Ter rain, auf dem ich selbstständig walten konnte. Das war abgrenzbar, mein Vater und ich sind uns nicht ins Gehege gekom- men und ich stand von Tag eins an für einen Wandel im Unternehmen.“ (Julia Esterer, Dr.-Ing. Ulrich Esterer GmbH & Co. KG) Tipp Nummer drei: Steige auf der Ebene ein, die zu Deiner Qualifikation passt Manchmal werden Next Gens in eine Po- sition gehoben, die sie in einem anderen Unternehmen nicht erhalten würden – häufig auf die höchste oder zweithöchste Führungsebene. Das erweist sich aber oft als Fehler, denn nicht selten mangelt es dann an der dafür notwendigen Füh- rungserfahrung. Empfehlenswert ist es daher, zunächst auf einer Ebene einzu- steigen, die zur eigenen Qualifikation passt, und sich nach oben zu arbeiten. Das stärkt auch die Anerkennung der Belegschaft. „Ich habe Kommunikationsdesign studiert und mich mit einer Kreativagentur selbst- ständig gemacht. Die Verbindung zu unse- rem Familienunternehmen ist erst durch meine Arbeit entstanden. Als dann die Stelle der damaligen Marketingleiterin bei Winkels vakant wurde, dachte ich: jetzt oder nie.“ (Denise Kaufmann, Winkels Ge- tränke Logistik GmbH & Co. Holding KG) Tipp Nummer vier: Sei nahbar Generationswechsel bedeutet Verände- rung – gerade deshalb ist es wichtig, sichtbar, präsent und nahbar zu sein, ein Chef zum Anfassen. Offene Türen gehören genauso dazu wie regelmäßige Gespräche mit den Mitarbeitern in den Werkshallen, Büros, auf Messen oder im Showroom. Auch in Videokonferen- zen kann man mit einfachen Techniken schnell Nähe und Vertrautheit mit der Belegschaft aufbauen. Empathisches Auftreten, ein einfaches Lächeln und ehrliches Interesse an ihrer Tätigkeit helfen dabei. Regelmäßiger Austausch, gepaart mit Wertschätzung und Aner- kennung, erhöht die eigene Akzeptanz und stärkt damit die eigene Position. „Ich habe nie einen Hehl daraus ge- macht, dass ich viele Dinge nicht weiß und nicht auf einen jahrelangen Erfah- rungsschatz zurückgreifen kann. Offen kommunizieren, den Leuten auf Augen- höhe begegnen, mehr Sparringspartner als Chef sein, das hat mir geholfen!“ (Felix Kroschke, Kroschke-Gruppe) Strategie . m o c e b o d a k c o t s - v o . l i g a m s i i s n e d © : o t o F Tipp Nummer fünf: Gehe mit Ein mi schungen Deines Vorgängers souverän um Mischt sich der Vorgänger ein, weil er eine Entscheidung für falsch hält, liegt das meist an fehlender Abstimmung. Regelmäßige Jour fixes, um offen unter vier Augen inhaltliche und persönliche Themen anzusprechen, sind unabding- bar. Die Signalwirkung eines Nachfolge- tandems, das als Einheit auftritt, hat eine enorme Bedeutung. Kommt es dennoch dazu, dass eine Entscheidung des Nach- folgers korrigiert werden muss, ist es wichtig, diesen Schritt transparent zu machen und selbst zu erklären, weshalb sich er und sein Vorgänger zu einer Kehrtwende entschlossen haben. „Bei vielen Themen entscheiden Vater und ich im Konsens, bei anderen muss ich kämpfen und unfassbar viel Überzeugungs- arbeit leisten. Da fallen auch schon mal laute Worte – aber uns geht es um die Sa- che.“ (Marie-Christine Ostermann, Rullko) Tipp Nummer sechs: Bekomme die Mannschaft hinter Dich Damit man auch tatsächlich als nächster Chef wahrgenommen wird, muss man die Mannschaft hinter sich bekommen. Das geschieht, wenn alle Schlüsselfiguren des Unternehmens, die dieselben Ziele verfolgen wie man selbst, davon profi- tieren, indem sie zum Beispiel mehr Handlungsspielraum erhalten. Oder man holt Vertraute von außerhalb ins Unter- nehmen, von denen man weiß, dass sie einen voll und ganz unterstützen. Um die Richtigen von außerhalb zu finden, kann auch ein externes Netzwerk hilfreich sein. Andere Next Gens können einen, gerade in der Anfangszeit, mit guten Ratschlä- gen auf Augenhöhe unter stützen und zudem Kontakte zu neuen Geschäfts- partnern herstellen, die Geschäfts- chancen ermöglichen. Steht die Mann- schaft hinter einem, schafft das einen wichtigen Vorteil, vor allem, wenn der Vorgänger nicht abgeben möchte: näm- lich die kritische Masse, ihn glaubhaft vor die Entscheidung stellen zu können – du oder ich. „Der PwC NextGen Club ermöglicht einen vertrauensvollen Austausch und erfolgsver- sprechende Ansätze für mich als nächste Generation.“ (Katharina Kölle, Pflanzen- Kölle) Tipp Nummer sieben: Und wenn Du feststellst, dass die Führungsrolle nicht zu dir passt: vielleicht ist es die Rolle als Beiratsmitglied oder aktiver Gesellschafter Es muss nicht notwendigerweise die Füh- rung sein, die die Nachfolgegeneration im Familienunternehmen übernimmt. Verantwortung können Next Gens auch aus einer Beiratsposition oder als aktiver, kompetenter Gesellschafter tragen. Auch dann helfen Wissen, Erfahrung und Kompetenz dabei, seine Rolle erfolg- reich auszufüllen. „Ich merkte, dass die Geschäftsführung nicht der Platz ist, an dem ich das Beste für das Unternehmen leisten kann. Ich wollte die Rügenwalder Mühle hinsicht- lich ihrer künftigen Entwicklung und Stra- tegie viel lieber aus einer aktiven Eigen- tümerposition heraus steuern.“ (Gunnar Rauffus, Rügenwalder Mühle) 1/2021 Unternehmeredition | 25