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ASB Systembau mit Management Buy-out: „Der Star ist der Boden“

Sportboden

Vom Fertighaushersteller zum Produzenten für Hightech-Sportboden: Die ASB Systembau GmbH hat sich in ihrer fast 60-jährigen Geschichte mehrfach neu erfunden. Möglich wurde das auch durch einen erfolgreichen Management Buy-out, der von der Investmentgesellschaft Abacus alpha betreut wurde. VON ALEXANDER GÖRBING

„Das war bisher die beste Entscheidung in meinem Leben“, meint Christof Babinsky, Geschäftsführer der ASB Systembau Horst Babinsky GmbH rückblickend zum erfolgreichen Einstieg in das elterliche Unternehmen. Immerhin kann der Betrieb aus Stein an der Traun in der Nähe vom Chiemsee auf eine beinahe 60-jährige Geschichte zurückblicken. Dabei hat ASB Systembau eine erstaunliche Wandlung vollzogen vom Fertighaushersteller über den Weltmarktführer für Squash-Courts bis zum Vertrieb von Hightech-Böden aus Spezialglas für Sporthallen und Multifunktionsarenen. Das ist nicht eine direkte Linie für eine klassische Unternehmensentwicklung, aber der Erfolg gibt den Machern recht. Inzwischen stehen Kunden weltweit auch für die neue Technologie Schlange.

Der bessere Boden ist aus Glas

„Unser Produkt ist überlegen“, gibt sich Babinsky überzeugt. Und im Gespräch sprudeln gleich die Argumente: „Der Boden ist fast zweifach flexibler als Holz, die Eigenschaften lassen sich im Vergleich zum Naturprodukt Holz exakt den Bedürfnissen anpassen und Sportler müssen bei Stürzen weniger Brandreibung befürchten.“ Dennoch muss der junge Chef immer wieder anfängliche Überzeugungsarbeit leisten, denn Glas als Material für einen Sportboden ist ungewohnt. „Die Leute denken immer, dass ein solcher Boden brechen kann, er viel zu hart ist, extrem rutschig und zudem noch jede Menge Reflexionen erzeugt“, erklärt Babinsky. All diese klassischen Eigenschaften von Glas, die man vielleicht von Fensterscheiben oder Tischplatten kennt, haben die Experten von ASB Systembau diesem Werkstoff aber „abgewöhnt“.

Vorurteile abbauen

Der wesentliche Vorteil ist aber die Multifunktionalität für unterschiedlichste Sportarten und Events, da der Glasboden als Projektionsfläche verwendet wird. Es ist quasi ein riesiger Bildschirm für hochaufgelöste Grafiken und Animationen. „Die erste Idee für unsere Anwendung entstand bei einem Neubauprojekt für eine Sporthalle in meiner früheren Schule. Ich kannte von früher noch den Wirrwarr der Markierungen auf dem Boden für die verschiedenen Sportarten. Da dachte ich mir, dass es hier eine bessere Lösung geben muss“, erinnert sich Babinsky. Mit dem Werkstoff Glas hatte sich sein Vater vorher schon beschäftigt und es gab erste Ideen für einen Einsatz als zukunftsweisenden Bodenbelag. Dank der Idee von Babinsky werden nun in der Sporthalle die passenden Markierungslinien einfach auf Knopfdruck angezeigt – egal ob Handball, Basketball oder Fußball. Durch die flexible Technik von ASB Systembau ergeben sich zudem unterschiedlichste Nutzungsmöglichkeiten über den reinen Sport hinaus.

 „Der Star ist der Boden“

„Der Star ist der Boden“ titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung nach dem Volleyball Supercup-Finale in Hannover im Jahr 2019 und adelte damit die revolutionäre Technik von ASB Systembau für zukünftige Einsätze. Bei diesem Top-Event wurden auch viele weitere Sportler, Funktionäre und Vermarkter aus dem Sportbusiness auf das System aufmerksam. Der ungewohnte Belag eröffnet neue Möglichkeiten nicht nur für die Durchführung von Sportevents. „Wir sind inzwischen im Gespräch mit Agenturen und auch mit Verbandsfunktionären – die Saat unserer Aufklärungsarbeit geht immer mehr auf“, freut sich Babinsky.

