„Nie auf Pump gewirtschaftet“

Als Anbieter von atomfreiem Strom machten sich die Elektrizitätswerke Schönau bundesweit einen Namen. Seit gut einem Jahr ist Sebastian Sladek in den Vorstand eingezogen. Wie ihn das Leben seiner Eltern prägte, warum er früher auch angefeindet wurde und wie er die Fußstapfen ausfüllen will. 

Seit wann war Ihnen klar, dass Sie in die Fußstapfen Ihres Vaters treten wollten?

Nachdem mein Bruder und ich das Abitur in der Tasche hatten, wollten wir mit dem Energiethema erst mal nichts zu tun haben. Ich studierte Archäologie und BWL, mein Bruder Philosophie und BWL. Allerdings war mir schon während des Studiums klar, dass ich perspektivisch etwas anderes machen wollte. In das Unternehmen einzusteigen, das meine Eltern mitgeprägt haben, lag nahe.

Ihre Eltern sind operativ ausgestiegen. Wie stark nehmen sie noch Einfluss?

Geboren aus der Anti AKW-Bewegung: Die Elektrizitätswerke Schönau. Heute beliefern sie 160.000 Kunden mit Strom (© Netzkauf EWS eG)
Geboren aus der Anti AKW-Bewegung: Die Elektrizitätswerke Schönau. Heute beliefern sie 160.000 Kunden mit Strom. (© Netzkauf EWS eG)

Generell haben sich alle Beteiligten den Ausstieg einfacher vorgestellt. Meine Eltern haben zwar beide noch Büros. Doch eigentlich machen sie für die EWS operativ nichts mehr. Mein Vater ist viel in der Szene unterwegs und hält Vorträge. Meine Mutter macht mit mir zusammen noch zwei Projekte, die jedoch klar umrissen und zeitlich begrenzt sind. Der Geist meiner Eltern ist allerdings hier immer noch überall spürbar.

Dennoch sind die Fußstapfen Ihrer Eltern riesig.

Sie gewannen den Gründerpreis, den Deutschen Umweltpreis und bekamen eine Einladung ins Weiße Haus nach Washington. Natürlich musste ich mir und meinen Eltern beweisen, dass ich ein würdiger Nachfolger bin. Ich habe jedoch keine Angst vor dem Vergleich Alt und Jung. Und schließlich wurden mein Bruder und ich vom Aufsichtsrat bestellt. Bevor ich in den Vorstand aufgerückt bin, hatte ich ja bereits eine Position als Geschäftsführer in einer Tochtergesellschaft. Wenn ich das Unternehmen übergebe, möchte ich eine eigene Spur hinterlassen, auch wenn die Stapfen nicht so groß sind.

Anders als andere Energiekonzerne wie Eon oder RWE verdienen Sie Geld. 2014 lag der Konzerngewinn bei 2,7 Mio. Euro. Was machen Sie besser?

Die Elektrizitätswerke Schönau sind immer nur so stark gewachsen, wie wir es uns auch leisten konnten. Frühzeitig haben wir etwa in Mitarbeitereinheiten gedacht. Gewinnen wir weitere Kunden dazu, kann wieder ein Mitarbeiter eingestellt werden. Wir haben nie auf Pump gewirtschaftet. Die Energiekonzerne ziehen einen Rattenschwanz an Kosten hinter sich her. Etwa den Rückbau von Kraftwerken. Zudem haben sie die Energiewende komplett verschlafen. Die Renditeerwartung steht bei uns nicht im Vordergrund, und wir sind bereit, andere Initiativen ähnlich Denkender zu unterstützen.

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