Biotest AG – Positiver Rhesusfaktor am Kapitalmarkt

Kein Rückzug
Die Kontrolle über Biotest gab Familie Schleussner in all den Jahren bis heute nicht auf und hält aktuell über die Ogel GmbH eine knappe Mehrheit von 50,05% der Stämme. 2008 überlegte die Familie, die Mehrheit an dem Pharmaunternehmen aufzugeben, aber dieser Gedanke wurde – der offiziellen Erklärung zufolge – aufgrund der damaligen positiven Entwicklung wieder ad acta gelegt. Mit Dr. Catherine Schleussner ist die Familie noch im Aussichtsrat vertreten. Ein Umstand, der für Ramroth durchaus positiv für Biotest ist. „Die Gründerfamilie hält mehr als 26% des gesamten Aktienkapitals und mehr als 50% der Stimmrechte. Die Tochter des Firmengründers vertritt die Familie im Aufsichtsrat. Der Aufsichtsrat trägt durch seine langjährige Erfahrung, seine großen Kenntnisse des Geschäfts, der Wettbewerber und der Besonderheiten der Plasmaindustrie dazu bei, dass die strategische Ausrichtung des Unternehmens ständig überprüft wird und neue Entwicklungen frühzeitig erkannt werden.“

Einen weiteren Vorteil des Engagements der Familie sieht Ramroth in der Nachhaltigkeit „Zudem gewährt die Kontinuität im Vorstand sowie im Kontrollgremium mit der Kenntnis der lang andauernden Entwicklungszeiten in der pharmazeutischen Industrie die stabile Weiterentwicklung neuer Präparate und den stetigen Geschäftsausbau durch Investitionen auch in Zeiten etwas rückläufiger Quartalszahlen.“

International aufgestellt
Seit seiner Gründung hat sich Biotest zu einem weltweit tätigen Konzern entwickelt. Heute entwickelt, produziert und vertreibt das Familienunternehmen biologische und biotechnologische Arzneimittel rund um das menschliche Blut und konzentriert sich damit auf die Anwendungsgebiete Hämatologie, klinische Immunologie und Intensivmedizin. Weltweit sind rund 1.700 Mitarbeiter beschäftigt.

Die aktuelle Krise geht zwar nicht spurlos am Unternehmen vorbei, deren Auswirklungen halten sich jedoch noch in Grenzen. Ein wichtiger Grund hierfür ist sicherlich die große Bedeutung der Produkte für die Medizin. Dies spiegelt sich auch in den Zahlen wider. 2011 konnte der Umsatz leicht von 412,5 auf 422 Mio. EUR erhöht werden. Das EBIT hingegen ging um 3% von 42,9 auf 41,6 Mio. EUR zurück.

Fazit:
Im Falle von Biotest nimmt die Familie zwar keinen direkten Einfluss mehr auf das operative Geschäft. Dennoch wirkt und wirkte sich ihre Funktion als Ankeraktionär positiv auf die Stabilität der Unternehmensentwicklung aus. Entscheidungen wie die Internationalisierungsstrategie oder weitsichtige Investitionen, die damals stark von der Familie unterstützt wurden, zeigen nach wie vor ihre Wirkung. Der Einfluss ist also nach wie vor spürbar – auch wenn die Familie nur im Hintergrund agiert.

Diesen Artikel finden Sie auch in Ausgabe 7/2012 des GoingPublic Magazins, einer Schwesterpublikation der Unternehmeredition.

Autorenprofil

Verena Wenzelis war bis Juli 2016 Redakteurin bei der Unternehmeredition.

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