Schnelligkeit ist Trumpf

Die Firma Alfred H. Schütte besetzt mit ihren Mehrspindel-Drehautomaten eine lukrative Nische im internationalen Werkzeugmaschinenbau. In der vierten Generation lenkt Carl Martin Welcker die Geschicke des Familienunternehmens, in dem Konsens sogar in der Satzung steht.

Was aber passiert, wenn in Zukunft der Bedarf an Zündkerzen und anderer Teile des Verbrennungsmotors mit dem Vormarsch des Elektromotors schrumpft? „Wir werden von der Mobilitätswende betroffen sein. Sie führt zu Veränderung“, sagt Welcker. Angst macht ihm die Entwicklung aber nicht. Erstens werden Verbrennungsmotoren nicht gleich wegfallen, ist er überzeugt, sondern zunehmend anspruchsvoller. Und je höher die Ansprüche, desto unausweichlicher ist es, Schüttes hochpräzise Maschinen einzusetzen. Zweitens gibt es auch im Elektromotor viele Teile, die man schnell und präzise auf Schütte-Maschinen herstellen kann. Wenn sich die Elektromobilität weiter durchsetzt, werden auch die Stückzahlen dafür in die Höhe schnellen. „Wir müssen nur zusehen, dass wir rechtzeitig in der Lage sind, viele Teile des Elektromotors herzustellen, um das, was uns beim Verbrennungsmotor wegfällt, auffangen zu können.“

Dynastie Schütte: Was Alfred H. Schütte 1880 begann, setzt Carl Martin Welcker heute in der vierten Generation fort.
Dynastie Schütte: Was Alfred H. Schütte 1880 begann, setzt Carl Martin Welcker heute in der vierten Generation fort.

Welcker ist alleiniger Geschäftsführer der Schütte-Gruppe. 1993 übernahm er die Firmenleitung von seinem Vater Claus Welcker. Die beiden Schwestern hatten kein Interesse, den Betrieb zu führen. Dass die Familie mit Carl Martin Welcker einen Nachfolger hatte, ist auch dem Gespür des Vaters zu verdanken. Er hatte seinen Sohn dazu gebracht, statt einer Schreinerlehre eine Ausbildung zum Schlosser bei Ford zu machen. Danach überzeugte er seinen Sohn, nicht Geschichte und Philosophie, sondern Maschinenbau zu studieren. Nach seinem Abschluss als Wirtschaftsingenieur ging Welcker in die USA und arbeitete dort bei einem Hersteller von Industriemessern.

Zum Konsens verpflichtet

Der Vater hatte die Übergabe gut vorbereitet. „Er hat ein Kontrollgremium aus selbständigen Unternehmen eingerichtet, das Kollegium, das mir in der ersten Zeit auf die Finger gucken sollte. Die hätten mich ohne Angabe von Gründen und Einhaltung von Fristen von meinem Posten entfernen können“, erinnert sich Welcker. Als er sich freigeschwommen hatte, wurde das Kollegium aufgelöst. Seither hat er im Tagesgeschäft alleine das Sagen. Wichtige strategische Entscheidungen werden aber im Gesellschafterkreis getroffen. Der besteht aktuell aus Welcker und seinen beiden Schwestern. Die drei sind quasi zum Konsens verpflichtet, denn die Firmensatzung sieht vor, dass das Unternehmen verkauft werden muss, wenn keine Einigkeit im Gesellschafterkreis besteht. Bislang gab es erst einmal eine kritische Situation. Welcker plante einen Zukauf, der Schütte mit einem Schlag auf die doppelte Größe gebracht hätte. Es gab unterschiedliche Meinungen im Gesellschafterkreis. Der Kauf kam nicht zustande.

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