„Deutschland steht an der Spitze“

Industrie 4.0 oder die Digitalisierung der Produktionsabläufe bedeutet nicht weniger als eine technische und kulturelle Revolution für Industrieunternehmen. Das gilt auch für Festo, einen der weltweit führenden Anbieter von Automatisierungslösungen. Am Rande des 7. Deutschen Maschinenbau Gipfels am 21. und 22. Oktober in Berlin hatten wir Gelegenheit, mit dem Entwicklungschef und dem Geschäftsführer Didactic, Prof. Dr. Peter Post und Dr. Theodor Niehaus, zu sprechen.

Sie ist auch immer ein politisches Thema: Es geht um IT-Sicherheit, den Ausbau der Infrastruktur, politische Rahmenbedingungen – wie fühlen Sie sich von der Politik vertreten? 

Niehaus: Sie muss flankierend tätig sein, in Form von Information und Bildung zum Thema Digitalisierung. Der Wirtschaftsstandort muss dahingehend gefördert werden, dass wir eine offene Umgebung für das Thema Digitalisierung haben. Auf der anderen Seite kann sie natürlich Investitionshemmnisse abbauen und Forschung unterstützen. Das passiert ja auch vielfach.

Post: Politik kann eine moderierende Rolle übernehmen. Ich bin sehr froh dafür, dass mit dem Thema Industrie 4.0 die Notwendigkeiten der produzierenden Industrie zum ersten Mal seit Jahren wieder auf der politischen Agenda sind.

Also das Thema wird erkannt?  

Niehaus: Ja, es wird erkannt. Die Landesregierung Baden-Württemberg hat erst eine Regierungserklärung zum Thema Digitalisierung vorgelegt, und heute (21.10.2014, Anm. d. Red.) sind Frau Merkel und die Bildungsministerin Wanka in Hamburg beim IT-Gipfel. Wir nehmen wahr, dass die Politik das Thema aufgegriffen hat und unterstützen das sehr.

Wobei viele meinen, die Bemühungen gingen noch nicht weit genug…

Post: Diese Ansicht teile ich nicht. Mit dieser Argumentation wird die Politik immer schnell kritisiert. Man muss an der ein oder anderen Stelle auch mal sagen, was gut ist. Und die Initiative Industrie 4.0 und das Interesse der Politik sind uneingeschränkt gut. Jede Art von Schützenhilfe kann Deutschland helfen, seine Weltmarktstellung zu bewahren.

Was ist das größte Fettnäpfchen, in das Unternehmen treten können, wenn sie sich der Thematik Industrie 4.0 nähern?

Post: Da fällt mir in der Tat wenig ein. Mir liegt am Herzen, dass große proprietäre Player bei der Umstellung auf Industrie 4.0 nicht nur ihre Standards durchsetzen. Unsere Industrie braucht die Freiheit und offene Handhabung der Schnittstellen. Ich hoffe, dass die Lösungen, die Deutschland entwickelt, am Ende einen offenen Standard für alle Unternehmen haben.

Das heißt, die kleineren Unternehmen müssen sich auch fleißig melden?

Post: Ja, genau.

 

Zu den Personen

Prof. Dr. Peter Post/Dr. Theodor Niehaus/ Festo AG & Co. KGProf. Dr. Peter Post ist seit 2008 Leiter Corporate Research and Technology bei der Festo AG & Co. KG. Er ist Mitglied verschiedener Arbeitskreise der Industrieforschung und Honorarprofessor der Hochschule Esslingen. Dr. Theodor Niehaus ist Geschäftsführer der Festo Didactic GmbH & Co. KG. Die Weiterbildungssparte des Anbieters elektrischer und pneumatischer Automatisierungslösungen besteht seit 1965 und versorgt Kunden und Ausbildungsbetriebe mit Lehrmaterialien und Schulungen zu Industrieanwendungen. In diesem Bereich ist Festo weltweit führend. www.festo.com

Autorenprofil

Verena Wenzelis war bis Juli 2016 Redakteurin bei der Unternehmeredition.

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