Dachfonds sind sozusagen Fonds auf Metaebene: Der Fondsmanager investiert nicht in einzelne Wertpapiere oder Anlageklassen, sondern in andere Fonds. Das erfordert ganz eigene Auswahlkriterien. Die Unternehmeredition sprach mit Dr. Alexander Orthgieß – Fondsmanager des eigenen Dachfonds Bagus Global Balanced. INTERVIEW FALKO BOZICEVIC
Unternehmeredition: Herr Dr. Orthgieß, wie würden Sie Ihren Fonds jemandem in eigenen Worten kurz beschreiben, der ihn noch nicht kennt?
Dr. Alexander Orthgieß: Ganz einfach, es ist ein Basisinvestment für die ganze Familie, denn mit dem Fonds erhält man den Zugang zu den weltweiten Aktien- und Anleihemärkten – und das in einem ausgewogenen Verhältnis.
Unternehmeredition: Wichtige Frage gleich zu Anfang: Wie sind Sie durch das sicherlich nicht ganz gewöhnliche Jahr 2020 gekommen?
Orthgieß: Um ehrlich zu sein: Es war eine besondere Herausforderung, da ich den Fonds kurz vor Corona aufgelegt habe. Und natürlich hätte ich mir gewünscht, Kursverluste im März vermeiden zu können – aber das Jahr 2020 hat wieder gezeigt, dass erfolgreiches Timing Glückssache ist und es stattdessen viel sinnvoller ist, bei seiner Assetallokation beziehungsweise Strategie zu bleiben. So konnte ich das Jahr mit einem Plus von 4,1% beenden.
Unternehmeredition: Von anderen Fondsmanagern habe ich erfahren, dass sie in der Crashperiode März 2020 ihre Algorithmen manuell außer Kraft setzen mussten, um nicht im Abverkauf selbst mitgerissen zu werden. Wie wichtig ist da der Faktor Mensch – sprich: der gesunde Menschenverstand?
Orthgieß: Es gibt ja verschiedene Wege, Geld anzulegen. Manche schwören darauf, die Anlagepolitik stark quantitativ regelbasiert zu gestalten. Kann man so machen, mein Ansatz ist aber ein anderer: Ich vertraue darauf, dass die ausgesuchten Manager den Job, den sie in der Vergangenheit bereits sehr überzeugend gemacht haben, auch in Zukunft so machen werden – das ist maßgeblich von Erfahrung und gesundem Menschenverstand geprägt. Meine Aufgabe besteht darin, den verschiedenen Managern im Portfolio über einen Zyklus hinweg mehr oder weniger Bedeutung zu geben. Das heißt, ich variiere deren Gewichtungen im Zeitablauf, denn kein Fondsmanager kann in jeder Marktphase eine gleichbleibende Outperformance liefern.
Unternehmeredition: Im Rahmen eines früheren Interviews haben Sie den hinkenden Vergleich zwischen passivem und aktivem Fondsmanagement adressiert. Die Ausführungen allein könnten Seiten füllen. Was ist Ihr Punkt?
Orthgieß: Der Punkt ist, dass man sich den Durchschnitt der Fondsmanager anschaut – und der kann per definitionem nicht besser sein als der Index, weil es keine Dienstleistung umsonst gibt. Und so etwas wird dann als Begründung herangezogen, dass aktives Management nicht funktioniert. Ich halte das für wenig zielführend. Nun muss ich natürlich zugeben, dass für den durchschnittlich interessierten Anleger die Wahl eines ETFs meist besser ist, als sich einen Fonds am Bankschalter aufschwatzen zu lassen, der mit Gebühren überfrachtet ist und von der konzerneigenen Fondsgesellschaft verwaltet wird.
Unternehmeredition: Dito für den viel zitierten Performancevergleich im selben Zusammenhang. Der muss allein schon deshalb hinken, da ich mir als Anleger ja nicht den ‚durchschnittlichen Fondsmanager‘ auszusuchen gedenke, sondern denjenigen, der über Jahre – noch besser: Jahrzehnte – eine herausragende und vor allem nachhaltige Leistung gebracht hat.
Orthgieß: Genau: Wie in jedem Beruf gibt es bei Fondsmanager solche, die ihren Job einfach besser machen als andere. Jeder kennt diverse Beispiele für besonders begabte Menschen, seien es Künstler, Sportler, Handwerker, Ärzte, Anwälte. Aber es bedarf Zeit, Interesse und Erfahrung, um zu erkennen, warum diese Menschen es besser können als andere. Gleiches gilt für das Erkennen der Qualität eines Fondsmanagers oder Fondsmanagerteams, wobei hier der direkte Zugang natürlich hilfreich ist.
