz und beschäftigt knapp 5.000 Mitarbeiter. (© www.drohnenflug.net)
Produktionsstätte von Hansgrohe bei Elgersweier nahe Offenburg mit neuem Anbau: Mittlerweile erwirtschaftet das ehemalige Familienunternehmen rund 1 Mrd. Euro Umsatz und beschäftigt knapp 5.000 Mitarbeiter. (© www.drohnenflug.net)

Welche Finanzierungsstrategie verfolgen Sie denn – würden Sie etwa auch mit Fremdkapital, vielleicht sogar mit einem Leveraged Buy-out akquirieren?

Grohe: Es ist noch zu früh für uns, das festzulegen. Bis vor zwei Jahren war ein Unternehmen für mich vor allem ein Haus voller Mitarbeiter. Auch habe ich mir nicht vorstellen können, dass man Schulden macht, wenn man eigentlich Vermögen hat.

Clausen: Durch unsere Struktur haben wir mehr Möglichkeiten als andere. Deshalb prüfen wir in jedem individuellen Fall auf Grundlage einer zweckmäßigen Wirtschaftlichkeit.

Was unterscheidet Sie denn insgesamt von Private Equity?

Clausen: Der Unterschied ist, dass wir keine strukturellen Begrenzungen haben, etwa beim Beteiligungshorizont.

Grohe: Wir haben als Unternehmerfamilie gezeigt, dass wir erfolgreich dabei sind, ein Unternehmen zu entwickeln. Deshalb sind wir der bessere Ansprechpartner. Das klassische PE-Konzept ist ein standardisiertes Akquisitionsmodell. Wir konfektionieren dagegen einen Maßanzug. Die erste Beteiligung hat auch deshalb ihre Zeit gebraucht, weil wir viele Gespräche mit den Eigentümern geführt haben. Uns geht es nicht nur um Geld, sondern auch um Vertrauen – und letztlich um Spaß.

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