„Eine Basarmentalität gibt es in Japan nicht“

Eigentlich wollte der Klebstoffhersteller Delo in Japan gar nicht aktiv werden. Sprachliche Barrieren, die Liebe zu den eigenen Produkten und der starke Wettbewerb ließen die Bayern zunächst zögern. Warum es das Familienunternehmen dennoch dorthin zog. 

Profitieren Sie vom Trend hin zu Elektroautos?

Spannend wird es für uns immer dann, wenn sich Dinge verändern und es Technologiebrüche gibt. Dann haben wir die Möglichkeit, unsere Lösungsansätze vorzustellen.

Wird Ihr Auslandsanteil künftig noch höher?

Mit Sicherheit gehen davon aus, dass vor allem die Nachfrage aus Asien weiter steigt. Ein nächster Schritt wird sein, weitere dezentrale Lager aufzubauen, um schneller liefern zu können und auch um die Transportkosten zu reduzieren. Allerdings wollen wir die Produktion und das Know-how weiterhin in Deutschland halten.

Produktion in Windach: Die Rezepturen sind streng geheim.
Produktion in Windach: Die Rezepturen sind streng geheim.

Auch um sich vor chinesischen Plagiaten zu schützen. Sind die Zeiten des Kopierens nicht vorüber?

Wir haben keine Angst davor, dass uns jemand das Geschäft wegnimmt. Passiert jedoch mit einem gefälschten Klebstoff ein Unglück in einem sicherheitsrelevanten Bereich, wird unser Name beschädigt. Deswegen verweisen wir darauf, die Produkte nur bei uns oder einem unserer Händler zu kaufen.

Ihre Rezepturen sind streng geheim. Kennen Sie diese?

Nein, lediglich unsere Entwickler kennen sie. Allerdings gibt es in der Firma niemanden, der von der Rezeptur über die Herstellmöglichkeiten bis zur Verwendung sämtliche Informationen besitzt. Und zum Glück ist die Rate derjenigen, die großes Wissen haben und uns verlassen wollen, extrem gering.

Sie haben sehr viele verschiedene Klebstoffe im Angebot. Gibt es nicht den einen Superkleber, der alles kann?

Den kann es nicht geben. In unseren kühnsten Träumen können wir uns ein Ende der Entwicklungsmöglichkeiten nicht vorstellen. Allerdings wissen auch wir nicht, wohin die Reise geht. Das entscheidet letztlich der Kunde.

Haben Sie keine Sorge, dass es künftig ein Ersatzmaterial gibt, das den Kleber ersetzen kann?

An der einen oder anderen Stelle wird es dieses sicherlich geben. Aber es gibt zu jeder guten Lösung immer Alternativen, und so sind wir uns sicher, dass Kleben auch in 20 Jahren noch eine dominante Verbindungstechnik sein wird.


Zur Person

Seit Januar dieses Jahres ist Robert Saller Geschäftsführer bei der DELO Industrie Klebstoffe GmbH & Co. KGaA. Er verantwortet den internationalen Vertrieb, das Produktmanagement und die Gerätetechnik. Bereits seit 1990 ist er im Unternehmen tätig. Sämtliche Klebstoffe produziert das Unternehmen in Windach bei München. Insgesamt beschäftigt Delo rund 560 Mitarbeiter, die meisten davon am Stammsitz. Dort planen die Bayern auch einen neuen Produktionsstandort, der 2019 fertiggestellt werden soll. Im abgelaufenen Geschäftsjahr (31.03.2017) erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 95 Mio. Euro. In diesem Jahr streben die Bayern rund 125 Mio. an – drei Viertel davon erzielen sie im Ausland.

www.delo.de

 

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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