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Wachstum mit Beteiligungskapital

Mit neuer Technologie zur Unternehmensgründung

Ob Industrieautomaten oder iPhone, ob Messapparate oder Elektronik im Auto: Reflektierende Sonnenstrahlen machen die am Display angezeigten Daten mitunter unlesbar. Und dagegen sollte nichts zu machen sein? Als ehemaliger Vertriebsleiter eines US-Halbleiterunternehmens war Jürgen Eichner frühzeitig mit dem Bedarf an Lösungen konfrontiert. Gemeinsam mit einem Kollegen entwickelte er kurzerhand selbst eine Technologie, die Bildschirme und Displays zu erschwinglichen Preisen tageslichttauglich macht. Die VIA Optronics GmbH startete zunächst mit der Produktion kleiner Stückzahlen und arbeitete von Beginn an profitabel. Schon wenige Monate nach der Gründung und der Etablierung bei renommierten Firmenkunden wie Siemens und VW wurde die Internationalisierung ein Thema. „Allen voran die Automobilhersteller haben uns gedrängt, ihnen mit unserer Produktion nach Asien zu folgen“, berichtet Eichner.

Expansion in die USA und nach China

Der Unternehmer begab sich zunächst auf die Suche nach einem international aufgestellten Partner. Letztlich erwies sich eine Akquisition als beste Lösung. VIA Optronics übernahm die Display Systems Division von Eichners früherem Arbeitgeber, der sich von diesem Geschäftsbereich ohnehin trennen wollte. Der Zukauf öffnete den Zugang zu Industriekunden in den USA. Gleichzeitig verfügte das fränkische Unternehmen nun über einen Standort in Suzhou nahe Shanghai, wo die übernommene Firma auf Basis einer Lohnfertigung produzieren ließ. Der nächste Schritt der Internationalisierung war vorprogrammiert, als sich VIA Optronics über den US-Markt den Zugang zu den großen PC-Herstellern erschloss. Auch diese Branche, die rund 80% ihrer weltweiten Produktion in und um Shanghai fertigen lässt, drängte den Display-Spezialisten zum Ausbau seiner Aktivitäten in Asien. Konsequenz: Die Franken gründeten nun eine eigene Produktionsfirma in chinesischen Suzhou.

Finanzierung mit offenen und stillen Beteiligungen

Möglich wurde all dies auch deshalb, weil Eichner die passenden Kapitalgeber gefunden hat. Die BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft investierte kurz nach der Gründung einen Mix aus offener und stiller Beteiligung i.H.v. 500.000 EUR für den Aufbau der Fertigungskapazitäten und die Finanzierung des Working Capitals. Die BayBG war von der wachsenden Nachfrage nach veredelten Displays ebenso überzeugt wie von der Qualität von Produkt und Unternehmen. „VIA Optronics hat in dieser Zukunftsbranche einen Technologievorsprung von rund zwei Jahren und ist weltweit einer der wenigen Hersteller, die das Know-how für derartig hochwertige Displays und Monitore besitzen“, sagt BayBG-Geschäftsführer Peter Pauli. Die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft engagierte sich erneut anlässlich des Erwerbs der US-Firma in einer zweiten Finanzierungsrunde mit nun 1 Mio. EUR. Zusätzliche Mittel zum Aufbau des Produktionsstandorts in China stellte wenig später die britische Private-Equity-Gesellschaft WHEB bereit.

Ausblick
VIA Optronics will vor allem die Fertigung in China weiter ausbauen. Ein Gutteil zum weiteren Wachstum in Fernost soll zudem die bereits begonnene Vergabe von Lizenzen beitragen. „Das hilft uns dabei, die Nummer eins in diesem Markt zu werden“, sagt Eichner. Er rechnet für 2011 mit einer Umsatzsteigerung von 60% und will das Volumen im kommenden Jahr noch einmal verdoppeln.
„Die Nachfrage in China unterliegt starken Schwankungen“
Interview mit Jürgen Eichner, Geschäftsführender Gesellschafter, VIA optronics GmbH

Unternehmeredition: Herr Eichner, war die Expansion nach Asien von Beginn an fester Bestandteil Ihrer Unternehmensstrategie?
Eichner: Wir sind zur Internationalisierung mehr oder weniger gezwungen worden. Computer- und Automobilhersteller etwa haben in Asien wichtige Produktionsstandorte, und diese Unternehmen wollen dann, dass wir vor Ort ebenfalls präsent sind. Im Industriebereich gibt es in den USA und Europa aber auch Firmenkunden, die von uns eine regionale Fertigung wünschen. Die Mehrheit unserer Mitarbeiter aber ist – bei einem Anteil von ca. zwei Dritteln – in China beschäftigt. Für den Vertrieb unserer Produkte können wir uns über die eigenen Standorte hinaus auf Distributionspartner in Frankreich, Israel, UK, Schweden und der Schweiz stützen.

