Alternative Assetklassen: Whisky als „liquide“ Alternative?

Strafzinsen statt Festgeld, Einschränkung von Bargeld – und jetzt noch in den überkauften Aktienmarkt investieren? Die Alternativen zur Vermögensanlage schrumpfen. Doch wie in diesen Zeiten die Inflation besiegen und gleichzeitig Risiken minimieren? Unternehmer hatten immer schon ein spezielles Faible für alternative Assetklassen. Warum also nicht auch einmal einen Blick auf Hochprozentiges werfen? Whisky, in die richtigen Flaschen investiert, stellt da rein statistisch ein lukratives Investment dar. Trinken Sie noch oder investieren Sie schon? Von Michael Berkholz

Oldtimer für sonnige Momente

Alte Autos sind definitiv ein Hingucker. Hier bekommen Sie noch etwas für Ihr Geld. Allerdings ist so ein Investment mit einigen Haken verbunden: Sie brauchen das nötige Spielgeld; erst ab 100.000 Euro ist ein Einstieg sinnvoll. Des Weiteren geht es hierbei mehr um die Wertstabilität als um echte Rendite. 2016 sank der „Oldtimerindex“ sogar. 2017 war ein kleines Plus von drei Prozent zu verzeichnen. Wenn Sie jetzt jährliche Kosten von rund vier Prozent des Warenwerts abziehen, macht diese Anlageform auf dem Papier schon weniger Spaß, denn Versicherung, Wartung, Garagenmiete, Steuern und Reparaturen sind in dieser Preisklasse selten günstig. Unter dem Strich haben Sie also ein fantastisches Auto in der Garage stehen, können sich daran erfreuen und erwirtschaften im Idealfall vielleicht noch ein oder zwei Prozent Rendite im Jahr. Fazit: Definitiv etwas für Liebhaber, und an einem Sonntag bei strahlendem Sonnenschein lässt sich der besondere Moment in Zahlen nicht beschreiben. Sie kaufen sich damit also auch Lebensqualität und einmalige Erlebnisse – und neidische Blicke der anderen Autofahrer. Für viele bereits eine ausreichende Rendite!

Kunst für soziale Kontakte in einer neuen Welt

Für Kunst braucht es immer zwei: Einen, der sagt, was Kunst ist, sowie einen Gegenpart, der das glaubt. Deshalb kann man sich offiziell über Kunst auch nicht streiten. Wenn Sie sich in eine Skulptur oder ein Gemälde verlieben und es perfekt in ein Zimmer passt, warum sollten Sie dann keine 50.000 Euro ausgeben? Oft gewinnt das Objekt im Laufe der Zeit auch an Wert, doch ähnlich wie bei Oldtimern geht es hier in erster Linie oft gar nicht um den nackten Profit. Sie haben schließlich etwas in den eigenen vier Wänden, an dem Sie sich jederzeit erfreuen können. Wenn Sie sich mehr auf das Thema einlassen, wird sich Ihnen auch ein neuer gesellschaftlicher Kreis erschließen. Neue Kontakte und Einblicke können schon Ertrag genug sein.

Natürlich sind auch immer wieder verrückte Geschichten zu vernehmen, wie zuletzt in Miami. Dort hat der Künstler Maurizio Cattelan eine Banane an eine Wand geklebt. Die Kreation wurde auf der Messe Art Basel für 120.000 US-Dollar verkauft. Doch achten Sie beim Kauf darauf, wie sicher Ihre Kunst tatsächlich ist – die Banane wurde bereits Tage später vom Aktionskünstler David Datuna vor laufender Kamera gegessen …

Whisky als neue Assetklasse?

