Das Beteiligungsunternehmen Aequita investiert Kapital und Expertise in Unternehmensausgliederungen, Nachfolgeregelungen und Sondersituationen in ganz Europa. Ziel ist die langfristige Wertsteigerung.
Unternehmeredition: Die Coronakrise hat die Private-Equity-Branche recht gut überstanden. Jetzt bauen sich mit der Inflation, der Zinswende und dem Ukrainekrieg neue Probleme auf. Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage?
Simon Schulz: Die momentane Situation ist vergleichbar mit 2020, als Corona die Welt lahmlegte. Damals wusste keiner, was passieren würde. Jetzt haben wir eine ähnliche Ungewissheit. Hohe Inflationsraten, potenzielle Unsicherheiten bei der Energieversorgung und instabile Lieferketten führen zu Situationen, in denen selbst kurz- bis mittelfristiges Handeln schwierig wird.
Was ist derzeit die größte Herausforderung in Ihrem Geschäft?
Grundsätzlich gilt nach wie vor: Für uns ist die nachhaltige Performance der Unternehmen am wichtigsten. Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen stellen sich uns ganz operative Fragen. Einerseits legen wir derzeit besonderen Fokus auf die hohen Materialkosten. Hierbei haben wir genau im Blick, wie unsere Unternehmen damit umgehen. Andererseits beobachten wir die Zinsentwicklung für die Finanzierung unserer Beteiligungen sehr genau. Hier zahlt es sich aus, dass wir schon immer eher konservativ mit Finanzierungsinstrumenten waren. Unsere Portfoliounternehmen sind diesbezüglich in der Regel gut aufgestellt. Allerdings stellt sich beim Zukauf von Unternehmen natürlich immer die Frage, welche Finanzinstrumente geeignet sind, die unter Berücksichtigung der aktuellen Zinssituation die Nachhaltigkeit des Unternehmens nicht gefährden. Daraus ergibt sich immer eine Implikation auf den Kaufpreis. Aktuell führt dies oft zu einer schwierigeren Ausgangslage. Viele Käufer rufen wegen der unsicheren Situation tendenziell eher konservativere Kaufpreise auf, der Verkäufer hat aber deutlich höhere Preiserwartungen. In der nahen Vergangenheit waren die Unternehmensbewertungen noch immer sehr hoch.
Welche Chancen ergeben sich durch die aktuellen Veränderungen beispielsweise im Automobilsektor?
Speziell der Automobilsektor ist eine Branche im Umbruch. Dadurch gab es bereits zahlreiche Chancen – schon vor der Coronakrise – und diese haben seither nicht nachgelassen. Der Druck für Veränderung, ausgelöst durch die Wende „weg vom Verbrenner“, hat jetzt durch die steigenden Material- und Energiepreise noch einmal stark zugenommen. Wir sehen in diesem Bereich weiter eine gut gefüllte Akquisitions-Pipeline.
In welche Branchen investieren Sie darüber hinaus?
Wir investieren unter anderem auch in die Baustoffzulieferindustrie, den Maschinen- und Anlagebau sowie in industrienahe Services. Unsere fokussierten Branchen finden sich im weitesten Sinne im produzierenden Gewerbe beziehungsweise im Investitionsgüterbereich. Erst kürzlich haben wir die Minibussparte von Daimler erworben, welche als Mobilitätsdienstleister Fahrzeugumbauten durchführt.
Durch die Coronakrise sind viele Lieferketten gerissen. Mehrere Branchen gehen dazu über, Teile ihrer ausgelagerten Wertschöpfungskette wieder zurückzuholen. Was bedeutet das für mittelständische Unternehmen?
Dass alles von den Konzernen zurückgeholt wird, sehen wir noch nicht. Gewisse Kernkompetenzen wurden schon immer in-house gehalten. Derzeit ist es aus unserer Sicht wichtig, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren und sich aus Randbereichen zurückzuziehen. Das kann für manche kritischen Bereiche bedeuten, dass diese wieder in-house abgebildet werden. Für andere Bereiche bedeutet es allerdings das Gegenteil. Auch in der Vergangenheit gab es immer wieder Zeiten, in denen mal mehr Insourcing betrieben wurde, und in manchen wieder mehr Outsourcing. In jedem Fall werden wir sehen, dass diie ausgelagerten Wertschöpfungsketten durch alternative Lieferanten stärker abgesichert werden.
ZUR PERSON
Simon Schulz,
Partner,
Aequita SE & Co. KGaA