Unternehmeredition: Gibt es überhaupt konstant überdurchschnittliche Performance über besagte Jahrzehnte?
Orthgieß: Da ist viel Wunschvorstellung dabei, denn ist der Fondsmanager zu jung, fehlt ihm die Erfahrung; ist er zu alt, kann es sein, dass er beispielsweise technologiegetriebene Trends nicht mehr erkennt oder ihm der Hunger abhandenkommt. Insofern ist es wichtig, den Menschen von Zeit zu Zeit „auf die Finger“ zu schauen. Genauso wie ein guter Fondsmanager die Unternehmen vor Ort besucht, um sich nicht nur auf das Zahlenwerk zu verlassen, sollte man idealerweise auch die Manager besuchen, um ein Gespür für die Kultur und die Stimmung im Team zu bekommen.
Unternehmeredition: Auch das Key Man Risk, also das Schlüsselpersonenrisiko, scheint Ihnen ein Anliegen. Ist das bei Fonds so nennenswert wie zum Beispiel bei familiengeführten Unternehmen?
Orthgieß: Ich mag Key Man Risk. Einer muss ja die Entscheidung treffen, denn auch im Fondsmanagement gilt: Zu viele Köche verderben den Brei. Zudem lässt sich das Key Man Risk ja auch durch die Streuung über zwei oder mehrere Fonds mit vergleichbarem Auftrag reduzieren. Auch die Existenz eng gefasster Anlagerichtlinien ist meines Erachtens der Performance nicht zuträglich: Diese reduzieren die Handlungsfreiheit für den Fondsmanager und dienen lediglich dem Zweck, nicht allzu weit von der Benchmark abzuweichen. Nur dann ist man beim ETF wieder besser aufgehoben, denn dem Fondsmanager wird dadurch nicht nur viel an Motivation genommen, sondern auch die Möglichkeit, seine Kosten tatsächlich zu verdienen.
Unternehmeredition: Investoren und Fondsmanagement sitzen also im selben Boot und rudern in dieselbe Richtung. Achten Sie als Dachfonds bei Ihrer Fondsauswahl explizit auch darauf?
Orthgieß: Die Identität von Interessen ist in jedem Fall leistungsfördernd, sei es im Unternehmen oder beim Sport. Warum soll es beim Management eines Dachfonds anders sein? Ich bevorzuge Fondsmanager, die ihren eigenen beruflichen und eben auch finanziellen Erfolg von ihrem Fonds abhängig machen, weil sie selbst Anteile am Fonds halten oder die Firma ihnen selbst gehört. Ebenso ist der Großteil meines liquiden Vermögens in meinem Fonds investiert. Es ergibt doch keinen Sinn, als Fondsmanager in seinem eigenen Depot etwas anderes zu machen als für seine Investoren.
Unternehmeredition: Herr Dr. Orthgieß, ganz herzlichen Dank für die aufschlussreichen Einblicke in Ihr Metier!
ZUR PERSON
Dr. Alexander Orthgieß hat Bagus Capital 2019 gegründet und ist Initiator des Dachfonds Bagus Global Balanced – in den investiert er auch selbst. Orthgieß ist seit über zwei Jahrzehnten in der Investmentbranche aktiv.
FONDSDATEN
ISIN: DE000 A2N68V 2
Auflagedatum: 11.12.2019
Währung: EUR
Geschäftsjahresende: 30.11.
Ertragsverwendung: ausschüttend
Ausgabeaufschlag: 0,00%
Verwaltungsvergütung: 0,76%
Verwahrstellenvergütung: 0,05%
Erfolgsabhängige Vergütung: ja
Manager: Ampega Investment GmbH
Berater: NFS Financial Service GmbH
Sparplan: nein
Risiko- und Ertragsprofil: 4 von 7
Fondsvolumen: 19,61 Mio. EUR
Rücknahmepreis: 105,73 EUR
Vertriebszulassung: DE
Ein ausführliches Factsheet finden Sie hier.
Falko Bozicevic ist Chefredakteur des GoingPublic Magazins sowie des Anleihe-Portals BondGuide. Seine Schwerpunkte liegen vor allem auf makroökonomischen Themen sowie Investment-Fragen rund um IPOs, Anleihen und Fonds.