Kompromisslos multifunktional

Die Vorteile des Videofußbodens mit dem flotten Namen „ASB LumiFlex“ gehen über die Einblendung von Werbespots oder Zusatzinformationen zum Sportevent weit hinaus. „Unser Boden ist kompromisslos multifunktional. Nach einem Spiel in der Halle kann nach kurzen Aufräumarbeiten eine Gala oder ein anderes Event durchgeführt werden – mit geringstem Aufwand“, erläutert Babinsky. Da kommt dann der Betriebswirt durch: Der Multifunktions-Glasboden von ASB Systembau kostet zwar mehr als das doppelte eines klassischen Hallenbodens, dafür verkürzt er aber die Umrüst- und Ausfallzeiten erheblich. „Im Gesamt-Brauprojekt steigen die Kosten durch unseren Boden maximal um zwei Prozent, aber durch die besseren Nutzungs- und Vermarktungsmöglichkeiten verbessern wir den ROI um 30 bis 40%“, rechnet der junge Chef vor.

Christof Babinsky

Schmunzelnd berichtet er von seinem ersten Termin für eine Garantieabnahme nach fünf Jahren Betrieb: „Der Bauherr sagte nämlich dann zu mir – Herr Babinsky, Sie können gleich wieder gehen. Es gab praktisch keine Gebrauchsspuren“. Auch heute nach rund zwölf Jahren sehe der Boden fast wie neu aus. Der Hersteller geht von einer Haltbarkeit von 70 Jahren aus.

 

Traditionsunternehmen und Startup

Zahlen waren auch sehr wichtig im Prozess der Firmenübernahme vor fünf Jahren – und zwar fast zu wichtig in Erinnerung von Babinsky. Er hätte sich in den Gesprächen eine stärkere Berücksichtigung seiner Geschäftsidee und der Zukunftserwartungen gewünscht. Aber diese Denke aus dem Venture Capital-Bereich sei nach seinem Gefühl in einem klassischen M&A-Prozess noch nicht sehr verbreitet. Von den fünf Kindern des Gründers war Christof Babinsky der einzige Kandidat für die Unternehmensnachfolge. Um das Unternehmen nach dem geplanten Ausscheiden des Unternehmensgründers auch weiter als Familienbetrieb führen zu können, wurde ein Management Buy Out strukturiert. Die Wahl fiel nach einigen Verhandlungsrunden schließlich auf Abacus alpha aus Frankenthal in der Pfalz.

Symbiose aus Startup und Tradition

In den fünf Jahren seit dem Einstieg hat sich das Wachstum des Unternehmens fortgesetzt. Der Umsatz des Glassportboden-Startups konnte von 2018 auf 2019 von 2 auf 6 Mio. EUR verdreifacht werden, fiel dann Corona bedingt 2020 auf 5 Mio. EUR zurück und ist für 2021 mit 10 Mio. EUR und für 2023 mit 15 Mio. EUR geplant. „Wir haben als Vertriebsunterstützung recht schnell eine neue Gesellschaft aufgebaut, die die multifunktionalen Glas-Sportböden auch vermietet“, erklärt Frank Hüther, Geschäftsführer bei der Abacus alpha GmbH. Auf diese Weise wurde der Kundenkreis schlagartig deutlich erweitert. Auch beim vielbeachteten Volleyball-Supercup kam eine solche Miet-Lösung zum Einsatz. Für großen Schub bei der Bekanntheit sorgte auch ein Einsatz des Leuchtbodens bei der Fernsehshow „Joko & Klaas gegen ProSieben“.

