„Wir helfen, das Geschäftsmodell strategisch weiterzuentwickeln“

Interview mit Kai Hübner, Investment Director Avedon Capital Partners

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Avedon investiert stark in den Sektoren Business Services, Consumer and Health, Smart Industries und Software and Technology und identifiziert hier frühzeitig die strategischen Herausforderungen.

Unternehmeredition: Vor welchem Hintergrund haben Sie in die DMS-Gruppe investiert und wie kam es dazu?
Kai Hübner: Wir fokussieren uns gezielt auf einzelne Nischen und treten dort mit Unternehmern in Kontakt. Eine Nische ist die Energiewirtschaft mit dem aktuellen Megatrend Energiewende. Auf Basis von eigenen Recherchen und Gesprächen mit Marktteilnehmern haben wir Business-Process-Outsourcing-( BPO-)Dienstleister als elementares Baustück zur erfolgreichen Umsetzung der Herausforderung „Energiewende“ identifiziert. Durch diesen längerfristigen Ansatz und das tiefe Verständnis der für DMS relevanten Themen konnten wir die Eigentümer und Geschäftsführung für uns gewinnen. Wir hatten bereits vorab Blaupausen und maßgeschneiderte Strategien entwickelt und im Beteiligungsprozess gemeinsam weiter verfeinert. Zentrale Themen für DMS sind unter anderem der Umgang mit Automatisierung in einem noch kapazitätsgetriebenen Geschäftsmodell sowie die Umsetzung von Ergänzungsakquisitionen.
Welche strategischen Herausforderungen hat Avedon in dem Verkaufsprozess identifiziert?

Im Verkaufsprozess mit DMS gab es zwei Herausforderungen: erstens die Einschätzung, ob die zukünftige Automatisierung ein Risiko oder eine Opportunität darstellt. Wir haben dafür nebst unserer Blaupause auch gemeinsame Workshops mit der Geschäftsführung durchgeführt und die Automatisierung als klare Chance identifiziert. Die energiewirtschaftlichen Prozesse sind sehr komplex und reguliert – jedoch erfordert die Menge an Daten und Prozessen, die durch die Energiewende zukünftig Einzug erhält, eine klare Automatisierungsstrategie für alle Marktteilnehmer. Die zweite Herausforderung war der Umgang mit der mittelständisch geprägten Datenlage; ein Sachverhalt, den wir oft vorfinden. Wir konnten nicht immer abschließend quantifizieren, wie weit die jeweilige Automatisierung bereits fortgeschritten ist – also haben wir einen deutlichen Pragmatismus an den Tag gelegt und Erkenntnisse auch durch direkte Gespräche mit der Geschäftsführung gewinnen können.
Was kennzeichnet die Zusammenarbeit von Avedon mit dem Management der Beteiligungsunternehmen?

Sowohl während als auch nach der Beteiligung fokussiert sich Avedon auf die strategischen Impulse. Durch unseren Sektoransatz verstehen wir Endmärkte und Geschäftsmodelle in der Tiefe. Avedon gibt also nicht nur Kapital, sondern hilft, das Geschäftsmodell strategisch weiterzuentwickeln. Ein Unternehmer würde sagen: Avedon ist bei Diskussionen auf Augenhöhe, gibt strategische Impulse zu relevanten Themen und verliert sich nicht in den Details, bei denen wir als Investor auch weniger Mehrwert liefern können. Dabei darf – immer in der Sache – auch kontrovers diskutiert werden. Die Zusammenarbeit mit Avedon soll den Beteiligten aber vor allem auch Spaß machen.
Wie viel Wachstum kann Avedon bei Beteiligungsunternehmen dann schaffen?

Nebst den organischen Themen erreichen wir Wachstum auch über anorganische Initiativen, also Zukäufe und deren Integration. Ein gutes Exempel dafür ist unsere Delabo.Group, ein Zusammenschluss aus Dentallaboren. Begonnen hatten wir mit drei Dentallaboren, mittlerweile haben wir die Gruppe auf fast 30 Dentallabore aufgebaut. Es gilt: Size matters. Warum? Eine große Gruppe kann unter anderem besser in Innovation investieren und so Digitalisierungsthemen für die Dentallabore vorantreiben, die meist noch stärker handwerklich geprägt sind und größere Investitionen allein nicht stemmen könnten. Ein Beispiel dazu: Die Delabo.Group hat ein eigenes Kompetenzcenter aufgebaut, welches sich ausschließlich mit 3D-Druck-Technologie beschäftigt. Zudem hat die Delabo.Group sowohl die finanziellen Mittel als auch die fachlichen Kapazitäten, 3D-Drucker selbst anzuschaffen und kostensparend zu betreiben − und das, obwohl der Kostenfaktor hier um ein Vielfaches höher ist als bei traditionellen CAD/CAM-Systemen.
Wir danken Ihnen für das interessante Gespräch!

ZUR PERSON

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Kai Hübner,
Investment Director,
Avedon Capital Partners
kai.huebner@avedoncapital.com

 

 

 

 

Dieses Interview ist in der aktuellen Ausgabe des Spezials “Investoren im Mittelstand” erschienen.

Autorenprofil
Georg von Stein

Georg von Stein arbeitet seit 27 Jahren als Journalist, Moderator und Trainer & Coach für Medienauftritte. In dieser Zeit hat er sehr viele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft insbesondere aus dem Private Equity-Sektor interviewt.

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