Chancen nach dem Verkauf

Der Verkauf als aktive Entscheidung zur Trennung vom Unternehmen ist für die meisten Unternehmer wohl eine der bedeutsamsten und am meisten einschneidenden Erfahrungen ihres Lebens. Dies gilt umso mehr, wenn sich der Betrieb seit vielen Jahren im Besitz der eigenen Familie befindet.

Sicherlich trennen sich einige Unternehmer ohne größere Probleme und Emotionen von ihren Beteiligungen. Die überwiegende Mehrzahl sieht sich jedoch nach dem Unternehmensverkauf zwei Problemebenen gegenüber.

Die erste ist die rational-kaufmännische bzw. wirtschaftliche Ebene. Das Unternehmen als bekannte und gut einschätzbare Ertragsquelle fällt aus. Stattdessen bestehen plötzlich hohe Kontenguthaben, deren sinnvolle Anlage, gerade im aktuellen Niedrigzinsumfeld, nicht leicht fällt. Eine Vielzahl externer Verkäufer, Berater und neuer Freunde steht allesamt bereit, um sich gegenseitig mit attraktivsten Anlageofferten und Investitionsideen zu überbieten. Mangels entsprechender Erfahrungen, fehlender vertrauenswürdiger Strukturen und valider Entscheidungsgrundlagen fällt deren Beurteilung jedoch häufig schwer. Konnten wegweisende Entscheidungen früher durch fundierte Sachkenntnis, Empathie und Bauchgefühl getroffen werden, stellt sich die Situation nun völlig anders dar. Der ökonomisch vorteilhafte Einsatz der Gelder aus dem Unternehmensverkauf gerät so nicht selten zum Glücksspiel.

Eng mit dieser Situation verbunden ist die zweite, psychologische Problemebene. Nach der Aufgabe der unternehmerischen Tätigkeit fehlen vielen Unternehmern beispielsweise die gewohnten Strukturen oder die Anerkennung des eigenen Engagements durch die Mitarbeiter. Häufig geht hiermit ein Gefühl des Kontroll- oder gar Identitätsverlusts einher. Die völlig neuen kaufmännischen Herausforderungen in der Vermögenssteuerung verstärken das Empfinden zusätzlich. Insgesamt wird die notwendige strategische Vermögensausrichtung damit zur großen persönlichen Last.

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