Autozulieferer Neapco meldet Insolvenz in Eigenverwaltung an

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Der Automobilzulieferer Neapco Europe GmbH hat beim Amtsgericht Aachen ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Das Gericht entsprach dem Antrag und bestellte Dr. Claus-Peter Kruth von AndresPartner zum vorläufigen Sachwalter. Unterstützt wird die Geschäftsführung durch den Restrukturierungsexperten Dr. Frank Kebekus. Ziel der Maßnahme ist es, den Fortbestand des Standorts in Düren langfristig zu sichern. Nach Unternehmensangaben endet im Dezember 2025 ein bedeutender Vertrag mit der US-amerikanischen Muttergesellschaft, der seit 2020 die Auftragsfertigung regelte. Die Muttergesellschaft habe sich entschieden, diesen nicht zu verlängern. Weitere Unternehmen oder Standorte der Neapco-Gruppe seien von der Insolvenz nicht betroffen. Derzeit sind rund 500 Mitarbeitende am Standort in der Henry-Ford-Straße beschäftigt. Ihre Löhne und Gehälter werden im Juli und August 2025 über das Insolvenzgeld abgesichert.

Bürgermeister will helfen

Neapco betont einem Medienstatement, man wolle die Sanierungschancen aktiv nutzen. Geschäftsführer Dr. Jürgen Liermann erklärte: „Mit dem heutigen Schritt wahren wir alle Chancen, unser Knowhow sowie den Standort mit seinen fortführungsfähigen und fortführungswürdigen Teilen mittel- und längerfristig abzusichern.“ Die Stadt Düren reagierte mit Bestürzung auf die Insolvenzanmeldung. Bürgermeister Frank Peter Ullrich sagte: „Wir stehen an der Seite der Mitarbeitenden von Neapco. Der angekündigte Schritt ist aus Sicht der Stadt Düren eine bittere Nachricht, zumal wir in den vergangenen Jahren gemeinsam mit allen Beteiligten intensiv darum gerungen haben, das Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen.“ Die Entscheidung der Konzernmutter sei intern gefallen, die Stadt habe darauf keinen Einfluss gehabt. Gemeinsam mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft WIN.DN wolle man nun kurzfristig zu einem Gespräch einladen. Ziel sei es, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln oder Beschäftigte bei der beruflichen Neuorientierung zu unterstützen.

Neapco ist seit 2009 in Düren aktiv, nachdem das Werk aus dem Insolvenzverfahren der Firma tedrive hervorgegangen war. Die Automobilfertigung in Düren reicht bis ins Jahr 1968 zurück, als dort noch unter dem Namen Ford Werke produziert wurde. Neben Antriebskomponenten wie Kardan- und Halbwellen hat sich Neapco zuletzt auch in der Montage elektrischer Zustellfahrzeuge engagiert. Die Produktion in diesem Bereich bleibt weiter ungewiss.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.

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