Auf dem Boden geblieben

Seit mehr als 100 Jahren ist der börsennotierte Klebespezialist Uzin Utz in der Hand der Familie. Zum Jahresende übernimmt zum ersten Mal ein angestellter Manager die Spitzenposition. Der ist allerdings seit mehr als 20 Jahren im Unternehmen. Und die Kinder des aktuellen Vorstandchefs, Werner Utz, stehen auch schon parat. 

Dass sich Langfristigkeit lohnt, beweist Uzin Utz seit mehr als 100 Jahren: Großvater Georg Utz baute 1911 mit einem Partner das Unternehmen auf. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gründete er zunächst in Wien einen Handelsbetrieb für Dampfseifenpulver und Schuhcreme. Aus dem Krieg kehrte er mit einer Gasvergiftung dann nach Ulm zurück und führte das Unternehmen weiter. In gewisser Weise hatte es damals schon etwas mit Boden zu tun. Sein Sohn Willi arbeitete nach dem Zweiten Weltkrieg bei Höchst und kam dort mit Kunstharzen und Klebstoffen in Berührung. Er stieg dann beim Vater ein, begann 1948 die ersten Bodenbelagsklebstoffe herzustellen und meldete die Marke Uzin an. Angelehnt war der Name an die alte Marke der Schuhpflegeprodukte, Uzol. „Uz“ blieb stehen, „in“ wurde als Abkürzung für Industrie eingesetzt. Der Vorteil: „Der Name lässt sich auch im Ausland gut aussprechen“, sagt Utz. Bis 1965 war der Betrieb in der Ulmer Altstadt angesiedelt. Dann kam der Umzug ins Industriegebiet Donautal. Bis zum Tode von Georg Utz stellte das Unternehmen seine Produkte weiter her, allerdings hatten sie nur noch nostalgische Bedeutung.

Es folgte eine Phase starken Wachstums. Vor allem Anfang bis Mitte der 70er-Jahre wurde in Deutschland viel gebaut, saniert und renoviert. In der zweiten Hälfte

Qualitätsprüfung bei Uzin Utz (© Uzin Utz AG)
Qualitätsprüfung: Ökologische Verträglichkeit steht im Fokus. (© Uzin Utz AG)

des Jahrzehnts kam dann der Einbruch. Willi Utz beschäftigte sich viel mit neuen Produkten. „Doch funktionierte etwas nicht, fehlte ihm auch das Durchsetzungsvermögen“, erzählt sein Sohn Werner Utz. Damals stand das Unternehmen auf der Kippe und kurz vor dem Verkauf. Der heutige Vorstandschef studierte zu der Zeit an der LMU in München, promovierte und war kurz davor, eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen. Erst als sich ein interessierter Käufer meldete, begann er seine Unternehmerkarriere bei Uzin Utz.

Schritt an die Börse

Diese verlief zunächst etwas zäh. Nicht immer waren er und sein Vater einer Meinung. Vor allem in personalpolitischen Fragen gab es Differenzen. Der Vater führte eher patriarchalisch. „Als ich ins Unternehmen einstieg, hatte er sich gerade von seinem einzigen Chemiker getrennt, weil er nicht mit ihm zurecht kam“, sagt Werner Utz. Ein Unternehmen aus der chemischen Industrie hatte von heute auf morgen keinen Chemiker mehr. Für Werner Utz war dies allerdings auch die Chance, neue Mitarbeiter zu suchen. Relativ schnell zog sich der Vater dann aus dem operativen Geschäft zurück und ließ den Sohn schalten und walten. Werner Utz baute das Unternehmen auf, führte es 1997 an die Börse und brachte es auf eine höhere Ebene. Jetzt steht er kurz davor, in den Aufsichtsrat zu wechseln.

„Seit mehr als 30 Jahren ist Hans-Werner Utz im Unternehmen. Er lebt es und wird dies auch künftig tun“, sagt Finanzchef Thomas Müllerschön. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet er mit Utz zusammen, war sein Vorstandsassistent und wird am 1.1.2016 den Vorstandsvorsitz übernehmen. „Anders als der Vater wird er sicherlich aktiv dabei bleiben“, sagt Müllerschön. Doch das sieht er durchaus als Vorteil. Vor allem Innovationen und Investitionen in Bauvorhaben liegen dem Seniorchef am Herzen. „Sicherlich werde ich ein Büro haben und zweimal die Woche im Unternehmen sein“, sagt Utz. Aus dem Tagesgeschäft will er sich allerdings weitgehend zurückhalten. Über seinen Nachfolger findet er passende Worte: „Er wird das Unternehmen mit anderen Nuancen führen, grundsätzliches aber nicht ändern.“

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