Unternehmeredition: Vor welchen Herausforderungen standen Sie beim Aufbau der Produktion in China und wie haben Sie die Probleme gelöst?
Eichner: Die Nachfrage dort unterliegt oft starken Schwankungen. Im vergangenen Jahr beispielsweise war sie besonders groß, weil viele iPad-Konkurrenzprodukte auf den Markt kamen. Diese Firmen testen aber nicht erst lange die Absatzchancen, sondern fahren einfach die Stückzahlen hoch. Es gibt dort deshalb auch relativ viele Insolvenzen. Prompt wurden viele dieser Produktionen mittlerweile wieder eingestellt und wir mussten die Zahl unserer Mitarbeiter in Suzhou von 400 auf 150 reduzieren. Jetzt aber kommen schon wieder neue Produkte, an denen wir uns als Zulieferer beteiligen sollen. Wir werden über kurz oder lang wieder auf 500 bis 600 Mitarbeiter aufstocken. Alles, was darüber hinausgeht, ist uns jedoch zu risikoreich. Man kann nicht dauernd Leute ausbilden und sie dann wieder entlassen. Wir öffnen uns deshalb und bieten unsere Technologie, Material und Support jetzt anderen Firmen aus China und Taiwan im Lizenzverfahren an. VIA Optronics ist dadurch bei einem geringeren Risiko breiter aufgestellt. Wir selbst fertigen nur noch für die Auftragsspitzen, das Restrisiko des Hoch- und Herunterfahrens der Produktion tragen die Lizenznehmer.

Unternehmeredition: Wie sieht es mit den bürokratischen und juristischen Rahmenbedingungen in China aus?
Eichner: Wenn man sich an die Regeln hält, kommt man mit rechtlichen Angelegenheiten wie der Registrierung und der Lizenzierung gut zurecht. Unsere eigene Firma dort konnten wir ca. ein halbes Jahr nach der Antragstellung gründen. Das läuft alles fair. Allerdings werden jetzt verstärkt auch wieder Restriktionen eingeführt, weil Ausländer immer wieder Einfuhrsteuern umgangen oder Billiglohnkräfte eingestellt haben.

Unternehmeredition: Welche Bedeutung hat das Beteilungskapital als wesentlicher Finanzierungsbaustein Ihrer Strategie?
Eichner: Das war von Beginn an und nicht zuletzt mit Blick auf den zeitlichen Ablauf enorm wichtig. Über das Netzwerk Nordbayern kam ich ziemlich schnell mit der BayBG in Kontakt. Die Beteiligungsgesellschaft hat dann in kürzester Zeit ihre Analyse gemacht und die Finanzierung innerhalb von drei Monaten umgesetzt. Ich bin gerade mit Blick auf die Expansion in Asien heute froh, dass wir dieses stabile Fundament haben. Deutsche Banken sind für Neuinvestitionen in China, die noch keine Gewinne abwerfen, kaum offen. Das ist im Lauf der Jahre eher noch restriktiver geworden. Bei chinesischen Banken ist das etwas anders. Sie hängen zum Teil am Staat und zeigen ein entsprechendes Interesse an der Finanzierung von Ansiedlungen.

Unternehmeredition: Herr Eichner, vielen Dank für das Gespräch.

Artikel und Interview: Norbert Hofmann
redaktion@unternehmeredition.de

Kurzprofil: VIA Optronics GmbH
Gründungsjahr: 2006
Branche: Displays und Monitore
Unternehmenssitz: Schwarzenbruck bei Nürnberg
Mitarbeiterzahl: 245
Umsatz 2010: 8,8 Mio. EUR
Umsatz 2011e: 16 Mio. EUR
Internet: www.via-optronics.com

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