Auf dem Boden geblieben

Seit mehr als 100 Jahren ist der börsennotierte Klebespezialist Uzin Utz in der Hand der Familie. Zum Jahresende übernimmt zum ersten Mal ein angestellter Manager die Spitzenposition. Der ist allerdings seit mehr als 20 Jahren im Unternehmen. Und die Kinder des aktuellen Vorstandchefs, Werner Utz, stehen auch schon parat. 

Viel haben die beiden in den vergangenen Jahren gemeinsam durchgemacht. Den Börsengang im Jahr 1997 etwa: Damals hatte Uzin Utz einen Fremdgesellschafter, der 30 Prozent am Unternehmen hielt und Anteile verkaufen wollte. Zwar hätte die Familie die Anteile kaufen können, allerdings hätte dann wieder Kapital für künftige Investitionen gefehlt. Also entschied sich Uzin Utz für einen Börsengang. Die Euphorie damals war riesig. Im selben Jahr startete der Neue Markt in Frankfurt. Die Gesellschaft profitierte davon, auch wenn sie nichts mit jungen Wachstumsunternehmen zu tun hatte und in ein anderes Marktsegment aufgenommen wurde.

Hohes Wachstum geplant

Anders als viele andere deutsche Familienunternehmer sehen weder der designierte noch der aktuelle Vorstandschef die Börsennotiz kritisch: „Bei uns werden die Werte eines Familienunternehmens kombiniert mit der Struktur einer Aktiengesellschaft. Das Beste aus zwei Welten“, sagt Müllerschön. Natürlich stehe man stärker in der Öffentlichkeit und es gäbe mehr Interessengruppen, die sich mit dem Unternehmen beschäftigen. Doch würde dies auch den Druck erhöhen, nachhaltig Gewinne zu erwirtschaften und weiter zu wachsen.

Zentrale von Uzin Utz in Ulm (© Uzin Utz AG)
Zentrale von Uzin Utz in Ulm: Hier ist das Unternehmen zuhause. (© Uzin Utz AG)

Uzin Utz hat viel vor: Bis zum Jahr 2019 wollen die Ulmer ihren Umsatz von derzeit rund 230 Mio. Euro auf 400 Mio. Euro steigern. Die Umsatzrendite soll von fünf bis sechs Prozent auf acht Prozent klettern. Vor allem in Westeuropa und den USA sehen die Schwaben noch großes Potenzial. Müllerschön will künftig vor allem die Internationalisierung vorantreiben. „Als ich begann, lag die Exportquote bei 20 Prozent. Heute ist sie bei 55 Prozent.“ Bis 2019 soll sie dann bereits 65 Prozent betragen. Erst auf mittlere Sicht will sich Uzin Utz in Asien, vor allem in China positionieren. „Manche Märkte sind für unsere Produkte noch nicht reif“, sagt Utz. „Die Chinesen wollen Computer, Autos und Klamotten. Aber das Wohnumfeld spielt noch keine große Rolle.“

Bisher würden die Chinesen vor allem neu bauen. Rund 75 Prozent des Geschäfts macht bei Uzin Utz jedoch die Sanierung von Gebäuden aus. Drei Faktoren sieht Müllerschön als die wichtigsten der Zukunft: Die kritische Größe von 400 Mio. Euro erreichen, elektronische Vertriebskanäle für die Zukunft definieren und sich in einem vielleicht auch rezessiven Umfeld gegen Konkurrenten wappnen. Und dass auch in Europa noch Luft ist, sieht man in den Niederlanden: Nach dem Besuch der Königin: Alle Kunden wollten plötzlich bei den Schwaben kaufen. „In den Niederlanden hatten wir einen Umsatzanstieg von 20 Prozent, in einem stagnierenden Markt“, sagt Utz.

Kurzprofil Uzin Utz AG

Gründungsjahr 1911
 Branche Bauindustrie
 Unternehmenssitz  Ulm
 Umsatz 2014 (vorläufig) 230,4 Mio. Euro
 Mitarbeiterzahl  960

www.uzin-utz.de

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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