Während geopolitische Unsicherheiten und ein gedämpftes globales Investitionsklima zahlreiche Branchen bremsen, bleibt die Fabrikautomatisierung ein Leuchtturm wirtschaftlicher Dynamik. Der neue Midyear Update 2025 von MP Corporate Finance zeigt: Trotz eines weiterhin volatilen Umfelds behauptet sich die Branche mit bemerkenswerter Widerstandskraft. Gestützt auf langfristige Strukturtrends, technologische Innovation und den globalen Trend zur industriellen Resilienz, wächst die Nachfrage nach Automatisierungslösungen ungebrochen.
Im Zentrum des Fortschritts steht der strukturelle Wandel der industriellen Produktion. Von der Lebensmittelverarbeitung über Automotive und Elektronik bis hin zur Logistik beschleunigt sich die Transformation. Besonders kollaborative Roboter – sogenannte Cobots – gewinnen an Bedeutung. Sie bieten mittelständischen Unternehmen eine Antwort auf die akuten Arbeitskräftelücken und steigern zugleich Produktivität und Arbeitssicherheit.
Durch modulare Bauweise und flexible Einsatzmöglichkeiten senken sie Einstiegshürden für kleinere Betriebe und ermöglichen eine schrittweise Automatisierung der Fertigungslinien. Diese „Soft-Automation“ ist für viele Mittelständler der erste, aber entscheidende Schritt in Richtung Industrie 4.0.
Ein weiterer Innovationsmotor ist die Integration von künstlicher Intelligenz und digitalen Zwillingen in Produktionsprozesse. KI-basierte Systeme verbessern nicht nur Qualitätssicherung und Wartungsplanung, sondern erlauben durch präzise Simulationen eine effizientere Layout- und Ressourcenplanung. Das Ergebnis: geringere Stillstandzeiten, optimierte Produktionskosten und ein neues Niveau an betrieblicher Agilität.
Marktentwicklung: 102 Transaktionen im ersten Halbjahr

Trotz eines insgesamt verhaltenen M&A-Markts wurden 2025 laut MP Corporate Finance bisher 102 Transaktionen in der Fabrikautomatisierung verzeichnet – ein stabil hohes Niveau im Vergleich zu den Vorjahren. Rund 53 % der Target-Unternehmen stammen aus Europa, 28 % aus Nordamerika und 19 % aus dem Rest der Welt, was die fortschreitende Internationalisierung der Branche unterstreicht.
Auf der Zielseite dominieren europäische Unternehmen, was die Attraktivität der Region als Innovationszentrum und M&A-Ziel verdeutlicht. Die aktivsten Segmente reichen von Industrieelektronik über Sensorik und Steuerung bis hin zu Software- und IoT-Lösungen. Besonders gefragt sind Anbieter, die Konnektivität und Datenintegration entlang der gesamten Wertschöpfungskette ermöglichen.
Bewertungen: Leichte Korrektur, solide Profitabilität

Die MP-Analyse von 27 börsennotierten Smart-Automation-Unternehmen zeigt eine moderate Bewertungsanpassung: Der Median des EBITDA-Multiples sank von 16,5× (2024) auf 14,8× (2025). Diese Abkühlung spiegelt die makroökonomische Unsicherheit wider – von gestörten Lieferketten bis zu Handelskonflikten. „In einem verhaltenen Transaktionsumfeld sind weniger Opportunitäten am Markt. Mittelständische Unternehmen mit attraktiver Technologie und solidem Geschäftsmodell erhalten besonders viel Aufmerksamkeit seitens Investoren und erzielen dementsprechend hohe Bewertungen“, erläutert Michaela Damestani, Managing Director bei MP Corporate Finance.
Gleichzeitig bleibt die operative Ertragskraft bemerkenswert robust. Die EBITDA-Margen stiegen auf durchschnittlich 17,2 %, ein Plus von 1,4 Basispunkten. „Die Unternehmen profitieren weiterhin von der starken Nachfrage nach effizienten, digitalen und nachhaltigen Automatisierungslösungen. Wir erwarten daher, dass die laufende Konsolidierungswelle weiterhin an Dynamik gewinnt“, so Roman Göd, Gründungs- und Managing Partner bei MP Corporate Finance.
Strategische Deals prägen das Marktgeschehen

