„Aktuell gibt es viele Trends, die Private Equity weiter befeuern“

Interview mit Dr. Sven Oleownik, Partner bei Emeram Capital Partners

Foto: © Parradee _AdobeStock

Das Portfolio von Emeram Capital Partners hat sich im vergangenen Jahr entgegen dem rückläufigen Trend gut entwickelt. Verzeichnet wird ein Wachstum von 15% gegenüber dem Vorjahr. Alle Unternehmen lagen im Plan oder darüber. Als Business Development Partner fördert die Beteiligungsgesellschaft deren langfristiges Wachstum mit Kapital und Kow-how. Wir sprachen mit Dr. Sven Oleownik, Partner bei Emeram Capital Partners.

Unternehmeredition: Herr Oleownik, das vergangene Jahr sah einen leichten Rückgang im deutschen Beteiligungsvolumen. Wie blicken Sie bei Emeram auf das Jahr 2022 zurück?

Dr. Sven Oleownik: Bei uns ist es gut gelaufen, aber man muss berücksichtigen, dass wir in einem Marktsegment mit mittelständischen Unternehmen unterwegs sind, wo wir mehrheitlich 15-60 Mio. EUR, in Ausnahmefällen bis 100 Mio. EUR, an Private-Equity-Mitteln investieren, d.h. es sind meistens Unternehmensgrößenklassen, die ab 5 Mio. EUR EBITDA aufwärts erwirtschaften. Und da gibt es einfach noch relativ viele. Der Einbruch hat unserem Gefühl nach eher in größeren Unternehmensklassen stattgefunden. Hinzu kommt, dass in dem Growth-/Buyout-Segment, in dem wir tätig sind, zahlreiche Unternehmen ihre Chance wahrnehmen möchten, zu wachsen und auf das nächste Level zu kommen, gerade wenn der Wettbewerb etwas schwächelt. Wir haben deshalb, was die Attraktivität des Dealflows anbelangt, keinen Einbruch gespürt. Zu unserem Portfolio zählen durchweg Unternehmen, die bei ihrem Wachstum durch einen underlying Trend unterstützt werden, von dem sie profitieren. Unser Portfolio hat sich dementsprechend sehr gut entwickelt. Natürlich gab es vorübergehend Schwierigkeiten, wie beispielsweise gestiegene Energiekosten oder gestörte Lieferketten, aber darauf wurden Antworten gefunden, sodass die Unternehmen wieder auf Plan gebracht werden konnten oder sogar in Summe darüber liegen.

Sie sprachen von den underlying Trends, die sich günstig auf die Entwicklung ihrer Portfoliounternehmen auswirken. Vielleicht können Sie uns das kurz näher erläutern.
Ich gebe Ihnen mal ein paar Beispiele: Wir investieren zum einen in Unternehmen aus dem Consumerbereich.  Zum Beispiel sind wir am Foodunternehmen frostkrone investiert, das frozen fingerfood liefert. Das sind Trends wie Convenience, wo man zu sehr attraktiven Preisen, meist als Handelsmarken für die Lebensmittelhändler oder im Discount, d.h. also auch in attraktiven Vertriebskanälen, unterwegs ist, sodass sich das Unternehmen sehr gut entwickelt. Unser zweites Unternehmen im Consumerbereich ist Boards & More. Es gibt seit Corona weiter den Trend, dass die Menschen Sport treiben, und zum Sport kommt das Thema Outdoor hinzu, in unserem Fall Wassersport. Als Marktführer können wir sehr viel in die Forschung und Entwicklung investieren. Und damit schaffen wir es, in einen Wachstumsmarkt auch noch hochattraktive Produkte zu liefern, die auf eine hohe Nachfrage stoßen. Anderes Beispiel Sofatutor: Man braucht nur die Zeitungen aufzuschlagen, um zu sehen, dass wir mit unserem Angebot auf einen massiven Trend reagieren. Es gibt Probleme mit Lehrkräften und ausfallenden Stunden sowie erhöhten Druck auf die Schüler. Eltern sind deshalb immer mehr dazu bereit, Geld für eine Plattform auszugeben, über die ihre Kinder den Lehrstoff beliebig häufig nachvollziehen, einüben und auf Arbeitsblättern testen können. Unser Portfoliounternehmen Init berät Public-Services-Unternehmen bei der Digitalisierung, auch hier sind wir mitten in einem Trend, Stichwort E-Government.

Wie unterstützen Sie als Investitionsgesellschaft das Wachstum Ihrer Portfoliounternehmen?
In erster Linie sind wir Kapitalgeber fürs Wachstum. Wir schauen uns gemeinsam mit dem Management an, welche Pläne sie haben, auf welches Niveau sie das Unternehmen bringen wollen, was die nächsten Schritte und welche Wachstumsrouten umsetzbar sind: Internationalisierung, Zukäufe und ähnliche Dinge. Und überlegen uns auf der Basis dann erstmal eine Kapitalstruktur, die flexibel genug ist, um zum einen den gesetzten Plan zu erreichen und zum anderen darauf reagieren zu können, falls sich die Dinge verzögern oder beschleunigt werden können.

