Autovermieter Starcar meldet Insolvenz an

Insolvenz
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Starcar, einer der größten Autovermieter in Deutschland, hat für eine zentrale Gesellschaft der Firmengruppe ein Insolvenzverfahren beantragt. Betroffen ist die Star Car GmbH Kraftfahrzeugvermietung, die das Kerngeschäft des Unternehmens im Bereich der Fahrzeugvermietung für Privat- und Gewerbekunden abbildet. Weitere Gesellschaften aus dem Unternehmensverbund könnten folgen. Der Geschäftsbetrieb läuft an allen Standorten zunächst uneingeschränkt weiter. Das Amtsgericht Hamburg hat den Restrukturierungsexperten Christoph Morgen als vorläufigen Insolvenzverwalter eingesetzt. Morgen ist unter anderem für seine Rolle bei der Abwicklung von Unternehmen wie Senvion, der Flensburger Schiffbaugesellschaft und der Rickmers Holding bekannt. Unterstützt wird er durch seinen Kanzleipartner Jan Markus Plathner, der unter anderem bei der Sanierung von Webasto als Treuhänder aktiv ist. „Unser Ziel ist es, den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren, Arbeitsplätze so weit wie möglich zu sichern und gemeinsam mit der Geschäftsführung eine tragfähige Lösung für die Zukunft von Starcar zu entwickeln“, wird Morgen in einer Mitteilung des Unternehmens zitiert. Die Kunden könnten weiterhin wie gewohnt Fahrzeuge anmieten.

Finanzielle Schieflage

Ende August hatte Starcar noch ein deutliches Umsatzwachstum vermeldet. Laut Unternehmensangaben stieg der Umsatz der Gruppe im Jahr 2024 auf 510,65 Mio. EUR – im Vergleich zu 341,73 Mio. EUR im Vorjahr. Vorstandschef Jens E. Hilgerloh betonte damals, man habe sich „entgegen aller Herausforderungen nicht nur behauptet, sondern gezielt ausgebaut“. Von der angespannten Finanzlage war zu diesem Zeitpunkt keine Rede. Nach übereinstimmenden Medienberichten hat sich das Unternehmen jedoch stark verschuldet. Im Konzernabschluss 2023 ist von einer Konsortialfinanzierung in Höhe von bis zu 240 Mio. EUR die Rede. Die Finanzierung wurde im Jahr 2022 abgeschlossen, war mit strengen Covenants verbunden und durch die Sicherungsübereignung von Fahrzeugen abgesichert.

Gespräche mit Banken scheitern

In den vergangenen Wochen gab es nach übereinstimmenden Medienberichten intensive Verhandlungen mit den kreditgebenden Banken, um eine Verlängerung der Kreditlinien zu erreichen. Dabei waren verschiedene Finanzberater involviert. Eine außergerichtliche Lösung konnte offenbar nicht gefunden werden. Die Gespräche scheiterten demnach an einer unzureichenden Finanzierungsgrundlage des Unternehmens. Nach Angaben des Unternehmens wurde eine Insolvenzgeldvorfinanzierung eingeleitet. Damit sind die Löhne und Gehälter der rund 1.100 direkt betroffenen Mitarbeiter zunächst über die Bundesagentur für Arbeit gesichert. Der Zeitraum für das Insolvenzgeld ist jedoch auf drei Monate begrenzt. Spätestens zu Beginn des kommenden Jahres muss Starcar wieder in der Lage sein, den laufenden Betrieb selbst zu finanzieren.

In der Zwischenzeit wird der Insolvenzverwalter gemeinsam mit der Geschäftsführung an der Stabilisierung des Unternehmens arbeiten. Neben möglichen Sparmaßnahmen soll auch gezielt nach einem Investor gesucht werden. Beteiligte halten Zugeständnisse von Geschäftspartnern für unerlässlich, um die Sanierungschancen zu verbessern.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.

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