Plastic Manufacturing hat erneut Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen aus Diepersdorf im Nürnberger Land zählt zu den größeren Kunststoffzulieferern der Automobilbranche in Deutschland. Nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters Volker Böhm von der Kanzlei Schultze & Braun sind vier deutsche Gesellschaften betroffen. Besonders hart trifft es den Hauptstandort in Diepersdorf mit rund 800 Beschäftigten. Weitere Arbeitsplätze stehen an den Standorten Oberlungwitz in Sachsen und Lüdenscheid in Nordrhein-Westfalen auf dem Spiel. Insgesamt sind laut Insolvenzverwalter mehr als 1.000 Mitarbeitende betroffen.
Bereits 2021 Insolvenz angemeldet
Bereits im Jahr 2021 hatte das Unternehmen, das früher unter dem Namen Bolta-Werke bekannt war, Insolvenz anmelden müssen. Damals wurde der Kunststoffspezialist an die tschechische Winning Group verkauft, die den Betrieb sanierte und weiterführte. Später übernahm eine Tochtergesellschaft des US-Konzerns First Brands die Kunststoffsparte. Nun sind laut Angaben von Volker Böhm erneut wirtschaftliche Schwierigkeiten aufgetreten, die zur erneuten Zahlungsunfähigkeit führten. Wie der Insolvenzverwalter erklärte, sei die aktuelle Lage das Ergebnis mehrerer belastender Faktoren. Zum einen befinde sich die europäische Automobilindustrie weiterhin in einer Absatzkrise. Gleichzeitig hätten sich die Kosten für Energie und Rohstoffe spürbar erhöht. Die Folge seien deutliche Umsatzeinbußen bei gleichzeitig steigenden Produktionskosten. Diese Entwicklung habe den finanziellen Handlungsspielraum des Unternehmens stark eingeschränkt.
Mutterkonzern in Problemen
Zusätzlich erschwere die Situation des US-Mutterkonzerns die Lage weiter. Laut einem Bericht des Bayerischen Rundfunks hatte First Brands Ende September selbst Insolvenz in den USA angemeldet. Der Konzern war durch eine Serie schuldenfinanzierter Übernahmen schnell gewachsen. Bei einem Jahresumsatz von rund vier Milliarden Dollar soll der Schuldenstand zuletzt mindestens elf Milliarden Dollar betragen haben. Diese finanzielle Schieflage habe dazu geführt, dass die deutsche Tochtergesellschaft keine Unterstützung mehr erhalten konnte. Volker Böhm, der auch das Insolvenzverfahren im Jahr 2021 begleitete, will nun prüfen, ob eine Fortführung des Geschäftsbetriebs möglich ist. „Derzeit verschaffen wir uns einen Überblick über die wirtschaftliche Lage. Ziel ist es, den Betrieb zu stabilisieren“, sagte Böhm. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten seien zunächst für zwei Monate über das Insolvenzgeld gesichert. Dies verschaffe dem Unternehmen kurzfristig finanzielle Luft, um Sanierungsoptionen zu prüfen.
Namhafte Kunden
Plastic Manufacturing beliefert namhafte Fahrzeughersteller wie BMW, Volkswagen, Rolls-Royce und Audi mit Kunststoff- und Chromteilen. Zu den Produkten gehören unter anderem Kühlergrills, Spiegelklappen und Lenkradabdeckungen. Derzeit führt der Insolvenzverwalter Gespräche mit Kunden und Lieferanten, um eine Fortsetzung der Produktion zu ermöglichen. Ob sich ein neuer Investor finden lässt, ist offen. Laut BR gilt dies angesichts der allgemeinen Branchenlage als schwierig. Der Fall reiht sich ein in eine wachsende Zahl von Insolvenzen in der deutschen Automobilzulieferindustrie. Die Kombination aus rückläufigen Verkaufszahlen und steigenden Betriebskosten stellt viele mittelständische Zulieferer vor existenzielle Herausforderungen. Auch Plastic Manufacturing kann sich diesem Trend nicht entziehen.