Im zweiten Schritt verstehen wir uns als Sparringspartner, d.h. die Manager führen ihr Unternehmen selbst und treffen die Entscheidungen, aber viele Entscheidungen wollen auch gut reflektiert werden. Wenn Sie häufig in rasantem Tempo wachsen, dann müssen Sie, um lieferfähig zu bleiben und Kunden weiter zufriedenzustellen, die Organisation vorwegnehmen, insbesondere wenn diese noch auf IT-Basis steht, d.h. die Organisation muss proaktiv vor der Businessplanung skalieren. Und das in zahlreichen Facetten, d.h. Prozesse müssen verändert werden, die richtige IT muss implementiert, das geeignete Personal gefunden und die Attraktivität als Arbeitgeber durch Incentive-Modelle erhöht werden usw. Wir haben viel Erfahrung darin, diese Fragen gemeinsam zu beantworten, Analysen zu machen und zu unterstützen, wo und wie man in der Zukunft Marktanteile gewinnt und wachsen kann.

Was ist derzeit die größte Herausforderung in Ihrem Geschäft?
Es gibt nicht die eine große Herausforderung, im Grunde genommen ist es ein ganzer Strauß an Themen, mit denen man sich immer wieder beschäftigen muss. Anders ausgedrückt: Der Radarschirm hat immer mehr Flugzeuge und Wettereinflüsse. Da ist der Ukrainekrieg, der Konflikt mit China um Taiwan, Türkei, Flüchtlingskrise, Zusammenhalt in Europa, Währungsstabilität usw. Der Facettenreichtum der Themen, die man auf dem Radar haben muss, hat zugenommen. Insofern wird das Management komplexer und es wird wichtiger, dass man das Management und die Steuerungsinstrumente weiter professionalisiert. Es wird wichtiger, dass man auch von der Finanzierungsstruktur her flexibler ist. Dinge können sich verändern, verzögern, beschleunigen etc., d.h. agil zu sein ist für uns immer wichtiger geworden. Und deshalb muss man auch immer mehr darauf setzen, dass man über gute Leute verfügt, die auch die Kompetenz und die Konfidenz haben, dass man die Dinge mit seinem Team erfolgreich hinbekommen kann.

Wie ist das neue Jahr für Sie gestartet und wie sieht Ihr Ausblick aus?
Wir sind gerade dabei, unseren neuen Fonds aufzulegen und haben dort bereits drei Investments getätigt. Diese drei Unternehmen, Init, Boards & More und Adler, laufen alle außerordentlich gut. Adler, ein Unternehmen, das Installationen für die Photovoltaik fertigt, ist erst Anfang des Jahres neu hinzugekommen. Es wächst irrsinnig schnell, und wir haben eine ewig lange Pipeline an Unternehmen, die wir hinzukaufen können, insofern schauen wir uns den Dealflow weiter an. Wir haben ein weiteres Unternehmen, mit dem wir Richtung Signing laufen. Darüber hinaus sprechen wir mit unseren Investoren und füllen unseren Fonds weiter auf mit dem Ziel, diesen noch in diesem Jahr abzuschließen.

Wir sind überzeugt, dass es aktuell viele Trends gibt, die Private Equity in Zukunft weiter befeuern können. Wir hatten lange stabile Rahmenbedingungen. Dann kamen Corona und die Ukraine, und diese Entwicklungen haben viele Unternehmer verunsichert. Um nachts besser schlafen zu können, möchten viele ihr Vermögen lieber diversifizieren. Außerdem suchen sie Partner, die ihnen Know-how an Bord bringen und sie dabei unterstützen können, die Dinge voranzutreiben. Viele Unternehmen wollen zudem die Chancen nutzen, sich vom Wettbewerb abzuheben. Dafür müssen sie mehr Geld investieren, aber die Banken sind eher restriktiver geworden und verlangen zusätzliche Sicherheiten. Das bringt die Unternehmen ebenfalls dazu, sich verstärkt alternative Partner zu suchen. Für 2023 sind wir deshalb auch sehr positiv.


ZUR PERSON

Dr. Sven Oleownik

Dr. Sven Oleownik,
Partner,
Emeram Capital Partners
sven.oleownik@emeram.com
www.emeram.com

 

 

 

 

Dieser Beitrag ist Mitte Mai in unserem Spezial “Investoren im Mittelstand” erschienen.

Autorenprofil

Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Wirtschaftsjournalismus und in der PR.

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