Mitarbeiterbeteiligung wirkt!

Empirische Forschung und Unternehmenspraxis liefern positive Ergebnisse

Mitarbeiterbeteiligung schafft ­eine Win-win-Situation für die Mitarbeiter und das Unternehmen - eine Reihe von Studien belegt das.
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Bei der Einführung eines Kapitalbeteiligungsprogramms für die Mitarbeiter wird auch
die Frage nach deren Auswirkungen gestellt. Auch wenn die meisten ­Unternehmen
die Mitarbeiterbeteiligung jenseits von finanziellen Überlegungen für „eine gute Sache“
halten, ist diese Frage angesichts der Kosten für die Zuwendungen des Unternehmens und für die Ausschüttung von Zinsen oder Dividenden berechtigt.

Mitarbeiterbeteiligung schafft ­eine Win-win-Situation für die Mitarbeiter und das Unternehmen − so das zentrale Argument: Mit­arbeiter als Miteigentümer erfahren Wertschätzung, profitieren am Erfolg der gemeinsamen Arbeit und be­kommen Zugang zu einer rendite­starken Anlageform für ihren Ver­mögensaufbau. Die Unternehmen ­wiederum erzeugen durch die Ausgabe von Aktien oder die Einrichtung einer stillen Beteiligung mehr Motivation, verbessern ihre Performance und bilden Eigenkapital.

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Während die monetären Auswir­kungen im Hinblick auf den Vermögensaufbau der Mitarbeiter und die Kapital­ausstattung des Unternehmens für beide Seiten eindeutig berechnet werden können, sind die Auswirkungen auf die Motivation und das Enga­gement der Beschäftigten und ins­besondere auf Per­formance, Pro­duk­tivität und Profitabi­lität nicht so einfach zu messen beziehungsweise einzelnen Einflussgrößen zuzuschreiben. Was lässt sich also über die Vorteile der Mitarbeiterkapital­beteiligung sagen? Gibt es dafür eine empirische ­Evidenz? Die Antwort ist ein eindeu­tiges Ja.

Studien belegen steigende Produktivität und Performance

Zusammengefasst seien hier einige­ ­Beispiele beziehungsweise Studien benannt, die sich diesen Fragen widmen.

• Im angelsächsischen Raum befasst sich die empirische Wirtschaftsforschung seit Langem intensiv mit der Frage der Gestaltung der Arbeitsbeziehung in Unternehmen und mit den Auswirkungen auf die Produk­tivität. Einer Vielzahl von Studien sehr renommierter Ökonomen zu­folge erhöhen erfolgsabhängige Vergütung plus Mitarbeiterkapitalbeteiligung sowie weitgehende Partizipation der Beschäftigten in ihrem Arbeitsumfeld die Produktivität in signifikantem Ausmaß.

• Der Produktivitätsvergleich zeigt auch für Deutschland eindeutige Ergebnisse: Zum Beispiel kommt eine Studie des IAB 2001 zu dem Schluss, dass die durchschnittliche Wertschöpfung pro Beschäftigtem in Beteiligungsbetrieben um nahezu 50% höher war als in vergleichbaren Unternehmen ohne Mitarbeiterbeteiligung.

• Mit einer groß angelegten Untersuchung bei Siemens konnte eine Studie der Universität Göttingen zeigen, dass Mitarbeiter als Miteigentümer wesent­lich engagierter und motivierter sind, positive Effekte auf die „individuelle und organisationale Performance“ ­erzeugen und die Fluktuation senken.

• Eine Studie des Bundesverbands Mitar­beiterbeteiligung – AGP und der PFH Privaten Hochschule Göttingen zeigt, dass 82% der befragten Mitgliedsunter­nehmen eine erhöhte Leistungsbereitschaft der „Miteigentümer“ erwar­ten, 80% eine höhere Arbeitgeber­attraktivität und 72% ein besseres Kostenbewusstsein (siehe Grafik). A.T. Kearney und AGP haben zudem gezeigt, dass alle Unternehmen, die ein Beteiligungsprogramm eingeführt haben, letztlich gute oder sehr gute Erfahrungen damit gemacht haben.

FAZIT

Die empirische Forschung und die Erfahrungen aus der Unternehmenspraxis kommen zu eindeutigen Ergebnissen. Es bleibt die Frage, ob man tatsächlich die richtige Ursache für besagte Vorteile gemessen hat. Möglicherweise weisen die erfolgreichen Unternehmen noch andere Merkmale auf, die tatsächlich erfolgsrelevant sind. Dieses „Henne-­Ei-Problem“ wird man kaum lösen. Es bleibt die Feststellung: Finanzielle Mitarbeiter­beteiligung, Teilhabe der Beschäftigten an den innerbetrieblichen Prozessen und Entscheidungen sowie eine partnerschaftliche Unternehmenskultur machen Unternehmen erfolgreicher und sind zugleich Merkmale erfolgreicher Unternehmen.


ZUR PERSON

Dr. Heinrich Beyer

Dr. Heinrich Beyer ist seit 2006 ­Geschäftsführer des Bundesverbands ­Mitarbeiterbeteiligung – AGP in Kassel. Er ist Autor beziehungsweise Co-Autor vielfältiger Publikationen zu den ­Themen Unternehmensführung und Mitarbeiterbeteiligung.

www.agpev.de

 

Der Beitrag ist in der Unternehmeredition 1/2022 erschienen.

Autorenprofil
Dr. Heinrich Beyer

Dr. Heinrich Beyer ist seit 2006 Geschäftsführer des Bundesverbands Mitarbeiterbeteiligung – AGP in Kassel. Er ist zusammen mit Hans-Jörg Naumer Herausgeber des Bandes „CSR und Mitarbeiterbeteiligung“.

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