Alternative Buyout-Finanzierungen auf dem Vormarsch

Für Akquisitionsfinanzierungen im Mid-Cap-Segment steht viel Liquidität zur Verfügung. Durch strengere Eigenkapitalvorschriften könnte die Kreditbereitschaft der LBO-Banken in Deutschland für Transaktionen jedoch signifikant abnehmen. In diese Finanzierungslücke können dann Private-Debt-Fonds treten.

Im laufenden Jahr wird das Buy-out-Geschäft stark durch größere Transaktionen im Milliardenbereich geprägt, wie die Beispiele CeramTec, Douglas oder Springer Science eindrücklich belegen. Dagegen haben im Mid-Cap-Segment bisher nur relativ wenige Deals stattgefunden. Daher stellen wir nach wie vor ein großes Interesse an Akquisitionsfinanzierungen bei jenen Banken fest, die sich hierzulande gerade auch auf eher mittelgroße Finanzierungen in einer Bandbreite von 20 bis 100 Mio. EUR fokussieren. Hierzu zählen etwa Commerzbank, DZ Bank, IKB und ausgewählte Landesbanken, aber auch ausländische Institute wie KBC, NIBC oder GE Capital.

Doch trotz der erfreulichen Liquidität im Markt gehen die Banken von Fall zu Fall zunehmend selektiver vor. Während bei einigen, insbesondere größeren, Unternehmen ein besonders starkes Interesse bei nahezu allen aktiven Häusern existiert, werden andere Situationen nahezu von allen gemieden. Insbesondere konjunkturabhängige Firmen wie Automobilzulieferer oder Chemieunternehmen mit Investitionsstau, einer geringen Cash Conversion und Klumpenrisiken im Kundenportfolio werden deutlich kritischer gesehen.


Problem Bankenfinanzierung

In den nächsten Jahren stehen die europäischen Geschäftsbanken vor großen Herausforderungen: die strengeren Eigenkapitalvorschriften Basel III, die spätestens im kommenden Jahr anzuwenden sind, werden vielerorts eine größere Kernkapitallücke aufdecken. Als Konsequenz werden viele Institute bei ihrem Neugeschäft abrupt auf die Bremse treten müssen bzw. ihre existierenden Portfolien einer kritischen Durchsicht unterziehen. Nicht von ungefähr beschwören Branchenexperten eine gewisse Kreditklemme herauf. So hat die Deutsche Bank im April eine milliardenschwere Kapitalerhöhung durchgeführt, um auf diesem Wege ihre Kapital-Ratios zu verbessern. Viele der heute aktiven LBO-Banken werden sich künftig bei der Allokation neuer Risikoaktiva wahrscheinlich vermehrt auf das klassische deutsche Firmenkundengeschäft konzentrieren und damit zwangsläufig ihr Buy-out-Geschäft herunterfahren müssen.

Angesichts dieses Szenarios stellt sich für die Private-Equity-Branche die Frage, inwieweit die im Segment LBO-Finanzierung aktiven Kreditinstitute auch künftig zuverlässige Finanzierungsquellen darstellen. Schließlich ist für Finanzinvestoren der Zugang zu Leverage von großer Bedeutung, um bei M&A-Auktionen wettbewerbsfähige Preise bieten zu können. In diese von uns erwartete Finanzierungslücke können dann spezialisierte Private-Debt-Fonds stoßen, die herkömmliche Finanzierungsstrukturen aus Senior Loan und teilweise Nachrangkapital ablösen.

Debt Fonds bieten als alleinige Arrangeure mit ihren sogenannten Unitranchen sehr flexible Finanzierungslösungen an. Meist weisen die Finanzierungen eine geringere oder gar keine Regeltilgung und im Gegenzug eine höhere Endfälligkeit auf; entsprechend erlaubt dies eine höhere Verschuldung, da der Schuldendienst während der Laufzeit geringer ausfällt. Ein weiterer Vorteil gegenüber der traditionellen Bankenfinanzierung besteht gerade bei M&A-Auktionsprozessen in der Schnelligkeit der Kapitalbeschaffung. Während Banken immer komplexere und zeitraubende Prüfungs- und Genehmigungsprozesse durchlaufen müssen, sind die Debt Fonds in der Lage, sich nach einer gründlichen Due-Diligence-Prüfung relativ kurzfristig zu entscheiden. Ein weiterer Vorteil ist, dass solche Finanzierungen in der Regel mit einem 100%-igen Underwrite versehen sind, während für eine klassische LBO-Finanzierung Club-Deals mit zwei oder mehr Banken die Regel sind.

Wie zu erwarten, sind mit Unitranchen aber auch gewisse Nachteile verbunden. Obwohl auch diese Kredite in der Regel eine erstrangige Besicherung haben, sind sie mit ca. 700–800 Basispunkten deutlich teurer als herkömmliche LBO-Finanzierungen. Zudem ist mit hohen Vorfälligkeitsentschädigungen oder sogenannten Non Call Periods in den ersten Jahren der Kreditlaufzeit zu rechnen.


Fazit:

In jüngster Zeit strecken Debt Fonds in Deutschland vermehrt ihre Fühler aus, um passende Investitionssituationen aufzuspüren. Adressen wie etwa Ares Capital, BlueBay, LFPI, oder Partners Group verfügen über umfangreiche Mittel, die in deutsche Mid Caps angelegt werden sollen. Während in den USA die Debt Fonds bereits heute einen Marktanteil von über 70% bei Buy-out-Finanzierungen aufweisen, erwarten wir hierzulande für Unitranchen einen Marktanteil von immerhin 15 bis 20%.

Autorenprofil

Dr. Michael R. Drill ist Vorstandsvorsitzender der Lincoln International AG, einem auf M&A-Beratung spezialisierten Beratungshaus mit weltweit etwa 300 Mitarbeitern. Dominik Spanier ist Managing Director und Head of Debt Advisory bei der Lincoln International AG. In dieser Funktion berät er zusammen mit seinem Team Unternehmen und Investoren bei Refinanzierungs- und Akquisitionsfinanzierungen. www.lincolninternational.de

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