Schnelligkeit ist Trumpf

Die Firma Alfred H. Schütte besetzt mit ihren Mehrspindel-Drehautomaten eine lukrative Nische im internationalen Werkzeugmaschinenbau. In der vierten Generation lenkt Carl Martin Welcker die Geschicke des Familienunternehmens, in dem Konsens sogar in der Satzung steht.

Welcker arbeitet im selben Büro wie sein Urgroßvater und auch an dessen altem Eichenschreibtisch. Ihm gefällt es in dem großen Raum mit den hohen Decken, großen Fenstern und alten Möbeln, in dem im Laufe der Zeit nur ab und zu mal neu gestrichen oder ein Teppich ausgetauscht wurde. „Und der Stuhl, der ist auch neu“, lacht Welcker. Von seinem großen Büro aus – es ist das erste in einem langen, dunklen Flur im Erdgeschoss – hat er einen Panoramablick auf die Rheinwiesen und den Fluss, so, wie es alle seine Vorgänger auf dem Chefsessel hatten, seit das Haus 1910 als neuer Firmensitz im Stadtteil Poll gebaut wurde. Schütte brauchte damals mehr Platz. Also zog die Firma aus der Innenstadt an den damaligen Stadtrand. Vorausschauend hatte Alfred Schütte ein viel größeres Grundstück gekauft, als er zunächst brauchte. Heute wird weit über die Hälfte der etwa 120.000 Quadratmeter genutzt. Denn die Fertigungstiefe ist bei Schütte hoch. „Wir machen vieles noch selbst, was andere nach außen geben“, erklärt Welcker.

Firmengeländer von Schütte direkt am Kölner Rheinufer: Das Grundstück bietet in puncto Platz noch Reserven.
Firmengeländer von Schütte direkt am Kölner Rheinufer: Das Grundstück bietet in puncto Platz noch Reserven.

Welcker freut sich darüber, dass es in puncto Platz noch Reserven gibt, auch wenn er aktuell keine Verwendung dafür hat. Die an den großen Parkplatz grenzende Brachfläche ist ein Garant dafür, dass bei einem Ausbau des Geschäfts keine teuren Grundstücke zugekauft werden müssen. Wenn es denn überhaupt noch welche gibt. Denn Schütte liegt heute längst nicht mehr am Stadtrand, sondern nahe einer beliebten Wohngegend. Das Werk ist im Zweiten Weltkrieg größtenteils zerstört worden. In den 1950er-Jahren wurde es wiederaufgebaut, und so, im Stil der Industriearchitektur jener Zeit, steht es weitgehend auch heute noch da.

Fokus auf wenige Produkte

Köln ist der einzige Produktionsstandort für Schütte-Maschinen. Neben dem Hauptprodukt, den Mehrspindel-Drehautomaten, baut Schütte hier auch Schleifmaschinen. Eine logische Ergänzung, fand schon der Firmengründer. Weil bei Mehrspindel-Drehbautomaten viele Werkzeuge gleichzeitig zum Einsatz kommen, ist der Werkzeugverbrauch sehr hoch. Was lag näher, als den Kunden auch gleich Werkzeugschleifmaschinen anzubieten? Sie machen heute etwa 20 Prozent des Umsatzes aus. Diese Fokussierung auf wenige Produkte in einer lukrativen Nische ist für Welcker einer der Gründe für den unternehmerischen Erfolg von Schütte. Ein anderer ist die Internationalität, die von Anfang an ein Merkmal des Unternehmens war. „Mein Urgroßvater war ursprünglich ein Händler. Er verkaufte Maschinen von Moskau bis Madrid und hat sich mit der Zeit ein großes europäisches Netzwerk geschaffen. Wir haben die Internationalität, in die andere erst hineinwachsen müssen, schon von Anfang an gehabt“, sagt Welcker. Mit jeder Führungsgeneration ist die Internationalität durch Tochterfirmen in der ganzen Welt zementiert worden.

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