Eigenverwaltung in Rekordzeit

99 Tage – so wenig Zeit lag zwischen Stellung des Insolvenzantrags und einstimmiger Zustimmung der Gläubiger zum Insolvenzplan der FTI-Group aus Brandenburg. Eine gute Vorbereitung, Insolvenzplanerfahrung des Teams und die frühe Einbindung eines Investors waren Schlüsselfaktoren für ein kurzes und erfolgreiches Sanierungsverfahren.

Die FTI-Group mit Hauptsitz in Wildau/Berlin und Standorten in Bremen und Hamburg ist ein Spezialist für Systementwicklungen und hochqualifizierte Ingenieurleistungen für die internationale Luftfahrtindustrie. Im Sommer 2013 – nach vielen guten Jahren – hatte es FTI kalt erwischt: Ungünstige Zahlungsbedingungen im Projektgeschäft und die Verzögerung eines Großauftrags führten zu einer Liquiditätskrise, die nur mit Hilfe der Banken zu stemmen war. Die Hausbanken zeigten sich in der Situation überfordert und ein Insolvenzantrag stand bevor. Was tun?

Vorinsolvenzphase

Die Sanierungsberatung MPI Managing Partner & Investor (MPI) wurde vom Unternehmen eingeschaltet und eine erste unmittelbare Prüfung ergab: Für ein Schutzschirmverfahren war es zu spät. Die einzig praktikable Lösung war die Eigenverwaltung nach § 270a InsO mit Insolvenzplan. Die Mandatierung umfasste die Vorbereitung des Verfahrens und Erarbeitung des Insolvenzplans, Stellung des Chief Restructuring Officer (CRO) und federführende Begleitung der FTI in allen Phasen des Verfahrens – bis zu dessen Aufhebung. Ergänzt wurde dieses umfängliche Mandat durch die Beauftragung der MPI als M&A-Advisor.

Die Rahmenbedingungen für FTI und MPI waren nicht einfach, da die Großkunden im Projektgeschäft ein Verfahren nach dem Motto „clean it, fix it, heal it – aber bitte schnell!“ erwarteten, d.h. der Faktor Zeit war für das Verfahren erfolgskritisch. Darüber hinaus stand der Unternehmer und Kopf der FTI-Group bei den Banken in persönlicher Haftung und fiel somit als finanziell belastbarer Financier des Plans aus. Der parallele Abschluss des M&A-Prozesses war für den Erfolg des Planverfahrens somit ein weiterer kritischer Erfolgsfaktor.

Vorläufiges Verfahren

Vier Wochen nach Mandatierung der MPI hat FTI am 12. September beim AG Cottbus Insolvenzantrag mit Vorlage eines Insolvenzplans und Antrag auf Eigenverwaltung gestellt. Der von FTI vorgeschlagene präsumtive Gläubigerausschuss hat die vorläufige Eigenverwaltung unterstützt und mit einstimmigem Votum Dr. Jürgen Blersch als vorläufigen Sachwalter vorgeschlagen. Das Gericht ist den Empfehlungen gefolgt. Parallel zur Anordnung der vorläufigen Eigenverwaltung wurde Peter Reinhardt als CRO und zusätzlicher Geschäftsführer der FTI vom Gesellschafter bestellt.

Bereits zwei Wochen später wurde im Auftrag des Gesellschafters ein strukturierter Investorenprozess mit internationaler Ausrichtung durch MPI aufgesetzt. Zielvorgabe war, das Insolvenzplanverfahren durch einen neuen Kapitalgeber abzusichern und die Transaktion erfolgreich abzuschließen, bevor über den Plan abgestimmt wird.

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