Im Zusammenspiel zwischen Firmenchef und dem Investor stimmt die Chemie offensichtlich. Babinsky führt sein Unternehmen ein wenig wie ein Startup – er handelt schnell und entschlossen. Hüther und der zuständige Investment Manager Thomas Götzmann sehen ihre Rolle als Berater und wollen dabei helfen, sich auf die guten und erfolgversprechenden Ideen zu konzentrieren. Daneben bringt das Abacus alpha-Team die passenden Werkzeuge für die Unternehmensentwicklung und ein nachhaltiges Wachstum mit. „Ich war anfangs schon eher skeptisch, als wir einen Strategieworkshop machen sollten. Aber als es dann erst einmal begonnen hatte, war ich Feuer und Flamme. Und jetzt profitieren wir gerade kräftig davon“, erinnert sich Babinsky. Somit sind die Grundlagen für den weiteren Erfolg gelegt.


„Einer der besten Verkäufer“

Interview mit Frank Hüther, Geschäftsführer und Investmentmanager bei der Abacus alpha GmbH

Unternehmeredition: Wie kam der Kontakt mit ASB Systembau zustande?

Frank Hüther: Es war ein interessanter Zufall, da mein Kollege Thomas Götzmann den damaligen Junior-Chef bei einem Seminar getroffen hat. So war der erste Gesprächsfaden schnell geknüpft. Zudem bringen wir im technologischen Umfeld, bei innovativen Werkstoffen, aber auch in Marketing und Strategieentwicklung eine umfangreiche Expertise mit.

Unternehmeredition: Wieso haben Sie sich für das Invest entschieden?

Hüther: Es war sicher eine Kombination von Faktoren. Das Produkt hat uns auf Anhieb überzeugt. Aber wie so oft in solchen Fällen kommt es auch auf den menschlichen Faktor an – der muss einfach passen. Christof Babinsky ist ein Typ und einer der besten Verkäufer, der mir je begegnet ist. Das sind beste Voraussetzungen für einen nachhaltigen Wachstumskurs.

Unternehmeredition: Wie liefen die Gespräche ab?

Hüther: Im Prinzip war es ein klassischer Management Buy Out-Prozess – quasi wie aus dem Lehrbuch. Ein Firmengründer hat mehrere Kinder, das Unternehmen soll in Familienhand bleiben und für die Weiterführung sowie das Wachstum wird ein Finanzpartner benötigt. Natürlich hängen am eigenen Unternehmen immer auch Emotionen und darauf muss man als partnerschaftlicher Investor entsprechend Rücksicht nehmen.

Unternehmeredition: Welche Erfolgsfaktoren waren wichtig?

Hüther: Ich denke, dass es von Vorteil sein kann, wenn der Investmentmanager selber auch unternehmerische Erfahrungen mitbringt. Meine Kollegen und ich haben M&A-Prozesse auf sprichwörtlich allen Positionen im Auto miterlebt: Vom Fahrersitz über Rückbank bis zum Kindersitz. Mit diesem Erfahrungsschatz kann man sich in Menschen in vergleichbaren Situationen hineinversetzen und so die Gespräche in eine gute Richtung bewegen.

Unternehmeredition: Wie sieht die Zukunft für ASB Systembau aus?

Hüther: Mit einem Wort: rosig. Die Sales-Pipeline ist prall gefüllt mit als realistisch erachteten Projekten im Wert von rund 100 Millionen Euro. Natürlich hat uns die Corona-Krise die eine oder andere Schwierigkeit bereitet, da vor allem auch die Eventbranche betroffen ist. Die kleine Delle haben wir aber überwunden und die Nachfrage ist mehr als erfreulich. Wir haben uns, als wir noch auf kleiner Flamme gekocht haben, gründlich auf das bevorstehende Wachstum vorbereitet und können nun schnell und sicher handeln. Und als Evergreen-Investor kann Abacus alpha langfristig denken, denn wir sind nicht Exit-orientiert.


Kurzprofil ASB Systembau Horst Babinsky GmbH

Unternehmenssitz: Stein (an der Traun), Bayern
Gründungsjahr: 1965
Branche: Sportausstatter
Umsatz: 6 Mio. EUR
Mitarbeiterzahl: 30
www.asbglassfloor.com

Diese Fallstudie ist in der Unternehmeredition 1/2021 erschienen.

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