Johann Gottlob Nathusius galt um 1810 als Gründer des ersten deutschen Industriekonzerns. 200 Jahre später ist sein Ururenkel mit der Sanierung des traditionsreichen Fahrradherstellers MIFA beschäftigt: Heinrich von Nathusius, Seniorchef von IFA Rotorion, übernahm den insolventen Fahrradhersteller.
Keine Controllingabteilung
Mitten in der Innenstadt von Sangerhausen befinden sich die Produktionshallen des Unternehmens. Leicht ironisch nennt von Nathusius die Produktion „mittelalterlich“. Weil das Gelände zu klein ist, müssen die LKW der Teilelieferanten oder die ausliefernden Kollegen Wartezeiten bis zu zwei Stunden in Kauf nehmen. Das wird es künftig nicht mehr geben: „Eine Stunde LKW-Standzeit kosten uns 150 Euro“, so von Nathusius. „Das macht bei bis zu 80 LKWs am Tag jährliche Einsparungen in Höhe von 5 Mio. Euro.“ Auch hatte MIFA rund um sein Produktionswerk zehn Lagerhallen angemietet. „Die werden wir bis auf eine Halle reduzieren.“ Vom Entsetzen, bei rund 600 Mitarbeitern keine eigene Personalabteilung vorzufinden, ebenso wenig wie eine funktionierende Buchhaltung und Controlling, die er jetzt aufbaut, will er gar nicht reden. „Hier stand eindeutig die Kurspolitik der Aktie im Vordergrund.“
Neue Fabrik auf der grünen Wiese
Für Heinrich von Nathusius kommt nach der kurzfristigen Restrukturierung nur der Neubau einer Fabrik auf der grünen Wiese in Frage: „Wir werden hier mit

der Unterstützung des Fraunhofer-Instituts eine Fabrik 4.0 bauen. Statt an einem Montageband wird dann zukünftig an zehn Bändern montiert werden. Lieferanten stellen die Teile just-in-time bereit. Wir verhandeln mit unseren Teilelieferanten, sich hier direkt anzusiedeln“, so von Nathusius. Die neue Fabrik wird mit 12 Mio. Euro fast ebenso teuer wie eine Restrukturierung am innerstädtischen Standort. Nun ist das Land gefordert. „Ich will im September die Baufreiheit haben.“ Aus alter Familientradition will der Unternehmer in Sachsen-Anhalt bleiben: „Außer man vertreibt mich von hier.“
Kurprofil MIFA-Bike Gesellschaft mbH
Gründungsjahr | 1907 (neu: 2014) |
Branche | Fahrradindustrie |
Unternehmenssitz | Sangerhausen (Sachsen-Anhalt) |
Umsatz 2014 | 80 Mio. Euro |
Mitarbeiterzahl | 600 |