Refinanzierungsdruck im DACH-Raum nimmt weiter zu

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Laut einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung AlixPartners sieht sich der DACH-Raum zunehmenden Refinanzierungsrisiken ausgesetzt. Zwar hätten leicht sinkende Zinsen zuletzt für moderate Entlastung gesorgt, doch neue Belastungsfaktoren, insbesondere durch US-Zölle, erhöhten den Druck auf exportorientierte Unternehmen deutlich. Seit Anfang 2025 gelten laut AlixPartners Importzölle in Höhe von 10% auf sämtliche EU-Waren, ergänzt durch gezielte 25%-Zölle auf Stahl, Aluminium und Automobile. Für viele Großunternehmen mit starker US-Marktausrichtung bedeute dies sinkende Umsätze und Margen – und damit erschwerte Rahmenbedingungen für anstehende Refinanzierungen.

Strukturelle Schuldenlast bleibt hoch

AlixPartners weist darauf hin, dass die Phase deutlich gestiegener Zinsen während und nach der Pandemie viele Unternehmen zu einer höheren Fremdfinanzierung gezwungen habe. Zwischen 2019 und 2024 sei das Volumen der Unternehmensschulden im DACH-Raum um 46% gestiegen – auf insgesamt über 2,3 Bio. EUR. Auch wenn sich die Zinslandschaft zuletzt stabilisiert habe, bleibe der Refinanzierungsbedarf hoch. Nach Angaben der Studie laufen zwischen 2025 und 2029 in Europa Unternehmensverbindlichkeiten im Umfang von 2,8 Bio.EUR aus – allein im DACH-Raum seien es mehr als 600 Mrd. EUR, davon rund 441 Mrd. EUR in Deutschland.

Nicht-geratete Unternehmen besonders gefährdet

Laut AlixPartners entfallen rund 70% dieser fälligen Verbindlichkeiten im DACH-Raum auf nicht-geratete Unternehmen. Diese hätten im aktuellen Kreditumfeld besonders geringe Chancen auf günstige Anschlussfinanzierungen. “Investment-Grade-Firmen” stünden mit einem Anteil von 26% etwas besser da, während “Non-Investment-Grade-Firmen” rund 4% der Volumina halten. In einem Umfeld restriktiver Kreditvergabe und wachsender Skepsis institutioneller Gläubiger erhöht sich laut AlixPartners die Gefahr, dass besonders mittelständische Unternehmen keine ausreichende Liquidität sichern können.

Die Studie zeigt zudem, dass klassische Finanzierungsquellen wie Schuldscheindarlehen, syndizierte Kredite oder Hochzinsanleihen weiter unter Druck stehen. Banken hätten laut AlixPartners erhebliche Abschreibungen – insbesondere im Immobiliensektor – hinnehmen müssen, was ihre Risikobereitschaft einschränke. Als Folge davon gewinne Private Debt an Bedeutung. Das Volumen europäischer Private-Debt-Fonds mit DACH-Fokus sei zwischen 2020 und 2024 von 36 auf 78 Mrd. EUR gestiegen. AlixPartners sieht darin ein Zeichen für die wachsende Rolle direkter Finanzierungsformen, die mehr Flexibilität und Geschwindigkeit versprechen – jedoch zu höheren Kosten.

Ertragslage belastet Kennzahlen

Obwohl laut Studie die liquiden Mittel im Jahr 2024 um 34% gestiegen seien, bleibe die strukturelle Verschuldung eine Belastung. Rückläufige EBITDA-Zahlen könnten die jüngst verbesserten Verschuldungskennzahlen (Net Leverage, Total Leverage) wieder verschlechtern. AlixPartners prognostiziert, dass sich diese Entwicklung negativ auf künftige Refinanzierungsbedingungen auswirken dürfte – gerade für Unternehmen mit bereits angespannter Kapitalstruktur. Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung: Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen sei 2024 in Deutschland um 22 % auf 21.812 Fälle gestiegen. In der Schweiz habe der Anstieg 19 % betragen. AlixPartners nennt als Hauptursachen strukturelle Belastungen wie hohe Energiepreise, gestiegene Lohnkosten, schwache Konsumnachfrage und geopolitische Unsicherheiten. Die zwar rückläufige, aber noch spürbare Inflation sowie der starke Schweizer Franken wirkten dabei ebenfalls negativ auf die Ertragslage vieler Unternehmen.

In ihrer Studie hebt AlixPartners hervor, dass in der aktuellen Phase ein strukturiertes und transparentes Stakeholder-Management entscheidend für erfolgreiche Refinanzierungen sei. Besonders wichtig seien eine frühzeitige Einbindung von Anteilseignern, vollständige Transparenz gegenüber Finanzierern sowie realistische Geschäftspläne, die auf klarer Datenbasis und verlässlichen Annahmen beruhen. Die Fähigkeit, Vertrauen bei Gläubigern zu schaffen, werde laut AlixPartners zunehmend zum Schlüsselfaktor für eine

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Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.

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