„Wir streben grundsätzlich Partnerschaften mit Unternehmern an“

Interview mit Ulrich Mogwitz, Patrimonium Asset Management AG

Foto: © Getty Images / Patrimonium

Patrimonium hilft mit seinen Private-Equity-Beteiligungen mittelständischen Unternehmen dabei, den nächsten Wachstumsschritt zu machen. Im Fokus sind dabei etablierte Geschäftsmodelle, die von langfristigen Trends profitieren. Wir sprachen mit Ulrich Mogwitz über den Investitionsansatz von Patrimonium, typische Beteiligungskandidaten, die Rolle von Branchenexperten und darüber, wie sich Transaktionen im aktuellen Marktumfeld gestalten.

Unternehmeredition: Herr Mogwitz, wie ist Patrimonium aufgestellt?

Ulrich Mogwitz: Patrimonium ist ein eigentümergeführter Investmentmanager in der Schweiz, der sich auf nicht liquide Investitionen, also Privatmarktinvestitionen fokussiert. Angefangen haben wir mit Immobilieninvestitionen, vor allem in der Schweiz. Angesichts unserer Erfolge in dieser Assetklasse für unsere zumeist institutionellen Investoren haben wir unser Angebot im Laufe der Zeit ausgeweitet. Heute sind wir aktiv in den Bereichen Real Estate, Private Credit, Infrastruktur und Private Equity. Das sind die vier dominantesten nicht-liquiden Assetklassen. Sie ermöglichen auch eine Diversifizierung zwischen den unterschiedlichen Vermögensgegenständen bei unterschiedlichen Marktentwicklungen.

Wie sieht der Investitionsansatz bei Private Equity aus?

Foto: © Patrimonium

Wir streben grundsätzlich Partnerschaften mit Unternehmern und Unternehmen an, die nicht schon mehrfach in der Hand von institutionellen Investoren gewesen sind. Wir zielen auf Unternehmen, die vor der Herausforderung stehen, eine nächste Entwicklungsstufe zu erreichen. Da geht es zum Beispiel darum, neue Märkte zu erschließen, Managementstrukturen einzuziehen, das Finanz- und Rechnungswesen zu professionalisieren und die Unternehmen damit in die Lage zu versetzen, Bankfinanzierungen aufzunehmen. Wir gehen in der Regel Mehrheitspositionen ein, nehmen aber keinen Einfluss auf das operative Tagesgeschäft. Da setzen wir auf die Unabhängigkeit unserer Managementteams. Aber wir begleiten das Unternehmen aktiv bei der Umsetzung von Wachstumsstrategien, die wir vorher gemeinsam mit dem Management und unseren Mitgesellschaftern definiert haben.

Wer sind die Mitgesellschafter?

Das sind jeweils erfahrene Branchenkenner, die ihre Expertise in ein Unternehmen einbringen. Sie werden am Unternehmen beteiligt, damit sie auch an dem gemeinsam geschaffenen Wert partizipieren können. Diese Experten begleiten das Management beim Aufbau von Strukturen, bei Umbauten der Organisation. Gerade wenn man Zukaufstrategien verfolgt, erfordert das oft neue Organisationsformen, in die die neuen Unternehmen integriert werden können.

Der Fokus liegt auf kleineren Unternehmen?

Wir sind im unteren Mittelstand aktiv – das heißt, wir investieren in profitable und etablierte Unternehmen, die 15 Mio. bis 30 Mio. EUR Umsatz erzielen; gerne in Unternehmen, die in fragmentierten Märkten mit starken Wachstumsperspektiven aktiv sind. Durch Zukäufe und auch organisches Wachstum wollen wir diese Unternehmen dann zügig in eine Größenordnung von 50 Mio. EUR und mehr Umsatz entwickeln. Wir haben keinen dezidierten Branchenfokus. Uns interessieren Geschäftsmodelle, die von langfristigen Trends profitieren – beispielsweise Unternehmen, die einen Beitrag zur digitalen Transformation leisten oder sich mit dem soziodemografischen Wandel beschäftigen.

Wie kommen Sie zu den Transaktionen?

Als breit aufgestellter Investmentmanager profitieren wir dabei von unserem großen Netzwerk aus Unternehmern, Steuerberatern, Anwälten und M&A-Beratern. Wir tauschen uns auch innerhalb der verschiedenen Disziplinen bei Patrimonium aus. Ein Beispiel: Wenn man, wie wir, im Schweizer Immobilienmarkt sehr aktiv ist, kennt man auch die gesamte Baubranche sehr gut. Man erkennt Trends, weiß um die rechtlichen Gegebenheiten, hat tiefen Einblick in Geschäftsmodelle. Darüber hinaus spielen seit einiger Zeit strukturierte Verkaufsprozesse eine immer wichtigere Rolle. Die Branche ist sehr transparent geworden. Auch bei sehr kleinen Unternehmen ist es heute durchaus üblich, dass sich Unternehmer einen Berater an die Seite holen, der dann für einen gewissen Wettbewerb in diesen Verkaufsprozessen sorgt. Bei Zukäufen sieht es etwas anders aus: Da definieren wir schon bei der Unternehmensprüfung weitere Unternehmen, die gut zu einer neuen Beteiligung passen würden. Diese kontaktieren wir dann über einen M&A-Berater. Im besten Fall kennen unsere Manager die Unternehmer, die diese Unternehmen führen, und sprechen sie direkt an.

Gibt es vor dem Hintergrund der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage mehr Transaktionschancen, weil mehr Unternehmer aufhören wollen?

Das sehe ich nicht. Natürlich sind die letzten Jahre für Unternehmen unglaublich herausfordernd gewesen – aber dabei bieten sich immer auch neue Chancen. Ich glaube, gerade mittelständische Unternehmer zeichnet aus, dass sie immer in der Lage sind, flexibel auf neue Situationen zu reagieren, zum Beispiel neue Bezugsquellen zu finden, neue Absatzfelder oder neue Partnerschaften. Und was aus meiner Sicht zu einer größeren Bereitschaft führt, einen Partner wie uns mit an Bord zu nehmen, ist die zunehmende Maturität des Markts. Unternehmer kennen mehr und mehr Situationen, in denen ihre Kollegen, ihre Freunde oder ihre Wettbewerber erfolgreich mit Investoren wie uns zusammenarbeiten und dann typischerweise auch schneller profitabel wachsen. Das führt zu einer steigenden Bereitschaft, auch mit Finanzinvestoren zusammenzuarbeiten.

Lieber Herr Mogwitz, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Das Interview führte Bärbel Brockmann.

👉 Dieses Interview erscheint auch in unserem Spezial “Investoren im Mittelstand” 2025


ZUM INTERVIEWPARTNER

Foto: Patrimonium

Ulrich Mogwitz,

Managing Director,

Patrimonium Asset Management AG

Ulrich.mogwitz@patrimonium.ch

 

Autorenprofil
Bärbel Brockmann

Bärbel Brockmann ist eine freie Wirtschaftsjournalistin, die schwerpunktmäßig über Finanz-, Energie- und Immobilienthemen schreibt. Die frühere Leiterin des Düsseldorfer Korrenspondentenbüros der Nachrichtenagentur Reuters begann ihre berufliche Karriere bei einer großen Regionalzeitung.

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