Ein Blick auf die wichtigsten M&A-Transaktionen 2025 zeigt, wie breit die Branche aufgestellt ist – von klassischen Maschinenbauern bis zu KI-Start-ups:
· Siemens stärkte mit der Übernahme von Downstream Technologies und Altair Engineering sein Portfolio im Bereich Elektronik-Design und KI-basierter Simulation.
· ABB akquirierte Sensorfact, um seine Kompetenzen in Energieeffizienz und Predictive Maintenance auszubauen.
· Rockwell Automation übernahm RightHand Robotics und erweiterte damit sein Know-how in der KI-gestützten Intralogistik.
· Softbank investierte in Agility Robotics, um humanoide Robotik für industrielle Anwendungen zu fördern.
· Finanzinvestoren wie KKR und Bain Capital setzten ebenfalls Akzente – etwa durch Beteiligungen an IFM Electronic und Milacron Holdings.
· Clessidra Private Equity übernahm die MiCROTEC Group, um die nächste Wachstumsphase mitzugestalten.
Diese Vielfalt an Käufern – strategische Industrieunternehmen ebenso wie Private-Equity-Häuser – zeigt, dass Factory Automation längst zu einem Kernbereich globaler Investitionsstrategien geworden ist.
Neue Geschäftsmodelle: Robotics-as-a-Service auf dem Vormarsch
Ein zentrales Thema im Bericht ist der Aufstieg servicebasierter Modelle, insbesondere Robotics-as-a-Service (RaaS). Statt hohe Anfangsinvestitionen zu tätigen, mieten Kunden robotergestützte Systeme flexibel und skalierbar. Dieses Modell senkt Kapitalkosten und beschleunigt die Adaption neuer Technologien – ein klarer Vorteil in Märkten, in denen Flexibilität über Wettbewerbsfähigkeit entscheidet.
RaaS wird vor allem im Mittelstand als „Enabler“ für den Einstieg in Automatisierung gesehen. Für Investoren wiederum eröffnet sich ein wachsender Markt mit wiederkehrenden Umsätzen und attraktiven Margen – eine Kombination, die das Interesse institutioneller Anleger zunehmend befeuert.
Makroökonomische Perspektive: Zinssenkungen als Impulsgeber
MP Corporate Finance prognostiziert eine Belebung der M&A-Aktivität. Hintergrund sind die geldpolitischen Lockerungsschritte der großen Zentralbanken, die Finanzierungskosten senken und Transaktionen erleichtern dürften.
Zudem wirkt die Tarif-getriebene Reindustrialisierung in den USA als zusätzlicher Impuls: Unternehmen verlagern Produktionskapazitäten zurück ins Inland, um Abhängigkeiten von Asien zu reduzieren – ein Trend, der Investitionen in Automatisierung weiter beschleunigt. Europa wiederum punktet mit technologischer Exzellenz, einer starken Forschungslandschaft und wachsender staatlicher Förderung für digitale Produktion.
Ausblick: Konsolidierung und Innovationsschub
MP Corporate Finance erwartet, dass die Konsolidierung der Branche zunimmt. Die Kombination aus technologischem Fortschritt, Fachkräftemangel und Nachhaltigkeitsdruck treibt Unternehmen dazu, durch gezielte Akquisitionen Kompetenzen zu bündeln.
Besonders im Fokus stehen dabei Anbieter von Sensorik, Energie-Management, Industrie-Software und Edge-Computing-Lösungen. Auch die Integration von KI in Steuerungs- und Wartungssysteme bleibt einer der entscheidenden Wachstumstreiber.
Fazit: Der Wandel zur intelligenten Fabrik beschleunigt sich
Der Sektorbericht von MP Corporate Finance zeichnet ein klares Bild: Die Fabrikautomatisierung hat sich als einer der widerstandsfähigsten Industriezweige behauptet. Während andere Branchen stagnieren, verbinden sich hier Technologie, Nachhaltigkeit und Kapital zu einem Schlüsselfaktor der industriellen Zukunft.
Mit 102 Transaktionen, steigender Profitabilität und einem global diversifizierten Investorenfeld bleibt Factory Automation ein Paradebeispiel für strukturelles Wachstum in Zeiten ökonomischer Unsicherheit. Die intelligente Fabrik ist längst keine Vision mehr – sie ist Realität, und ihr Taktgeber ist ein dynamischer M&A-Markt.





