Im Rahmen eines strukturierten Investorenprozesses übernimmt die Wesemann-Gruppe zentrale Teile der insolventen Conen-Unternehmensgruppe. Betroffen sind die Conen Produkte GmbH, die Conen Holding GmbH sowie die Möbelwerk Niesky GmbH. Die Käufer – zwei neu gegründete Gesellschaften der Wesemann-Gruppe – führen den Betrieb an beiden Standorten fort. Insgesamt bleiben damit laut einer Pressemitteilung des Insolvenzverwalters 126 Arbeitsplätze erhalten: 55 in Gonzerath, 7 in der Holding sowie 64 im Werk Niesky. Die Transaktion stelle einen wichtigen Meilenstein im Rahmen des Insolvenzverfahrens dar, das im Februar 2025 am Amtsgericht Wittlich eröffnet wurde. Die Gesamtgruppe beschäftigte zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags 225 Mitarbeitende.
Als Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Tobias Wahl von Anchor Rechtsanwälte bestellt, der das Verfahren gemeinsam mit seinem Team begleitete. Unterstützt wurde er von Falkensteg Corporate Finance, hahn,consultants sowie Runkel Rechtsanwälte. Laut Wahl sei es gelungen, in einem herausfordernden Umfeld eine nachhaltige Fortführungslösung zu entwickeln. „Die Übernahme durch einen branchenerfahrenen Investor bietet gute Perspektiven für die Weiterentwicklung der beiden Standorte“, so der Insolvenzverwalter. Gregorio Calocero, zuständiger Verfahrensleiter bei Anchor, betont die Komplexität des Prozesses: „Trotz der schwierigen Ausgangslage konnte in wenigen Monaten ein überzeugendes Ergebnis erzielt werden.“
Know-how und Produktionskapazitäten sichern
Mit der Akquisition erweitert die Wesemann-Gruppe ihr Netzwerk um zwei traditionsreiche Standorte mit hoher Fertigungstiefe und Erfahrung in der Herstellung von Bildungs- und Büroeinrichtungen. Das inhabergeführte Unternehmen mit Sitz in Syke zählt seit Jahrzehnten zu den führenden Anbietern modularer Einrichtungssysteme für Labore, Fachräume und technische Arbeitsplätze. Mehr als 350 Mitarbeitende sind europaweit tätig. Frank Wesemann, neuer Gesellschafter, betont die langfristige Perspektive des Engagements: „Wir sind gekommen, um zu bleiben.“ Die Geschäftsführung der übernommenen Gesellschaften übernimmt André Dillinger von DWPARTNER. Er sieht gute Entwicklungsmöglichkeiten: „Wir bieten innovative Produkte, haben motivierte Teams und das Rückgrat einer starken Gruppe. Daraus wollen wir gemeinsam eine Erfolgsgeschichte entwickeln.“
„Das Verfahren zeichnete sich durch herausfordernde Rahmenbedingungen aus, insbesondere durch die Teilnahme an staatlichen Ausschreibungen während des Verfahrens. Wesemann konnte sich mit einem überzeugenden Konzept frühzeitig im Bieterverfahren behaupten und die Gläubiger überzeugen“, erklärt Georg von Verschuer, Partner bei Falkensteg.
Tradition mit Zukunftspotenzial
Die 1960 gegründete Conen-Gruppe war zuletzt mit rund 47 Mio. EUR Umsatz einer der führenden Anbieter von Möbeln und Halterungssystemen für Bildungseinrichtungen. Die Unternehmen zeichnen sich durch eine hohe vertikale Integration aus – von der Konstruktion bis zur Endmontage. Ein starker Einbruch im US-Geschäft, Verzögerungen im deutschen Digitalpakt sowie wachsender Wettbewerbsdruck führten 2024 zu massiven Belastungen. Mit dem jetzt erfolgten Verkauf ist ein wesentlicher Teil der Sanierung abgeschlossen. Nicht veräußert wurden die Conen Systems GmbH sowie die Conen Real Estate GmbH, für die Insolvenzverwalter Wahl derzeit weitere Optionen prüft.
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.