Zugegeben: Hochprozentiges als alternative Assetklasse zu bezeichnen ist noch etwas weit gegriffen. Doch für Kenner, Händler und Sammler ist Whisky längst kein Geheimtipp mehr: Japaner, Schweden und Franzosen haben im letzten Jahrzehnt vorgemacht, wie die Herstellung von Premiumwhisky mit exorbitanten Wertsteigerungen einhergehen kann. Spannend wird das Thema, da sich gerade im eigenen Lande ziemlich was „zusammenbraut“. Nach den ersten Erfolgen der Slyrs-Whiskys vom bayerischen Schliersee und dem generellen Trend zur Whisky-Destillation bei kleineren Schnapsherstellern hat im beschaulichen Rüdenau – eine Autostunde von Frankfurt entfernt – erst vor wenigen Jahren die Destillerie St. Kilian den Betrieb aufgenommen. Seit Mai 2019 gibt es die ersten waschechten Single Malts der bereits größten Whiskydestillerie Deutschlands! Mit original schottischen Kupferbrennblasen und jahrhundertealtem irisch-schottischen Herstellungsverfahren ist man gerade darin begriffen, sich als Premiumhersteller zu etablieren. Deutsches Braumalz und Torfmalz von den schottischen Highlands sind hierbei die Zutaten.

Wertentwicklung im Premiumsegment

Die Preise im Premiumsegment steigen, und das schon seit vielen Jahren – gerade die Preise für alte und seltene Whiskys, die bereits einige Jahre im Keller lagern. Dabei sind Herstellung, Herkunft, aber auch die Anzahl der gewonnenen Preise entscheidend. Abbildung 1 zeigt den Rare Whisky Apex Index. In diesem werden die seltensten 100, 250 und 1.000 Whiskys der Welt erfasst.

Alle drei Indizes haben seit 2010 eine Wertsteigerung von über 550 Prozent hingelegt! Da können Oldtimer, Kunstobjekte und Immobilien in der Breite nicht mithalten.

Doch in der Praxis ist es natürlich schwer, gerade die seltensten Whiskys der Welt zu annehmbaren Preisen zu kaufen und daraus auch noch ein „Portfolio“ zu bilden, das dann einen mindestens sechsstelligen Wert verkörpert. Wer über ein Vermögen von 5 Mio. Euro verfügt und 0,25 Prozent in Whisky anlegen wollte, müsste sich entsprechend ein Lager im Wert von 125.000 Euro zulegen. Wenn man von einem durchschnittlichen Literpreis von 250 Euro ausgeht (bei alten Whiskys keine Seltenheit), landet man immerhin bei bis zu 1.000 Flaschen (Flascheninhalt: mindestens 0,5 Liter) – die weder ohne Weiteres zu beschaffen noch einfach zu lagern sind. Es sei denn, man könnte sich beispielsweise ganze Whiskyfässer statt einzelne Flaschen kaufen…

Alternative Fassinvestment? Emotionale und finanzielle Rendite bei St. Kilian

Wie Whisky als Assetklasse funktionieren und neben der finanziellen auch eine emotionale Rendite möglich werden könnte, zeigt St. Kilian mit dem erst vor einem Jahr eingeführten Modell der „Private Casks“, die zwischen 25 und 30 Litern fassen und vom unternehmerisch agierenden Privatmann erworben werden können. Dazu ist auch die Rezeptur (mild oder rauchig) vom Käufer wählbar. Die Preise liegen bei 2.000 Euro (mild) bis 2.300 Euro (rauchig). Auch die Fassart lässt sich individuell auswählen. Im Angebot sind zum Beispiel Amarone-Fässer, ehemalige Rum-, Portwein- oder Sherryfässer. Je nach Wunsch bekommt der Whisky allein dadurch schon seine ganz eigene Note.

Die „Kleinfässer“ werden übrigens extra für St. Kilian hergestellt. Als Basis dienen dabei alte 200-Liter-Fässer, die entsprechend umgebaut werden. Sobald die Füllmenge abgefüllt wurde, wird das Fass mindestens drei Jahre eingelagert. Anschließend erfolgt die Abfüllung in meist rund 45 bis 55 Flaschen à 500 Milliliter. Diese gibt es mit einem einzigartigen Etikett, das selbst gestaltet werden kann. Ob im Namen der Firma für gute Geschäftskontakte, für private Anlässe wie Hochzeiten oder zur Geburt eines Kindes – es gibt immer einen Anlass für guten Whisky.

Warum 25-bis-30-Liter-Fässer – und wie sieht die Rendite aus?

Nun zum Clou der Geschichte: Dadurch, dass der Whisky nicht in einem 200-Liter-Fass – wie sonst üblich – gelagert wird, reift er deutlich schneller. Das ist zurück zu führen auf ein viel günstigeres Verhältnis von Oberfläche zu Volumen als bei großen Fässern. Es ist natürlich nicht empirisch zu bestimmen, aber ein drei Jahre alter Whisky aus einem 30-Liter-Fass weist laut Whiskykennern eine ähnliche Reife auf wie ein zehn oder zwölf Jahre alter Whisky aus einem 200-Liter-Fass.

