Zahl der Firmenpleiten weiterhin hoch

Insolvenz
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Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften im Januar bleibt auf einem unverändert hohem Niveau. Das zeigt die aktuelle Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Laut IWH-Insolvenztrend liegt die Zahl der Insolvenzen fast 40% höher als im Vorjahr und knapp 20% über dem Januar-Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019, also vor der Corona-Pandemie. Die Analyse des IWH zeigt weiterhin, dass in den größten 10% der Unternehmen, deren Insolvenz im Januar gemeldet wurde, rund 14 000 Arbeitsplätze betroffen waren. Die dem Insolvenzgeschehen vorlaufenden IWH-Frühindikatoren hätten im Januar den dritten Monat in Folge einen neuen Höchststand erreicht.

Eine der möglichen Erklärung für die hohen Zahlen seien die Staatshilfen während der Corona-Pandemie.  „Das Insolvenzgeschehen bleibt dynamisch und wird sich auch in den nächsten Monaten nur in Richtung weiter steigender Zahlen entwickeln“, sagt Steffen Müller, Leiter der IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität sowie der dort angesiedelten Insolvenzforschung. Neben den aktuell schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingen dürfte dabei auch eine Rolle spielen, dass die Corona-Hilfen häufiger an Unternehmen gezahlt wurden, die schon vor der Krise unproduktiv waren. Das habe zu sehr niedrigen Insolvenzzahlen während der Pandemie beigetragen. Diese Hilfen müssen jedoch nun in einem anhaltend schwierigen Umfeld zurückgezahlt werden. „Es verwundert nicht, dass das viele schwächere Unternehmen überfordert“, sagt Müller. „Die hohen Insolvenzzahlen heute sind zum Teil ein Nachholeffekt der Staatshilfen während der Corona-Pandemie.“

Hohes Risiko für Rezession in vielen Ländern

Wirtschaftsexperten aus aller Welt halten das Risiko einer Rezession in vielen Ländern bis Ende 2024 für beachtlich. In Europa gelte das insbesondere für Deutschland, das Vereinigte Königreich und die Niederlande sowie für die Ukraine. Das geht aus dem Economic Experts Survey hervor, einer vierteljährlichen Umfrage des ifo Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik. „Geopolitische Ereignisse mit 43% und Energiepreise mit 33% der Antworten nennen die Experten als Hauptfaktoren für die erhöhten Rezessionswahrscheinlichkeiten“, sagt ifo-Forscher Philipp Heil.  Etwas weniger besorgt sind die Befragten in anderen europäischen Volkswirtschaften, wie der Schweiz , Irland, Spanien, Frankreich, Italien, Österreich oder Belgien. Nicht tragbare öffentliche Finanzen und politische Instabilität spielen laut den Expertinnen und Experten auch eine wichtige Rolle. Während in Deutschland vor allem geopolitische Ereignisse und Energiepreise mit jeweils über 50% der Antworten dominieren, äußern Befragte in Frankreich hauptsächlich Bedenken hinsichtlich der Geldpolitik. „Die Ergebnisse verdeutlichen, dass nach der Covid-19-Pandemie nun neue globale Konflikte die entscheidenden Unsicherheitsfaktoren für die Wirtschaftsentwicklung von Ländern darstellen“, sagt ifo-Forscher Timo Wochner.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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