Der Prozess wird beschleunigt; gleichzeitig gelangen Kunden an Mengen, die sie selbst auch leichter einlagern können. 50 Flaschen à 500 Milliliter – für die ist im Keller noch Platz, und einer Lagerung des kleinen „Schatzes“ über viele Jahre steht nichts im Wege. Die limitierten Fässer kosten ja zwischen 2.000 und 2.300 Euro, wie bereits oben erwähnt. Darin enthalten sind Lagerung für drei Jahre, Versicherung, Abfüllung, Etikettierung und alle anfallenden Steuern, also Mehrwert- und Alkoholsteuer – als Bonus inklusive natürlich auch eine Führung mit Verkostung im Fasslager bei St. Kilian. Der Whisky in den Flaschen verliert über die drei Jahre hinweg von seinen anfangs 63,5 Prozent Alkohol nur wenig. Das bedeutet am Ende einen Whisky mit rund 60 Prozent Alkohol in der Flasche. St. Kilian-Whisky hat bereits eine Reihe von Auszeichnungen gesammelt. Bei den World Whisky Awards 2018 wurde St. Kilian für sein Destillat („White Dog“) mit der Goldmedaille belohnt. Bei der IWSC – International World Spirits Competition in London – erhielt man die Silbermedaille (94 von 100 Punkten) für den ersten Whisky, die Signature Edition One, die im Mai 2019 heraus gebracht worden war.

Bei einem Preis von 2.300 Euro pro Fass und 50 Flaschen Endergebnis fielen also rund 46 Euro pro Flasche an – ein stolzer Preis, möchte man meinen, wirft man einen Blick ins Sortiment klassischer Spirituosenfachgeschäfte. Doch laut Investmentbanker Andreas Thümmler (siehe Interview), gleichzeitig passionierter Whiskysammler und Gründer von St. Kilian, werden zuweilen bereits frisch abgefüllte Flaschen bei Ebay für 70 Euro gehandelt. Es scheint also durchaus realistisch, mit einem Teil der Flaschenernte die ursprünglichen Kosten wieder hereinzuholen und mit dem Rest Spaß zu haben. Und: Wer mit stillem Wasser seinem Geschmack passend streckt, kann aus einer 500-Milliliter-Flasche am Ende auch 750 Milliliter ins Glas zaubern …

FAZIT

Es müssen nicht immer Aktien aus verschiedenen Sektoren, Edelmetalle, Immobilien und Anleihen sein. Wer als Unternehmer heutzutage sein Portfolio diversifiziert, greift auch immer mehr zu ungewöhnlichen Alternativen. Neben Uhren, Schmuck, Oldtimern oder Kunst erobert sich unter den „liquiden Wertgeneratoren“ neben Wein und Champagner auch Whisky immer mehr seinen Platz. Die Kombination aus Geldanlage und – gegenüber dem Wein zeitlich unlimitierten – Genuss ist beinahe einzigartig. St. Kilian bietet hier mit der Möglichkeit zum eigenen Fass Whisky eine hervorragende Gelegenheit, sich sein 25 bis 30 Liter fassendes Anlagevehikel selbst zu konfektionieren und nach Reifung – ebenfalls individuell steuerbar – in Flaschen abfüllen zu lassen. Wer einen Schritt weiter geht und das Beispiel im Text mit den 1.000 Flaschen Whisky-Investment erfüllen will, müsste bei St. Kilian rund 20 Fässer erwerben (Preis rund 40.000 Euro)… Auf jeden Fall: Mit 50 Flaschen als kleinen Schätzen im Keller und ab und an auch zum Verschenken oder Selbstgenießen, ist bereits das einzelne eigene Fass Whisky eine geniale Idee. Wer gerne Single Malt trinkt und dazu noch ein krisensicheres Investment sucht, ist bei Whisky durchaus gut aufgehoben. Gegebenenfalls kommt in ferner Zukunft auch eine strukturierte Vermögensanlage in Whisky als Teil der Allokation in Alternatives infrage.

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